Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
in Baile a’ Coille
besorgen. Ein Tee daraus wirkt schleimlösend und entzündungshemmend.“
Eifrig
machte sich Joan Notizen. Es folgten weitere Namen von Heilpflanzen, deren
Namen sie nie gehört hatte. Einige davon wuchsen in näherer Umgebung, andere
wiederum mussten aus der Apotheke beschafft werden. Auch die Rezepturen
notierte sich Joan sorgfältig, weil Màiri ihr kostbares Buch am nächsten Tag
wieder mit nach Barwick Castle nehmen wollte.
„Gleich
morgen werde ich einen der Männer nach Baile a’ Coille schicken, um die
Heilkräuter zu besorgen“, versicherte Joan und faltete den Zettel zusammen. „Wo
Robin nur bleibt? Er wollte nicht lange in Inverness bleiben.“
„Schade,
dass er wohl erst nach unserer Abreise zurück kommen wird.“ Màiri wickelte das
Buch wieder in das weiche Tuch ein. „Wie gerne würde ich die Spitze gleich mit
nach Hause nehmen.“
Joan
erhob sich lächelnd. „Barwick Castle ist doch nicht aus der Welt; Ewan kann dir
deine Waren mitbringen, wenn er Mìcheal das nächste Mal besucht.“
Màiri
verdrehte die Augen. „Wie ich meinen Bruder kenne, vergisst er die Spitzen. Für
Weiberkram hat er genauso wenig Verständnis wie alle anderen Männer.“
Schmunzelt
versprach ihre Schwägerin, Ewan an die kostbaren Kurzwaren zu erinnern.
*
Auch
von Dòmhnall wurde Robin Lamont schmerzlich vermisst. Ihm fehlten die langen
wertvollen Gespräche mit dem gebürtigen Lowlander, die Schachpartien und
nächtelangen Diskussionen über die Zukunft des Clans.
Natürlich
hatte der Laird Verständnis, dass Robin seinen todkranken Freund noch einmal
sehen wollte, dennoch hoffte er jeden Morgen beim Aufwachen, dass sein
Verwalter heimkommen möge.
Marion
nahm die leichte Unruhe ihres Mannes gelassen hin. Damit er nicht allzu sehr
grübelte, leistete sie ihm – so oft es ihre Zeit erlaubte – in der Bibliothek
Gesellschaft. Sie nahm dann ihr Nähzeug und setzte sich auf den hohen Lehnstuhl
vor dem Kamin, auf dem auch Dòmnhalls verstorbene Frau Ealasaid so gerne
gesessen hatte.
„Du
benimmst dich fast wie ein kleiner ungeduldiger Junge, dem man sein
Lieblingsspielzeug vorenthält“, sagte Marion schmunzelnd, als sie bemerkte, dass
ihr Mann immer wieder unruhig zum Fenster lief, das zum Burghof wies. „Es ist
ein langer Weg bis Inverness und zurück. Hab doch etwas Geduld.“
Schnaubend
warf sich Dòmhnall den heruntergerutschten Zipfel seines Plaids über die
Schulter. „Pah, was versteht ihr Weiber schon von einer echten
Männerfreundschaft? Ihr schnattert nur über Kleider, Kochrezepte und Kinder!“
Marion
nahm ihm diesen Vergleich nicht übel, denn sie wusste, wie vertraut er mit
Robin in den vergangenen zehn Jahren geworden war. Schmunzelnd stieß sie die
Nadel in den hellgrünen Leinenstoff, aus dem ein neues Hemd für ihren Gatten
werden sollte.
„Manchmal
schnattern wir auch über euch Männer“, sagte sie leichthin, „und um ehrlich zu
sein – ihr seid unser Lieblingsthema.“
Bevor
Dòmhnall einen Kommentar abgeben konnte, wurde an die Tür geklopft. Mìcheal
samt Familie war gekommen, um sich vom Laird zu verabschieden.
„Danke
für die schöne Cèlidh, Schwiegervater.“ Mìcheal schlug dem Laird
anerkennend auf die Schulter. „Die nächste Einladung wird mein Onkel
aussprechen. Sowie sein Bein geheilt ist, will er ein großes Familienfest
geben.“
Dòmhnall
nickte gutmütig. „Ich freue mich schon darauf, mit Crìsdean ein Fässchen seines
guten Whiskys zu leeren. Und die Speisen eurer Köchin sind auch nicht zu verachten.“
„Auf
Wiedersehen, Großvater.“ Isobeail zupfte an Dòmhnalls Breacan feile, dabei
blickte sie verschmitzt zu dem Hünen hinauf. „Ogur hat uns als Wegzehrung ein
ganzes Bündel Haferplätzchen geschenkt.“
„Als
ob wir einen Tagesmarsch vor uns hätten!“, warf Màiri lachend ein und reichte
ihrem Vater den kleinen Mìcheal hinüber, damit er dem Laird einen Kuss geben
konnte.
Grinsend
ließ dieser die feuchte Kussattacke über sich ergehen, reichte den Knirps
seiner Mutter zurück und sagte: „Gebt auf dem Heimweg Acht vor dem Gesindel im
Wald.“
Zwar
kam es nicht mehr so häufig wie früher vor, dass sich Wegelagerer in den
Wäldern von Glenbharr und dem angrenzenden Barwick herumtrieben, aber dennoch
geschah es zuweilen, dass Reisenden aufgelauert wurde, um sie auszurauben.
Mìcheal
winkte lässig ab. „Wenn die sehen, wer da des Weges kommt, nehmen sie ohnehin
sofort Reißaus. Mit einem MacLaughlin oder MacGannor
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