Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
Tuch auch immer bestehen mochte, es isolierte sogar die Kälte des Steinfußbodens. Barrie zog die Knie an und legte den Kopf darauf. Seit Stunden hatte sie sich nicht so gut gefühlt, unausweichlich fielen ihr die Lider zu. Allein im Dunkeln, schlief sie ein.
3. KAPITEL
D ie Waffe im Anschlag, schlich Zane durch das zerfallene Gebäude und stieg vorsichtig über Geröll und Bauschutt hinweg. Sie waren in der obersten Etage, blieb also nur der Weg nach unten. Er wusste, wo die Ausgänge lagen. Was er nicht wusste, war, wo die Entführer sich aufhielten. War das Haus nur als kurzfristiges Versteck ausgesucht worden oder handelte es sich um einen permanenten Schlupfwinkel? Falls Letzteres stimmte, wie viele Männer hielten sich hier auf, und wo waren sie? Das musste Zane in Erfahrung bringen, bevor er es riskieren konnte, Miss Lovejoy herauszuschleusen. In einer knappen Stunde würde die Morgendämmerung hereinbrechen, bis dahin musste er Barrie Lovejoy an einen sicheren Ort gebracht haben.
Zane blieb an der Biegung des Korridors stehen und presste sich flach gegen die Wand. Den Kopf drehte er gerade so weit, dass er in den nächsten Gang hineinsehen konnte. Nichts, alles leer. Lautlos schlich er weiter.
Er hatte die schwarze Maske wieder über das Gesicht gezogen und sich Schmutz und Erde auf die nackten Arme geschmiert. Da er Miss Lovejoy sein Hemd gegeben hatte, war das nötig geworden, damit die bloße Haut im Dunkeln nicht zu sehen war. Obwohl, so braun gebrannt, wie er war, bestand ein sehr viel geringeres Risiko, dass man seine Arme erkennen könnte als bei Miss Lovejoys hell schimmernder Haut. In dem Zimmer, in dem sie festgehalten wurde, hatte er sie deutlich sehen können. Da er nirgendwo Kleider gefunden hatte, war ihm gar nichts anderes übrig geblieben, als ihr sein Hemd zu geben. Sie hatte vor Kälte gezittert – Kälte, hervorgerufen durch Schock, denn die Nacht war warm –, und wahrscheinlich wäre sie in Hysterie ausgebrochen, hätte Zane versucht, sie splitterfasernackt wegzuschaffen. Er war darauf eingestellt gewesen, sie bewusstlos zu schlagen. Aber bis jetzt hielt sie sich ziemlich gut. Sie hatte nicht einmal geschrien, als er plötzlich neben ihr auftauchte. Er spürte allerdings auch, an welch seidenem Faden ihre Selbstbeherrschung hing. Der konnte jederzeit reißen.
Was nur verständlich war. Wahrscheinlich würde sie zusammenbrechen, sobald alles vorbei und sie in Sicherheit war, aber bisher riss sie sich zusammen. Ihr Mut verlangte Zane eine seltsame Mischung aus Respekt, Zärtlichkeit und tödlicher Entschlossenheit ab, sie zu beschützen. Seine Aufgabe war es, Miss Lovejoy sicher aus Libyen herauszubringen, nicht, Vergeltung an ihren Entführern zu üben. Doch sollte einer dieser Dreckskerle ihm über den Weg laufen …, umso besser.
Der dunkle Schlund einer hinabführenden Treppe tat sich vor Zane auf. Das Schwarz war beruhigend. Nicht nur bewies es ihm die Abwesenheit eines möglichen Wachpostens, es würde ihn selbst unsichtbar machen. Die ursprünglichen Instinkte der Menschen waren nun mal alle gleich. Im wachen Zustand wollte jeder Licht um sich haben, auch um sich nähernde Feinde sehen zu können. Er aber war ein SEAL, für ihn war die Dunkelheit ein Gehilfe, den er sich zunutze machte.
Vorsichtig trat er auf die erste Stufe, den Rücken weiterhin fest an die Wand gepresst. Die Treppe musste stabil sein, sonst hätten die Entführer sie nicht benutzt.
Ein unmerkliches Aufhellen der Dunkelheit zeigte ihm, dass er sich dem unteren Ende näherte. Zane verhielt sich regungslos und lauschte angestrengt. Da. Er hatte es gehört, den entfernten Hall von Stimmen. Verärgerte Stimmen, wütende Flüche, Rechtfertigungen. Zane sprach Arabisch, aber er war zu weit entfernt, um etwas Genaues verstehen zu können. Das war im Moment auch nicht wichtig, er hatte nur wissen wollen, wo die Kerle sich aufhielten, und das hatte er herausgefunden. Grimmig unterdrückte er den Drang, Rache für Miss Lovejoy zu üben. Seine Mission lautete, sie zu retten, nicht, sie unnütz einer noch größeren Gefahr auszusetzen.
Da er jetzt wusste, dass die Entführer sich im Erdgeschoss des Ostflügels aufhielten, schlug Zane den Weg zu der in westlicher Richtung gelegenen Treppe ein. Wachposten waren nicht zu sehen, die Kerle gingen davon aus, die Flucht sei gelungen, also bestand für sie kein Sinn mehr darin, noch Posten aufzustellen.
Die Missionen, die seiner Erfahrung nach perfekt abliefen, konnte er
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