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Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacKenzies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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zuflüsterte:
    „Wir müssen aus diesem Gebäude heraus. Meine Männer haben es so aussehen lassen, als seien wir entkommen, aber wir werden wahrscheinlich nicht vor morgen Nacht zu ihnen stoßen. Wir brauchen einen sicheren Unterschlupf, wo wir abwarten können. Haben Sie eine Vorstellung von dem Grundriss hier?“
    Sie schüttelte den Kopf und folgte seinem Beispiel, indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte und die Lippen nahe an sein Ohr heranbrachte. „Man hatte mir die Augen verbunden, als sie mich herbrachten.“
    Er nickte knapp und richtete sich auf. Und wieder verspürte Barrie Bedauern beim Verlust seiner Nähe. Sie fühlte einen Drang, sich an Mackenzie und die Sicherheit, die er repräsentierte, zu klammern. Ihr war klar, dass es sich nur um eine vorübergehende Schwäche handelte. Trotzdem brauchte sie ihn im Moment mit einer Dringlichkeit, die nahezu schmerzhaft war. Sie musste diese stählerne Kraft spüren, die als sichere Barriere zwischen ihr und diesen Widerlingen, die sie entführt hatten, stand.
    Vorübergehend oder nicht, Barrie hasste das Gefühl. Es erinnerte sie zu sehr an die Verzweiflung, mit der sie sich nach dem Tode von Mutter und Bruder an ihren Vater gebunden hatte. Zugegeben, damals war sie noch ein Kind gewesen, und die intensive Beziehung zu ihrem Vater hatte ihr gutgetan. Doch manchmal war es auch erstickend und einzwängend gewesen. In ihrer eigenen stillen Art hatte Barrie begonnen, Schritt für Schritt Distanz zu schaffen. Jetzt war diese Katastrophe passiert, und ihr erster Impuls war sofort wieder klammern. Würde das immer so weitergehen? Jedes Mal, wenn sie ein Trauma in ihrem Leben durchmachte, sollte sie zur Klette werden? So wollte sie nicht sein – kein Schwächling, der sich auf die Kraft der anderen verließ. Dieser Albtraum hatte ihr gezeigt, wie leicht die scheinbare Sicherheit ihres Lebens zu zerstören war. Anstatt auf andere zu zählen, wollte sie eigene Stärken entwickeln, Stärken, von denen sie wusste, dass sie vorhanden, aber noch nie gefordert worden waren. Das würde sich ab jetzt ändern.
    Möglich, dass dieser Prozess bereits eingesetzt hatte. Die Wut, die von ihr Besitz ergriffen hatte, als sie nackt und frierend auf dem Bett lag, brannte noch immer in Barrie. Nur dieser Zorn hielt sie davon ab, sich der Schwäche ihres Körpers zu ergeben. Sie würde nichts tun, was Mackenzie in irgendeiner Weise behindern könnte. Also riss sie sich zusammen, drückte die Knie durch und reckte die Schultern. „Was machen wir jetzt? Kann ich helfen? Irgendetwas tun?“
    Da an dem Fenster in diesem Raum keine Vorhänge hingen, konnte Barrie Mackenzies Züge im schwachen Licht erkennen – die hohen Wangenknochen, das markante Kinn, den festen Mund mit den klaren Konturen. Wie eine griechische Statue.
    „Ich werde Sie eine Weile allein lassen müssen. Schaffen Sie das?“ Panik stieg in ihr auf, und nur mit Mühe gelang es Barrie, den protestierenden Aufschrei zu unterdrücken, der sie beide verraten würde. Sie presste die Lippen zusammen, damit er ihr nicht doch noch entschlüpfte, und nickte stumm.
    Er zögerte. Barrie spürte seinen musternden Blick, so als fühle er ihre Angst und überlege, ob er es wagen konnte, sie tatsächlich allein zu las sen. „Ich bin in einer halben Stunde zurück“, sagte er schließlich. „Ehrenwort.“
    Er zog etwas aus der Brusttasche seiner Weste und entfaltete es – eine Art dünne Decke, die er Barrie um die Schultern legte. Das Tuch speicherte sofort die wenige Wärme, die ihr Körper noch aussandte. Mackenzie ließ die Enden los, die Decke klaffte auf, und Barrie griff hastig danach, um die Wärme nicht zu verlieren. Bis sie die Decke wieder um sich geschlungen hatte, war Mackenzie durch einen Türspalt verschwunden, genauso lautlos und flink, wie er durch das Fenster in den anderen Raum eingestiegen war.
    Barrie war allein in der Dunkelheit. Alles in ihr rebellierte, aber sie ignorierte es. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, kein Geräusch zu machen. Aus dem Gebäude war nichts mehr zu vernehmen, es herrschte absolute Stille. Hatten ihre Entführer den Standort aufgegeben, nachdem sie dachten, sie sei entkommen? Verfolgten sie jetzt Mackenzies Team, weil sie glaubten, die Geisel sei dabei?
    Erst als Barrie schwankte, wurde ihr klar, dass sie sich auch setzen könnte. Sorgfältig darauf achtend, keinen Laut zu verursachen, kauerte sie sich auf den Boden und zog die Decke fest um sich. Aus welchem Material dieses

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