Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
Schottlands,
aber Mays Gesundheit macht mir etwas Sorgen.“
„Hustet
sie immer noch so stark?“
Joan
nickte langsam. „Der Husten ist sehr hartnäckig, Màiri hat ein paar Rezepte da
gelassen.“
„Dann
ist es gut. Wer Màiris Medizin nimmt, wird wieder gesund“, erwiderte Ewan
bestimmt. Seine Finger strichen noch einmal sehnsüchtig um die Taille seiner
Frau, dann wurde er von Eden gerufen, der seine Familie bereits zum eigenen Hof
vorgeschickt hatte, nachdem der Besuch abgereist war.
Wie
stets nach Besuchen ging man schnell wieder zur Tagesordnung über; es gab immer
etwas zu tun, und nur wer krank oder alt war, wagte es sich herauszunehmen, dem
Herrgott den Tag zu stehlen.
*
Robin
verpasste die Abreise der MacGannors um drei volle Tage. Sofort nach seiner
Ankunft auf Glenbharr Castle wurde er von Joan und Marion freudig empfangen –
allzu lange wartete man bereits auf die Schätze, deren Beschaffung Robin
aufgetragen worden waren.
„Dòmhnall
konnte deine Rückkehr kaum erwarten“, raunte Marion ihm zwinkernd zu und nahm
die prall gefüllten Satteltaschen an sich. „Aber natürlich wird er sich nichts
anmerken lassen.“
„Nein,
natürlich nicht“, erwiderte Robin mit Verschwörermiene und setzte sich in
Bewegung, nachdem er sein Pferd einem der Stallburschen übergeben hatte.
„Übrigens habe ich alles bekommen, was auf der Liste stand. Gab es etwas
Besonderes während meiner Abwesenheit?“
Sofort
wurde Marion wieder ernst. Mit sorgenumwölkter Stirn berichtete sie vom
hartnäckigen Husten ihrer Enkelin. „Joan hat Kräuter aus Baile a’ Coille
herbeischaffen lassen und nach Màiris schriftlicher Anweisung zubereitet.“
„May
hustet schon ein paar Wochen, aye?“
„Allerdings.
Aber wie es aussieht, hilft der Tee nur wenig ... einzig die Brustsalbe scheint
den Husten nachts etwas zu lindern.“
Freundschaftlich
tätschelte Robin ihren Arm. „Das wird schon wieder. May ist eine MacLaughlin
und widerstandsfähig wie der Rest ihrer Familie, auch wenn sie zart und wenig
robust wirkt. Du wirst sehen, dass die Kleine bald wieder obenauf ist.“
Wenig
überzeugt nickte Marion und wies dann mit dem Kinn zum Hauptportal. „Nun geh
schon hinauf, bevor mein werter Gemahl vor Ungeduld anfängt, an den Fingernägeln zu kauen.“
Lachend
entfernte sich Robin, während Marion gedankenverloren auf die Satteltaschen
blickte. Hoffentlich irrte er sich nicht; Mays Husten klang wirklich böse – vor
allem nachts fand das Mädchen kaum Schlaf wegen der heftigen Hustenanfälle.
Von
Joan wusste Marion, dass Dòmhnalls erste Frau an den Folgen einer
Lungenentzündung gestorben war. Marion hatte Lairdess Ealasaid nicht kennen
gelernt, sie war erst Monate nach deren Tod in die Vergangenheit gereist. Doch
sie wusste, dass Ealasaid eine gütige und sanftmütige Frau gewesen war, deren
Einfluss es schließlich zu verdanken gewesen war, dass Ewan seine englische
Braut nach Glenbharr Castle bringen durfte.
*
Der
Laird und sein Verwalter hatten sich viel zu erzählen – so viel, als hätten sie
sich mindestens ein Jahr lang nicht gesehen.
Bereitwillig
berichtete Robin von seinem Freund John, dessen letztes Stündlein bald
geschlagen haben dürfte. Allerdings verschwieg er Dòmhnall die sensationelle
Nachricht, dass es eine weitere Zeitreisende in den Highlands gab und mit ihr einen
bisher unbekannten Zeittunnel. Robin wusste nicht, wie der Laird auf diese
Neuigkeit reagieren würde; und da dieses Wissen niemandem Nutzen bringen
konnte, war es unerheblich, ob jemand davon erfuhr.
Entspannt
lehnte sich Robin zurück; ja, auch er war froh, wieder auf Glenbharr Castle
sein zu dürfen. Anfangs hatte er sich etwas eingeengt gefühlt, nachdem er seine
einsame Hütte aufgegeben hatte, um in die Burg zu ziehen. Doch rasch hatte er
die Vorzüge erkannt: Hinter den dicken Burgmauern war er sicher, und zudem
hatte er Marion und Joan ständig um sich, für die er sich nach wie vor ein
wenig verantwortlich fühlte.
Der
Laird interessierte sich nur am Rande für Robins Freund, umso mehr dafür
allerdings für die Stimmung in Inverness.
„Nun,
die Leute geben sich gelassen“, erwiderte Robin pfeifeschmauchend, „in der
Stadt ist kaum etwas von den Soldaten zu sehen, obwohl Fort George in
unmittelbarer Nähe liegt. Man ist mit seinen Alltagsproblemen beschäftigt und
geht den Engländern aus dem Weg. Übrigens konnte ich am letzten Tag in Inverness
eine Schmiede ausmachen, die bereit ist, Waffen in die Highlands
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