Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
Raumes und in der schrecklichen Finsternis, die in ihrem Herzen geherrscht hatte, hatte Barrie unter die Oberfläche sehen können und tiefe Liebe für diesen Mann empfunden. So einfach war das. Und so kompliziert.
Nur weil sie so fühlte, musste Zane nicht genauso empfinden. Barrie kannte die Theorien der Psychologen. Es war das Weißer-Ritter-Syndrom, die Projektion von übermenschlichen Eigenschaften auf den Retter. Patienten verliebten sich doch ständig in ihre Ärzte oder Krankenschwestern. Zane hatte nur einen Auftrag erledigt, während das für Barrie bedeutete, dass er ihr Leben gerettet hatte. Sie schuldete Zane ihr Leben, sie würde ihm auf immer dankbar sein … Aber sie wusste auch, dass sie nicht für jeden Mann, der durch das Fenster geklettert wäre, tiefe Liebe empfunden hätte. Nein, diese Liebe empfand sie für Zane.
Barrie lag still auf seiner Brust, ihr Haar an seinem Hals. Sie spürte seinen kräftigen Herzschlag, fühlte, wie seine Brust sich mit jedem Atemzug hob und senkte. Sein Duft bezauberte sie mehr als jedes exotische Parfüm. Hier, auf Zanes Brust, in dieser baufälligen Baracke, fühlte sich Barrie mehr zu Hause als in jeder luxuriösen Umgebung.
Sie wusste nichts von ihm, von seinem Leben. Sie wusste nicht, wie alt er war, woher er stammte, was er gerne aß oder welche Programme er sich im Fernsehen ansah. Sie wusste auch nicht, ob er je verheiratet gewesen war.
Verheiratet! Grundgütiger, sie hatte nicht einmal gefragt! Ihr wurde jäh übel. Wenn er verheiratet war, dann konnte er unmöglich der Mann sein, für den sie ihn hielt. Und dann hatte sie soeben den größten Fehler ihres Lebens begangen.
Dabei lag die Schuld nicht allein bei ihm. Sie hatte ihn angefleht, und er hatte ihr mehr als einmal die Möglichkeit für einen Rückzieher gegeben. Wenn er sie nur aus Mitleid geliebt hatte … Sie würde es nicht ertragen können.
Barrie atmete tief ein. Sie musste einfach fragen. Unwissenheit mochte ein Segen sein, aber eine solche Nachsichtigkeit gegenüber sich selbst durfte Barrie sich nicht erlauben. Wenn sie etwas so grundlegend Falsches getan hatte, wollte sie es wissen.
„Bist du verheiratet?“, sprudelte sie heraus.
Zane zuckte nicht einmal zusammen. Er hob eine Hand und legte sie an Barries Nacken. „Nein“, antwortete er entspannt. „Und du darfst jetzt deine Krallen wieder aus meiner Haut nehmen.“ Die Worte klangen träge und amüsiert.
Barrie wurde klar, dass sie ihre Nägel in seine Brust geschlagen hatte, und lockerte schuldbewusst die Finger. „Entschuldige. Ich wollte dir nicht wehtun.“
„Es gibt Schmerz, und dann gibt es Schmerz“, meinte er lässig. „Kugeln und Messerstiche schmerzen höllisch. Im Vergleich dazu richten ein paar Kratzer von einem Kätzchen kaum Schaden an.“
„Kätzchen?“ Barrie wusste nicht, ob sie beleidigt oder belustigt sein sollte. Nach kurzer Überlegung siegte ihr Humor. Niemand ihrer Bekannten würde sie je so bezeichnen. Sie nannten Barrie damenhaft, ausgeglichen, umsichtig, verantwortungsbewusst, aber … Kätzchen?
„Mmh.“ Fast klang es wie ein Schnurren. Seine Finger kraulten genießerisch ihren Nacken, während die andere Hand zu ihrem Po glitt und zupackte. „Niedlich. Und du lässt dich gern streicheln.“
Das konnte sie nicht bestreiten, nicht wenn er es war, der sie streichelte, und seine Hände so köstliche erotische Empfindungen in ihr auslösten.
Ihn schien es auch nicht ungerührt zu lassen, denn seine Stimme klang heiser, als er anhob: „Ich muss dir ein paar Fragen stellen.“
„Welche?“, murmelte sie. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, während ihre Körper noch immer so nah beieinander waren. Barrie konnte es kaum fassen, aber die Leidenschaft kehrte zurück.
„Bist du die Gespenster losgeworden?“
Gespenster. Er meinte die bösen Erinnerungen an die rohe Behandlung durch diese schrecklichen Männer. Barrie überlegte eine Weile und stellte überrascht fest, dass dem tatsächlich so war. Sie war noch wütend und hätte sich liebend gern Zanes Pistole geliehen, aber ihre zu Tode verletzte Weiblichkeit war geheilt und hatte gesiegt, indem sie mit Zane geschlafen hatte. Vergnügen … das Wort reichte nicht aus, um das zu beschreiben, was sie mit ihm erfahren hatte. Selbst „Ekstase“ traf nicht die Intensität, das Gefühl des Sich-Verlierens in der eigenen Körperlichkeit.
„Ja“, flüsterte sie schließlich. „Die Gespenster sind fort.“
„Gut. Die zweite Frage:
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