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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als Nächstes geschähe.
     Thietmar kletterte auf den Sockel hinauf und berührte mit der Hand den Rücken des Pferdes, als ein alter weißhaariger Mann im Eingang des Tempelhauses erschien. Vor Schreck hielten beide mitten in ihren Bewegungen inne und starrten sich mit ungläubigen Augen an. Fassungsloses Entsetzen breitete sich in den Gesichtszügen des Priesters aus, während Thietmars Knie weich wurden.
     »Oh du Unglücklicher«, suchte der Mann mühsam seine Fassung wiederzufinden. Seine Stimme bebte vor Entsetzen über das ungeheuerliche Vergehen des fremden Knaben.
     »Du hast es gewagt, den heiligen Schimmel des großen Swarozyc zu berühren und willst ihn womöglich sogar noch reiten! Weißt du denn nicht, wie schlimm du damit den großen Gott erzürnst und wie furchtbar dieser nun seine Rache auf uns alle niederschmettern wird?«
     Erschrocken nahm Thietmar die Hand vom Pferd und versteckte sie hinter seinem Rücken.
     »Aber ich, aber ich wollte …«, stotterte er entschuldigend. Mit so einer heftigen Reaktion seitens des alten Priesters hatte er bei Weitem nicht gerechnet.
     »Oh du Unglücklicher!«, wiederholte der Alte seine Worte. »Wenn deine furchtbare Tat nicht sofort bestraft wird, dann könnte das unser aller Untergang bedeuten.«
     Mit hastigen Schritten verschwand der Priester in seinem Tempel, während Thietmar immer noch schreckensstarr und am ganzen Körper zitternd auf dem steinernen Sockel stand.
     »Lieber Gott im Himmel, heilige Maria und Josef, was habe ich nur wieder angerichtet, bitte helft mir in meiner Not«, murmelte er ein schnelles Stoßgebet.
     In diesem Moment stürmte auch schon der Priester mit einem gewaltigen Knüppel aus seinem Tempel und eilte schnellen Schrittes auf Thietmar zu.
     »Für dein unglaubliches Vergehen kann es nur eine einzige Strafe geben. Nur durch ein heiliges Opfer kann es mir wieder gelingen, den Zorn des mächtigen Swarozyc zu besänftigen!«
     Der Anblick des fürchterlichen Haugerätes ließ Thietmar aus seiner Starre erwachen. Dieser Heidenpriester wollte ihm doch tatsächlich den Schädel einschlagen, nur weil er dieses Pferd berührt hatte und es sich nur mal eben für ein Weilchen, ausleihen wollte. Was für ein wildes, verrücktes Land dieses Wendenland doch war.
     All diese Gedanken schossen Thietmar innerhalb von Sekundenbruchteilen durch den Kopf, während er mit einem großen Satz vom Sockel sprang. Mit einem schnellen Purzelbaum rollte er sich ab, sprang sofort wieder auf die Beine und rannte um sein Leben. Die Todesangst verlieh ihm buchstäblich Flügel und er erreichte trotz seiner geschwollenen Beine eine Geschwindigkeit, der der alte Priester nichts entgegenzusetzen hatte. Noch mit großem Vorsprung erreichte der Knabe den Waldrand und sprang wie ein kleiner Blitz durch die Haselhecken. Er rannte und rannte, bis schließlich das laute Gezeter mit all den furchtbaren Drohungen des ihm verfolgenden Priesters immer leiser wurde und schließlich verstummte.
     
    *
     
     
     
    Kapitel 13
     
     
    Die kinderreiche Familie des Fischers hatte sich über den unerwarteten Besuch so sehr gefreut, dass die drei Freunde bis zum nächsten Morgen bei ihnen bleiben mussten. Die neuesten Nachrichten wurden ausgetauscht und schon bald stellte sich heraus, dass die Fischerfamilie etliche Freunde und Bekannte in der Feisnecksiedlung besaß.
     Die Zeit verrann wie im Fluge, und ehe sich die jungen Gäste versahen, schliefen sie tief und fest unter dem Dach des einsamen Gehöftes.
     
    Mit der allerbesten Laune machten sich die drei Freunde am nächsten Morgen auf den Heimweg. Jeder von ihnen führte drei Schafe an der Leine und so waren fast alle entlaufenen Tiere wiedergefunden. Nach einer geraumen Weile fiel jedoch ein Schatten auf ihre zwanglosen Plaudereien. Am vergangenen Abend hatten sie eine Neuigkeit erfahren, die nichts Gutes verhieß. Kurz vor dem Schlafengehen hatte sich die Miene des Fischers plötzlich verfinstert: »Ein großes Heer der Deutschen zieht derzeit durch unser Land und verlangt ungeheuerlichen Tribut. Dabei geht es ohne Gnade und Gewissen zu. Die Kerle schrec ken nicht vor Mord noch Brandschatzen zurück und wollen mehr, als unsere Speicher an einer Jahresernte überhaupt fassen könnten.«
     So Angst einflößend diese Nachricht in den Ohren der Jungs auch klingen mochte, bestimmt war sie wieder einmal maßlos übertrieben. Wozu sollten die Deutschen mehr verlangen, als wie ein Dorf imstande war zu geben? So dumm

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