Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
schlossen sie sich den
anderen Kriegern an – der Prinz mit seinen Offizieren erwartete seine Soldaten
bereits ungeduldig.
*
Am
17. September eroberte die schottische Armee ohne großen Widerstand Edinburgh.
Noch gab es weder Verletzte noch Tote auf beiden Seiten zu beklagen und die
Highlander waren frohen Mutes. Nachts schliefen die Soldaten im Freien, ihre
Plaids dienten dabei als Decken. Ewan und Mìcheal allerdings krochen abends in
den Wagen ihrer Frauen und ließen sich von ihnen verköstigen, denn der
Armeefraß war ungenießbar, versicherten beide Männer einstimmig.
„Wir
werden morgen Prestonpans erreichen“, sagte Ewan leise am Abend des 20.
September. „Wenn deine Aufzeichnungen stimmen, erobern wir morgen diese Stadt.“
Joan
legte ihren Zeigefinger auf den Mund. Nicht auszudenken, wenn jemand dieses
ungewöhnliche Gespräch belauschen würde! Zu viert hockten sie auf der durch
eine Plane geschützte Ladefläche ihres Wagens.
Ewan
hatte seinen Kopf auf den Schoß seiner Frau gebettet und genoss es offenbar,
dass sie liebevoll seine langen Haare kraulte.
„Bei
den Daten habe ich damals in Edinburgh besondern genau darauf geachtet, dass
sie richtig sind. Robin hatte mich eindringlich darum gebeten.“
Mìcheal
lachte leise. „Ich war erstaut, wie rasch wir Edinburgh eingenommen haben.
Unsere Männer waren richtig enttäuscht, hatten sie sich doch bereits auf einen
ersten Kampf mit den Rotröcken gefreut.“ Auch sein Kopf lag bequem auf den
Knien seiner Frau, der vor Müdigkeit fast die Augen zufielen.
„Sie
werden noch früh genug zum Kämpfen kommen.“ Ewan gähnte ungeniert. Alle sahen
erschöpft aus, so anstrengend hatten sie sich den Feldzug nicht vorgestellt,
obwohl sie sich sagten, dass die Fußsoldaten noch viel erschöpfter sein
mussten, sich jedoch nicht beklagten.
Sie
lagerten ungefähr zwanzig Meilen vor Prestonpans, und wie es üblich war, hatte
Bonnie Prince Charlie, der in einem eigens für ihn aufgestellten Zelt hauste,
vor dem Schlafengehen all seine schottischen Kommandanten zu sich gerufen, um
die Aktionen des nächsten Tages zu besprechen.
„Die
Pläne des Prinzen hören sich allesamt erfolgsversprechend an.“ Mìcheal richtete
sich auf und streckte sich. „Aber wir wissen ja, dass er nur nachplappert, was
ihm Lord Murray vorgibt.“ Er grinste, dann verzog sich sein Gesicht
schmerzhaft. „Himmel, tut mir mein Hintern weh. Von morgens bis abends im
Sattel sitzen, bin ich nicht gewohnt.“
Ewan
nickte zustimmend, dachte jedoch gar nicht daran, seine bequeme Position zu
verändern. „Aye, aber lass das weder meinen Vater noch deinen Onkel hören. Die
beiden haben bestimmt nicht geschwächelt, als sie 1715 gegen die Sasannach zogen.“
Màiri
rieb sich die Augen. „Von morgens bis abends auf dem Kutschbock zu sitzen, ist
sicher auch nicht angenehmer. Nicht wahr, Seonag?“
Eifrig
nickte Joan. Sie hätte alles für ein dickes Kissen gegeben, das sie während der
Fahrt auf die harte Sitzfläche des Kutschbockes legen könnte – aber daran
hatten weder sie noch Màiri gedacht. Lediglich ein Schaffell verschaffte ihnen
einen bescheidenen Komfort.
Unbeeindruckt
rückte Mìcheal seine Strohmatratze zurecht, bevor er sich niederlegte. „Ihr
beide wolltet ja unbedingt mit, aye?“
Seine
Frau schnaubte in gespielter Empörung, bevor sie sich neben ihren Mann legte.
„Möglicherweise seid ihr bald froh, dass ihr uns bei euch habt.“
„Wir
sind immer froh, wenn wir euch in unserer Nähe haben“, versicherte Ewan, bevor
auch er sich aufrichtete, damit er die primitive Bettstatt herrichten konnte.
Nur
wenig später waren beide Paare engumschlungen eingeschlafen.
*
Wie
die historischen Unterlagen bewiesen, eroberte die schottische Armee die Stadt
Prestonpans. Wieder waren kaum Verletzte, geschweige denn Tote zu beklagen,
sodass Joan, Máiri und die anderen mitfahrenden Frauen kaum etwas zu tun
hatten. Sie waren mit ihren Fuhrwerken eine Meile von der Stadtgrenze geblieben
und erleichtert, als ihre Männer und Söhne ohne Verletzungen zurück kamen.
Màiri
hatte besonders große Angst um Andra und Klein-Ewan, denn in ihren Augen waren
sie noch immer Kinder und würden es immer bleiben.
*
Es
war Anfang Oktober 1745, als das schottische Heer die Grenze zu England
überschritt; in der Zwischenzeit war die Armee auf fünftausend Soldaten
angewachsen, und den Prinzen sah man nur noch mit stolz gerecktem Kinn.
Es
wurde ungemütlich kalt, doch den meisten Soldaten
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