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Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacKenzies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ren. Sie mussten immer noch unentdeckt von hier wegkommen, ein hysterischer Anfall würde alle Chancen zunichte machen. Barrie schluckte zweimal, kämpfte um die Kontrolle ihrer Emotionen, wie sie um die Beherrschung angesichts der Schmerzen gekämpft hatte. Die Tränen rollten ihr die Wangen hinunter, aber Barrie zwang sich dazu, sich hinzusetzen. Sie hatte nichts getan, dessen sie sich schämen müsste. Sie würde darüber hinwegkommen. „Ich bin in Ordnung“, sagte sie und war froh, dass das notwendige Flüstern die Schwäche ihrer Stimme verbarg.
    Er ging vor ihr in die Hocke und begann, seine Ausrüstung abzulegen. Es war zu dunkel im Raum, um zu erkennen, worum genau es sich bei jedem einzelnen Teil handelte, aber Barrie erkannte eine Automatikwaffe, die er jetzt auf den Boden vor sich legte. Dumpf sah sie ihm zu, bis er anfing, sein Hemd auszuziehen. Die Angst packte sie, versetzte ihr einen mächtigen Hieb wie mit einem Vorschlaghammer. Oh, Gott, er würde doch nicht …
    Sanft legte er ihr sein Hemd über die Schultern, zog ihre Arme durch die Ärmel wie bei einem kleinen Kind, verschloss behutsam die Knöpfe und achtete sorgsam darauf, Barrie nicht unnötig zu berühren. Der Stoff hielt noch seine Körperwärme, hüllte sie ein wie eine Decke. Dieses plötzliche Bewusstsein von Geborgenheit und Schutz rieb Barrie auf wie ihre vorherige Nacktheit. Ihr Herz schwoll an und schien im Sturzflug in die Knie zu gleiten. Zögernd streckte sie die Hand in einer entschuldigenden Geste aus. Tränen tropften ihr von den Wimpern, hinterließen salzige Spuren auf ihren Wangen. Während des vergangenen Tages hatte sie bis dahin so unvorstellbare männliche Brutalität erlebt, dass seine Zartheit ihr umso mehr zusetzte und an ihrer Selbstbeherrschung zerrte.
    Eine Sekunde verstrich, dann eine zweite. Schließlich schloss er seine Finger um ihre Hand. Seine Hand war so viel größer als ihre. Barrie fühlte Kraft und Wärme um ihre kalten Finger strömen, die Kontrolle eines Mannes, der sich seiner Stärke bewusst war. Er drückte ihre Finger sanft, dann ließ er ihre Hand los.
    Sie starrte ihn an und versuchte, Züge seines Gesichts auszumachen, doch Dunkelheit und Tränen verhinderten es. Sie erkannte nur, dass er ein schwarzes T-Shirt trug, und jetzt legte er seine Ausrüstung geräuschlos wieder an. An seinem Handgelenk leuchtete kurz das Zifferblatt einer Uhr auf.
    „Wir haben genau zweieinhalb Minuten, um hier rauszukommen“, murmelte er. „Sie tun genau das, was ich sage, wenn ich es sage.“
    Vor diesem flüchtigen Augenblick des Verstehens wäre sie dazu kaum in der Lage gewesen, doch nun gab es so etwas wie ein Band zwischen ihnen. Barrie nickte stumm und stand auf. Ihre Knie waren unsicher, sie drückte sie angestrengt durch und schob sich das Haar aus dem Gesicht. „Ich bin so weit.“
    Sie hatten gerade den zweiten Schritt gemacht, als unter ihnen ein Stakkato von Maschinenpistolensalven die Nacht durchschnitt.
    Ihr Retter schwang lautlos so schnell herum, dass Barrie nicht einmal Zeit zum Blinzeln blieb. Hinter ihr wurde die Tür aufgestoßen. Grelles Licht flutete in den Raum, trotzdem erkannte Barrie den massigen Umriss im Türrahmen. Eine Wache. Natürlich hatte eine Wache vor der Tür gestanden. Dann sah sie nur noch eine blitzschnelle Bewegung, hörte einen dumpfen Schlag und ein Grunzen, und der Wachposten sackte zusammen. Ihr Retter fing die leblose Gestalt auf, schleifte sie ins Zimmer hinein, dann packte er Barrie beim Handgelenk und zog sie hinter sich her in den Korridor hinaus.
    Ein enger Gang, schmutzig und vollgestellt mit Gerümpel. Das Licht, das ihr so grell erschienen war, stammte von einer einzelnen nackten Glühbirne. Von unten und von der Straße waren weitere Gewehrsalven zu hören. Das Treten von harten Laufschritten näherte sich von links. Rechter Hand lag eine verschlossene Tür, dahinter sah Barrie die erste Stufe einer unbeleuchteten Treppe.
    Ihr Retter schloss die Tür des Zimmers, aus dem sie gerade gerannt waren, dann packte er Barrie um die Hüfte und trug sie unter dem Arm wie einen Sack. Barrie klammerte sich wie betäubt an sein Bein, während er pfeilschnell mit ihr in das nächste Zimmer und in die schützende Dunkelheit verschwand. Er hatte kaum die Tür geschlossen, als laute Schreie und Flüche auf dem Gang erklangen. Barrie drückte ihr Gesicht mit zusammengekniffenen Augen an das schwarze Hosenbein.
    Er richtete sie auf und stellte sie auf die Füße, schob sie

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