Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
will man sich nicht
anlegen, da kann es einem nur schlecht ergehen.“
Alle
im Raum lachten.
„Und
die Sasannach machen meistens einen großen Bogen um unsere Ländereien!“,
warf Dòmhnall dröhnend ein. Das stimmte allerdings nur zum Teil, denn nach wie
vor erschienen englische Patrouillen, um Durchsuchungen zu machen – in der
vagen Hoffnung, auf ein illegales Waffenlager zu stoßen. Allerdings verhielten
sich die Soldaten nunmehr korrekt, da Zuwiderhandeln bestraft wurde, und
niemand wollte strafversetzt werden, das machte sich zudem auch am schmäleren
Sold bemerkbar.
Marion
begleitete die MacGannors auf den Burgplatz, auf dem das gepackte Fuhrwerk
bereitstand. Joan, Darla und Lenya warteten mit ihren Kindern neben dem Wagen,
und es kam zu einem rührenden Abschied. Barwick Castle lag nur einen Steinwurf
von Glenbharr Castle entfernt, die beiden Ländereien stießen direkt aneinander;
trotzdem sah man sich nicht sehr häufig, da alle erwachsenen Familienmitglieder
den ganzen Tag mit ihren Aufgaben beschäftigt waren und sich nicht leisten
konnten, stundenlang der Arbeit fern zu bleiben.
Ewan
und Mìcheal umarmten sich herzlich. Die beiden waren seit vielen Jahren
befreundet, und noch immer freute sich Ewan darüber, dass der Nachfolger des
MacGannor-Oberhauptes Crìsdean seine Schwester Màiri geheiratet hatte.
Die
Frauen und Kinder liefen dem Wagen bis zum weit geöffneten Burgtor nach und
winkten, bis die Bäume zu beiden Seiten des Weges ihn verschluckten.
Leise
seufzte Joan auf. Ihr fehlte die sanfte Màiri am meisten, und es fiel ihr immer
sehr schwer, die Schwägerin gehen zu lassen. Wäre Mìcheal nicht der Neffe und
Nachfolger des Lairds of Barwick, sondern nur ein einfacher Gefolgsmann gewesen,
hätte Màiri mit ihrer Familie auf Glenbharr Castle leben können, da die beiden
Clans schon immer befreundet waren.
Ein
zartes Hüsteln ließ Joans Blick hinunter zu ihrer kleinen Tochter gleiten, die
neben ihr stand. Mays Haut war noch heller als die ihrer Mutter, und ihr feines
Gesichtchen war mit zahlreichen Sommersprossen übersät, was die Kleine noch reizvoller
machte.
Joan
ging vor ihr in die Hocke und umarmte sie. „Bald wird Seumas aus Baile a’
Coille mit den Heilkräutern zurück sein, mein Schätzchen. Dann brauen wir einen
schönen Tee für dich und machen Salbe nach Tante Máiris Rezepten.“
„Muss
ich dann nicht länger diesen bösen Husten erleiden, Mutter?“, kam es mit feinem
Stimmchen zurück, worauf Joan die Kleine noch enger an sich presste.
„Gewiss
nicht. Du wirst sehen, bald bist du wieder ganz gesund.“ Joan erhob sich, nahm
ihr Töchterchen bei der Hand und ging mit ihm zurück auf den Burghof, auf dem
sich die aus Gesinde und Gefolgsleuten
bestehende Menge inzwischen aufgelöst hatte.
Donny
kam seiner Mutter mit empörter Miene entgegen. „Wann lehrt mich Vater auch
endlich, mit einem richtigen Schwert zu kämpfen, so wie er es bei Andra und
Klein-Ewan getan hat?“
„Andra
und Klein-Ewan sind Männern“, gab Joan geduldig zurück. „Du aber bist noch ein
kleiner Junge, für den ein echtes Schwert viel zu gefährlich wäre. Lauf zu Ogur
in die Küche und sage ihm, dass er mir nachher helfen soll, einige Medikamente
herzustellen.“
Donny
nickte mürrisch; er mochte es gar nicht, wenn man ihn als kleinen Jungen
bezeichnete, wo er doch glaubte, er hätte die Kraft eines erwachsenen Mannes.
Es wurmte ihn maßlos, dass er zu seinen Vettern Andra und Klein-Ewan aufschauen
musste; sie schienen seit dem letzten Familientreffen noch mehr in die Höhe
geschossen zu sein.
„Geh
zu Ealasaid und lass dir erklären, wie sie es schafft, ihr Haar so hübsch mit
Bändern zu schmücken“, schlug Joan aufmunternd ihrer Tochter, die noch immer
die Hand ihrer Mutter umklammerte und dabei alle Naselang hustete, vor.
Mays
dickes rotes Haar hatte dieselben Eigenschaften wie Joans – es war üppig und
unbändig und dachte gar nicht daran, ordentlich unter der Haube zu bleiben.
„Großmutter
hat es Ealasaid gezeigt“, wisperte die Kleine und löste sich von ihrer Mutter.
„Ich werde sie bitten, es mir auch beizubringen.“
Sie
hüpfte davon, und Joan blickte ihr mit einem zärtlichen Lächeln nach.
„Haben
wir nicht wunderschöne Kinder?“, flüsterte Ewan plötzlich hinter ihr, umfasste
ihre Taille und küsste gleichzeitig ihren Hals. „Ich bin sehr stolz auf unseren
Nachwuchs.“
Lächelnd
lehnte sich Joan an ihn. „Oh ja, wir haben die schönsten Kinder
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