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Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacLaughlins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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nicht mehr.
Dòmhnall trat auf seinen Sohn zu, schlug ihm auf die Schulter und nickte
wortlos. Das war die offizielle Verabschiedung, obwohl sich beide Männer lieber
umarmt hätten.
    „Wir
müssen uns auf den Weg machen“, drängte Eden. „Unsere Männer draußen werden
allmählich unruhig, sie wollen endlich den Sasannach das Fürchten
lehren.“
    Ein
letztes Mal blickten sich Ewan und sein Vater in die Augen, dann umarmte
Dòmhnall Màiri und Joan, denen nun auch Tränen über die Wangen rollten, obwohl
sie sich geschworen hatten, nicht zu weinen, um den Abschied nicht noch
schwerer zu machen.
    Die
Breitschwerter rasselten, als sich die Männer in Bewegung setzten; Joan
wartete, bis alle außer ihr die Bibliothek verlassen hatten, dann sagte die mit
eindringlicher Stimme zu ihrem Schwiegervater: „Bitte überlege nicht zu lange
wegen der späteren Flucht. Immerhin wird auch Bonnie Prince Charlie flüchten –
in etwas mehr als einem halben Jahr.“
    „Ich
werde dafür Sorge tragen, dass er mit uns kommt“, versicherte ihr Robin mit
einem Zwinkern. „Und ebenso werde ich dabei behilflich sein, die
Daheimgebliebenen im Clangebiet dazu zu überreden, Haus und Hof zu verlassen –
noch vor Culloden als Vorsichtsmaßnahme sozusagen.“
    Bevor
Joan endgültig ging, schickte sie ihrer Mutter ein aufmunterndes Lächeln und
ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Würde sie nach der Rückkehr Zeit
haben, noch einmal diese alte, ehrwürdige Bibliothek mit ihren unzähligen
Büchern und dem Geruch nach Papier, Leder und Tabak zu betreten?
    Abrupt
drehte sich Joan um und eilte hinaus, ohne zurückzuschauen.
    *
    Mit
vielstimmigem Kriegsgeschrei wurden die Männer der Familie von den Soldaten
empfangen, die vor dem Burgtor auf ihre Anführer gewartet hatten. Die meisten
waren zu Pferd gekommen, aber es gab auch etliche, die zu Fuß in den Kampf
ziehen wollten, einige, die die Pferde führten, welche die Kanonen zogen und
einige Versorgungsfuhrwerke. Joan und Màiri waren nicht die einzigen Frauen,
wie sich zeigte. Einige weibliche Clan-Mitglieder begleiteten ihre Männer oder
Söhne, und dann gab es tatsächlich ein paar Marketenderinnen, die von jungen
unverheirateten Männern für etwas Geld angeheuert worden waren.
    Joan
und Màiri wechselten einen Blick, bevor sie auf den Kutschbock ihres Wagens
stiegen. Nun sollte also ein Abenteuer beginnen, dessen Ausgang bereits
feststand. Oben am Fenster standen Darla und Lenya; ihre Gesichter sahen bleich
und ängstlich aus. Am nächsten Fenster konnte Joan Donny und May erkennen und
winkte ihnen ein letztes Mal zu. Sie und Màiri hatten sich schon von ihren
Kindern verabschiedet, bevor sie in die Bibliothek gegangen waren.
    „Haben
wir auch wirklich an alles gedacht?“, erkundigte sich Joan, als sie neben ihrer
Schwägerin Platz genommen hatte. „Es wäre eine Katastrophe, wenn wir etwas
Wichtiges vergessen hätten.“
    „Wir
haben Nahrungsmittel für mehrere Wochen, trockene Kleidung, warme Decken,
Verbandszeug und natürlich ...“ Flüchtig blickte sich Màiri um und fuhr mit
gesenkter Stimme fort: „... und natürlich unsere Wundermedizin.“ So bezeichnete
sie die unscheinbaren weißen Tabletten aus der Zukunft, die Leben retten
konnten.
    Sie
warteten, bis ihre Krieger den Burghof verlassen hatten, dann folgten sie
ihnen. Ewan sprach kurz zu den Männern, die daraufhin ihre Kriegsschilde
schwenkten und begeistert grölten, dann setzte sich der Zug in Bewegung.
    Ewan
und Mìcheal als Befehlshaber ritten voran, gefolgt von Peader, Eden und Màiris
Söhnen; dem einen stand die Kriegslust in den Augen, der andere wäre am
liebsten sofort wieder umgekehrt.
    Malcolm
Grant folgte den Familienmitgliedern mit entschlossener Miene auf den Fuß. Er
war in Dòmhnalls Alter, hatte an seiner Seite bereits 1715 die Schlacht bei
Sheriffmuir bestritten und dachte gar nicht daran, wie sein Laird daheim zu
bleiben – dafür hatte er jahrzehntelang darauf gewartet, den Sasannach endlich ‚eins auf die Mütze zu geben’, wie er sich auszudrücken pflegte.  
    Dem
alten Haudegen schlossen sich Màiri und Joan mit ihrem Fuhrwerk an, dahinter
folgten die anderen Reiter und Fußsoldaten.
    Noch
war es tagsüber warm, sodass die Frauen ihre Schultertücher nicht benötigten,
doch sie wussten, dass bald ein bitterkalter Winter folgen würde.
    Auf
ihrer Reise nach Inverness stießen immer mehr schottische Truppen hinzu. Die
Männer begrüßten sich lautstark, wie es Sitte war, dann

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