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Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacLaughlins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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machte es nicht viel aus zu
frieren, denn sie fühlten sich bereits als Sieger. Gegen die nächtliche Kälte
nahmen sie gern einen großen Schluck Whisky, da der Prinz einige Fässer davon
seinen Soldaten großzügig gespendet hatte.
    Allmählich
gewöhnten sich Màiri und Joan an ihren neuen Tagesablauf, an kalte Füße,
schwielige Hände und mangelnde Hygiene. Beide sehnten sich nach einem heißen
Bad, doch sie wussten, dass sie in den kommenden Monaten davon nur träumen
konnten. Ihre Männer hingegen sah man oft mit sorgenumwölkter Stirn auf ihren
Pferden sitzen, denn sie dachten an das Danach. Genau wie Bonnie Prince Charlie
mussten sie nach Culloden außer Landes fliehen und würden ihre Heimat nie
wiedersehen dürfen.
    *
    Endlich,
Anfang Dezember, erreichte Glenbharr Castle ein Brief von Joan. Ein Bote hatte
ihn gebracht; ein junger Clansmann, der von dem Armeearzt heimgeschickt worden
war, weil er eine starke Bronchitis bekommen hatte und heilende Medikamente fehlten.
    Marion
hatte den Brief entgegen genommen und den Soldaten in die Küche geschickt,
damit Ogur ihm eine kräftige Brühe kochte. Auf dem Weg zur Bibliothek, in der
sich Dòmhnall schon befand, traf Marion auf Robin.
    „Wir
wollen Joans Schreiben gemeinsam lesen“, sagte sie. „Erst, wenn sicher ist,
dass meine Tochter nichts Verräterisches über die Zukunft niedergeschrieben
hat, sollen ihn die anderen zu Gesicht bekommen.“
    Damit
war Robin einverstanden, und selig presste sie den Brief mit der vertrauten
Handschrift an sich, während sie schnellen Schrittes zur Bibliothek eilten.
    Der
Laird war genauso aufgeregt wie die beiden anderen, überließ es jedoch seiner
Gemahlin, das Schreiben vorzulesen. Mit zitternden Händen entfaltete sie das
Papier, überflog flüchtig die Zeilen und begann laut zu lesen:
    „Liebe
Mutter, Vater, Robin und all die anderen zu Hause, die ich schmerzlich
vermisse. Wir befinden uns inzwischen im Feindesland, haben Lancaster und
Manchester eingenommen. Dabei hat es mehrere Tote auf unserer Seite gegeben und
einige Verletzte. Die Engländer haben jedenfalls einen weitaus größeren Verlust
erlitten.
    Im
Großen und Ganzen ist unser Tagesablauf ziemlich eintönig – wir ziehen weiter
und weiter, werden bald London erreichen. Màiri und unseren Männern geht es
gut, und auch Andra und Klein-Ewan haben sich an das Soldatenleben gewöhnt.
Allerdings gehen unsere Nahrungsvorräte zu Ende, und auch die Armeeküche
bekommt die über fünftausend Männer kaum noch satt ...“
    Marion
ließ den Brief sinken und sah besorgt auf.
    „Genauso
steht es in den Geschichtsbüchern“, sagte Robin leise. „Auf dem Rückmarsch
werden alle hungern müssen, sodass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als in
den englischen Ortschaften zu plündern.“
    „Man
wird sie ‚die Lumpenarmee’ nennen, aye?“, meldete sich Dòmhnall zu Wort, denn
er hatte über diesen Feldzug schon oft genug mit Robin gesprochen.
    Dieser
nickte. „Auch Joan und die anderen MacLaughlins werden bald hungern müssen,
denn es war vorauszusehen, dass die mitgenommenen Vorräte nicht ewig reichen
würden.“
    „Wenn
sie doch nur schon wieder hier wären.“ Marion hob den Brief wieder hoch und las
weiter. „Ich vermisse euch alle und am meisten meine Kinder. Ich hoffe, Donny
ist vernünftig und macht euch keinen Kummer. Eigentlich sollte Ewan diesen
Brief schreiben, doch er hat sich mit der Ausrede gedrückt, dass er sich nach
dem langen Tagesritt kaum noch bewegen könne.
    Es
ist bitterkalt und schneit an manchen Tagen ununterbrochen. Nachts wärmen wir
uns gegenseitig, aber die armen Männer, die im Wald auf nacktem Boden
übernachten müssen, tun mir entsetzlich leid, denn wir haben wenigstens ein
Dach über dem Kopf – auch wenn es ein sehr dürftiges Dach ist.
    Bitte
richtet Lenya und Darla aus, dass auch ihre Männer wohlauf sind. Sie feiern
bereits den endgültigen Sieg gegen die Sasannach , aber ...“
    Wohlweislich
hatte Joan das Satzende offen gelassen, denn sie musste damit rechnen, dass ihr
Brief bei den Burgbewohnern herumgereicht wurde.
    „Macht
euch keine Sorgen um uns – wir werden uns bald wiedersehen.“ Mit einigen Grüßen
endete der Brief und Marion legte ihn behutsam, als handele es sich um eine
Kostbarkeit, auf den Schreibtisch, hinter dem Dòmhnall saß.
    „Nun,
das Schreiben ist einige Wochen alt, inzwischen dürfte die schottische Armee
die Stadt Derby erreicht haben“, überlegte Robin laut. „Allmählich wird es
Zeit, die

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