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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ein Kind hielt sie die Hand ihrer Befehlshaberin umklammert, ihre Augen flehten Honor an, zu bewirken, daß es alles nur ein Alptraum gewesen sei und nicht wahr, und Honor kniete sich wieder neben sie.
    »Können Sie uns sagen, was geschehen ist?« fragte sie sanft. Jackson zuckte zusammen, als wäre sie geschlagen worden. Doch diesmal leckte sie sich die schorfbedeckten Lippen und nickte ganz leicht und furchtbar ängstlich.
    »Jawohl, Ma’am«, flüsterte sie, doch dann arbeiteten ihre Lippen, ohne einen Laut vorzubringen, und frische Tränen liefen ihr aus den Augen.
    »Lassen Sie sich Zeit«, murmelte Honor in gleichmäßig sanftem Ton. Jackson schien aus dieser Ermutigung ein wenig fragiler Kraft zu ziehen.
    »S-sie haben uns aufgenommen«, flüsterte sie mit dünner, zerbrechlicher Stimme. »Der Captain, der Eins-O und ich, w-wir waren die einzigen überlebenden Offiziere, Ma’am. I-ich glaube, es gab noch zwanzig oder … oder dreißig andere. Ich bin nicht sicher.«
    Wieder mußte sie schlucken, und eine Sanitäterin drückte Honor einen Becher Wasser in die freie Hand. Sie hielt ihn Jackson an die Lippen, und diese hob den Kopf und nippte ein wenig. Dann ließ sie sich auf die Trage zurücksinken und schloß die Augen. Als sie wieder sprach, geschah es mit tonloser, mechanischer Stimme bar jeder Gefühlsregung.
    »Sie brachten uns hierher. Eine Weile – ein paar Tage, glaube ich – war es nicht schlimm, aber dann verlegten sie alle Offiziere in eine Zelle. Sie sagten …« – die kurze, wie eingefrorene Ruhe zeigte erste Risse –, »sie sagten, wenn wir Frauen das Tragen einer Uniform gestatteten, dann sollte der Captain seine H-huren bei sich halten.«
    Die belebte Seite von Honors Gesicht unterschied sich von der anderen in ihrer Maskenartigkeit nicht mehr, doch sie drückte dem Ensign die Hand.
    »Dann … dann haben sie einfach durchgedreht«, flüsterte Jackson. »Sie kamen und nahmen … mich und … den Eins-O mit. W-wir dachten, wir sollten verhört werden, aber sie warfen uns in … in diesen großen Raum, und da waren all diese Männer , und sie … sie …«
    Die Stimme brach ihr, und Honor strich ihr über das tränenfeuchte Gesicht.
    Jackson schluchzte auf.
    »Sie sagten, es würde geschehen, weil wir Frauen sind«, keuchte sie. »Sie … sie lachten darüber, und sie taten uns weh, und sie sagten … sie sagten, es ist G-g-gottes Wille … Satans H-h-huren zu bestrafen!«
    Sie riß die Augen auf und mühte sich ab, bis sie aufrecht saß. Sie starrte Honor ins Gesicht, und ihre Hand umklammerte Honors wie eine Klaue.
    »Wir haben uns gewehrt, Ma’am. Wir haben uns gewehrt! A-aber wir waren in Handschellen, und es waren einfach so viele! Aber, Ma’am, wir haben uns gewehrt. Wir haben uns gewehrt !«
    »Ich weiß, Mai-ling. Ich weiß, daß Sie sich gewehrt haben«, sagte Honor zwischen Tränen und drückte die mißhandelte junge Frau an sich. Krampfhaft zuckend beruhigte der Ensign sich langsam. Sie ließ den Kopf auf Honors Schulter sinken, und ihre Stimme war gebrochen und leblos.
    »A-als sie … fertig waren, brachten sie uns hierher zurück. Der Captain – Captain Alvarez – er tat, was er konnte, a-aber er hatte es nicht gewußt, Captain. Er hatte nicht gewußt, was sie tun würden.«
    »Ich weiß«, flüsterte Honor wieder, und der Ensign biß die Zähne zusammen.
    »D-dann kamen sie wieder, u-und ich konnte mich nicht mehr wehren, Ma’am. I-ich konnte einfach nicht. Ich versuchte zu kämpfen, aber …« Bebend rang sie nach Luft. »Commander Brigham konnte noch. I-ich glaube, sie hat welche von ihnen wirklich schlimm verletzt bevor sie sie niederschlugen, aber dann schlugen sie sie und schlugen sie und schlugen sie!« Die Stimme überschlug sich, und eine Sanitäterin trat mit einem Injektionspflaster heran. Jackson schüttelte sich in Honors Armen.
    »Der Captain versuchte, sie aufzuhalten. E-er versuchte es … und dann haben sie ihn mit den Gewehrkolben niedergeschlagen, und dann … dann …« Sie wand sich vor Qual, und Honor hielt ihr den Mund zu, um sie zum Schweigen zu bringen, bis das Beruhigungsmittel wirkte. Den großen, getrockneten Blutfleck auf dem Fußboden der Zelle hatte sie bereits gesehen, und auch die Streifen, die zur Tür führten, so als hätten die Fersen von jemandem, den man hinausschleifte, sie hinterlassen.
    »Und dann haben sie uns wieder vergewaltigt«, sagte der Ensign schließlich. Ihre Augen wurden trüb. »Wieder und wieder, und … und dann

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