Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
waren andere, siebenundzwanzig Jahre an Erinnerungen, von denen jede tiefer und grausamer schnitt als die vorherige, als sie es schließlich begriff – jetzt, da es zu spät war: Sie hatte ihm nie gesagt, daß sie ihn liebte.
    Und unter dem Gefühl des Verlustes saß ihr Schuldgefühl und wetzte das Messer, das ihr in die Seele schnitt. Im Stich gelassen hatte sie ihn! Er hatte gewollt, daß sie blieb, und sie nur auslaufen lassen, weil sie darauf bestand; und weil die Fearless nicht dagewesen war – weil sie nicht dagewesen war, mußte er mit einem einzigen Zerstörer ins Gefecht gehen und sterben.
    Es war ihre Schuld. Er hätte sie gebraucht, und sie war nicht dagewesen … und das hatte ihn getötet. Sie hatte ihn getötet, als hätte sie ihm mit eigener Hand einen Pulserbolzen durch den Kopf gejagt.
    Das Schweigen senkte sich immer dichter über die Brücke der Fearless , während alle den Blick auf die Frau im Kommandosessel richteten. Eine Fassungslosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben, wie selbst der Überraschungsangriff der LACs sie nicht hervorgerufen hatte, und der Blick des Baumkaters war trübe geworden. Nimitz hatte sich auf der Rückenlehne zusammengekauert, die spitzen Ohren zurückgelegt und den Schwanz eng um sich geschmiegt.
    Sein leiser, herzzerreißender Trauergesang war das einzige Geräusch auf der Brücke. Honor rannen die Tränen die Wangen hinab.
    »Ihre Befehle, Captain?« brach Venizelos schließlich das Schweigen der Brückencrew, und mehr als einer zuckte zusammen, als seine ruhige Frage in die Trauer der Kommandantin eindrang.
    Honors Nasenflügel bebten. Mit einem scharfen Geräusch sog sie den Atem ein, und ärgerlich fuhr sie sich mit dem Handrücken, fast brutal, durch das feuchte Gesicht, dann straffte sie die Schultern.
    »Aufzeichnen zur Übertragung, Lieutenant Metzinger«, befahl sie mit einer Stimme wie gehämmertes Eisen, die niemand je von ihr gehört hatte. Ihr Signaloffizier schluckte.
    »Aufzeichnung läuft, Ma’am«, meldete sie leise.
    »Botschafter Langtry«, begann Honor in unverändertem Ton. »Ich bestätige den Empfang Ihrer Nachricht. Wir haben verstanden. Hiermit bringe ich zur Meldung, daß mein Geschwader bereits beim Einlaufen in das Jelzin-System von drei LACs angegriffen wurde und diese vernichtet hat. Im Licht Ihrer Nachricht halte ich diese Boote für masadanischen Ursprungs. Wir haben Verluste und Beschädigungen erlitten, die Kampfkraft des Geschwaders wurde jedoch nicht beeinträchtigt.«
    Wieder atmete sie durch und spürte die Augen der Offiziere und Brückengasten auf sich ruhen.
    »Ich werde mich mit Höchstbeschleunigung nach Grayson begeben. Erwarten Sie mein Eintreffen in der Umlaufbahn in …« – sie warf einen Blick auf ihre Astrogationsanzeige –, »annähernd vier Stunden, achtundzwanzig Minuten ab jetzt.«
    Sie starrte in den Aufzeichner, und einer ihrer Mundwinkel zuckte. Die braunen Augen schimmerten wie Stahl, von der Wut geschmiedet und von Trauer und Schuldgefühlen gehärtet. Ihre Stimme war kälter als das All.
    »Bis ich umfassende Informationen besitze, wird es unmöglich sein, detaillierte Pläne zu formulieren. Sie können jedoch bereits die Regierung von Grayson unterrichten, daß ich beabsichtige, die Verteidigung des Sonnensystems, Admiral Courvosiers anscheinenden Absichten entsprechend, fortzusetzen. Bitte bereiten Sie einen vollständigen Hintergrundbericht für mich vor. Insbesondere benötige ich eine sofortige Beurteilung von Graysons verbliebenen militärischen Kapazitäten und die Zuteilung eines Verbindungsoffiziers für mein Geschwader. Zehn Minuten nach Erreichen der Umlaufbahn um Grayson treffe ich mich mit Ihnen und dem graysonitischen befehlshabenden Offizier in der Botschaft. Harrington aus.«
    Sie lehnte sich zurück, und ihr starkknochiges Gesicht verriet keine weitere Regung. Die Entschlossenheit, die von ihr ausging, übertrug sich auf die Brückencrew. Alle wußten so gut wie Honor, daß die gesamte graysonitische Navy, auch ohne Verluste erlitten zu haben, gegen die Masse nutzlos wäre, der sich entgegenzustellen die Kommandantin sie gerade verpflichtet hatte. Die Chancen, daß einige von ihnen oder einige ihrer Kameraden an Bord der anderen Schiffe des Geschwaders bald sterben würden, standen nicht schlecht, und niemand war besonders scharf darauf, den Tod zu finden. Aber andere Kameraden waren bereits gestorben, und man hatte sie angegriffen.
    Unter Honors Offizieren war kein Protege Admiral

Weitere Kostenlose Bücher