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Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacLaughlins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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zu
verlassen, wenn er die rothaarige Engländerin nicht heiraten durfte. Dòmhnalls
Abneigung gegen Joan, von der er noch monatelang glaubte, sie sei eine Hexe,
hatte sich erst gelegt, als er sah, dass Ewan und Joan nichts als ein liebendes
Paar waren.
    Und
dann war Marion, Joans Mutter, in sein Leben getreten, die es vermocht hatte,
aus dem trauernden Witwer wieder einen lebenslustigen Mann zu machen. Sie hatte
es geschafft, dass er, der alte Zausel, sich wieder wie ein junger Bursche
verliebt hatte. Marion zu heiraten, hatte er nicht eine Sekunde bereut; sie
ließ ihn sein Rheuma und die knackenden Knochen vergessen. Aber obwohl sich
Dòmhnall jünger als siebzig fühlte, war er sich darüber im Klaren, dass bald
die Zeit dafür reif war, seinen Sohn als Oberhaupt des MacLaughlin-Clans zu
ernennen. Dòhmnall wusste, dass sein Clan bei Ewan in guten Händen sein würde,
und diese Gewissheit ließ ihn ruhig schlafen. Doch ganz andere Sorgen
ängstigten ihn – die Ängste vor der nahen Zukunft.
    *
    Joan
strich ihrer Tochter beruhigend über den schmalen Rücken. „Versuch ganz ruhig
zu atmen, May. Gleich ist der Hustenanfall vorüber.“
    Die
Kleine nickte und warf ihre roten Locken nach hinten. Noch zweimal musste sie
husten, dann konnte sie wieder lachen und lief zu den anderen Kindern.
    „Was
ist passiert?“ Màiri kam aus der Küche und fand ihre Schwägerin in der Halle
vor. „Habe ich eben May husten hören?“
    Joan
nickte. „Sie hat sich im Frühjahr erkältet, aber der Husten ist sehr
hartnäckig. Vielleicht kennst du einen lindernden Tee?“
    Màiri
lächelte verschmitzt. „In meinem Hexenbuch stehen viele Teerezepte. Wenn du
magst, können wir gleich einmal nachschauen.“
    Gemeinsam
gingen die Frauen hinauf in den Gästetrakt, den die MacGannors bewohnten. Das
Hexenbuch, von dem Màiri gesprochen hatte, gehörte einst Joans Urahnin Ceana
Matheson. Robin hatte es den beiden Frauen überlassen. Für Màiri, die schon
seit Kindestagen Interesse für die Heilkunst gezeigt hatte, war dieses schmale
abgewetzte Büchlein eine Fundgrube – buchstäblich für jedes Leiden schien es
Tees, Säfte, Pülverchen oder Salben zu geben. Die Kräuter fand Màiri in der Natur,
und was nicht in den Highlands gedieh, wurde in der Apotheke von Baile a’ Coille
besorgt.
    Màiri
hütete das Rezeptbuch wie ihren Augapfel. Bis zum heutigen Tag ahnte Dòmhnall
nichts von dessen Existenz, denn nach wie vor hegte er leise Zweifel, ob Ceana
Matheson nicht doch mit dem Teufel im Bunde gestanden hatte.
    Sorgfältig
in ein Tuch gewickelt, nahm Màiri das Buch stets mit auf Reisen, und nachdem
sie die Tür ihres Schlafgemaches fest verschlossen hatte, holte sie es aus der
Reisetruhe. Fast zärtlich glitten Màiris Hände über den brüchigen Einband,
bevor sie es auf den Tisch zwischen sich und Joan legte.
    „Hast
du es schon mit Honig probiert?“, fragte sie und begann zu blättern. „Honig,
aufgelöst in Kräutertee oder als Brustwickel?“
    Müde
winkte Joan ab. „Diese Hausmittelchen habe ich längst probiert, aber sie helfen
nicht. Erinnere dich an deine Mutter – auch bei ihr schlug diese Art von
Behandlung nicht an.“
    Entsetzt
riss Màiri die Augen auf und fragte mit dünner Stimme: „Glaubst du, May hat
Mutters schwache Lungen geerbt?“
    „Glauben?
Eher befürchten! Bisher gab es keinen Grund zu dieser Annahme, aber dieser
hartnäckige Husten, der einfach nicht verschwinden will, macht mir Sorgen.
Donny hatte noch nie länger als eine Woche eine Erkältung.“
    „Mach
dir keine Gedanken, aye?“ Màiri gewann ihre Fassung schnell zurück; sie legte
beruhigend ihre Hand auf Joans, die   auf
der Tischplatte lag. „Du wirst sehen, dass alles ganz harmlos ist. Weder Ewan
noch Darla noch ich haben schwache Lungen – und auch unsere Kinder nicht. Wieso
sollte ausgerechnet May Mutters Erkrankung geerbt haben?“
    Nachlässig
schob Joan eine rote Locke unter die Haube zurück. „Das weiß ich doch auch
nicht.“ Sie wies mit dem Kinn auf das Hexenbüchlein. „Am besten, wir schauen
mal nach, was Ceana in solch einer Situation unternommen hätte.“
    Die
beiden Frauen rückten näher zusammen und beugten sich gemeinsam über das
Büchlein, dessen Schriftzeichen von Jahr zu Jahr mehr verblasste. Suchend
blätterten sie von einer Seite zur nächsten, bis Màiri plötzlich auf einen
Eintrag tippte. „Hast du es auch schon mit Helenenkraut probiert?“ Und auf
Joans fragende Miene fuhr sie fort: „Das Kraut musst du

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