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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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konnte.
     »Bei allen Göttern, das war aber knapp«, flüsterte Paddie.
     »Ja, beinahe wäre dieser verrückte Udo mir auf die Zehen getreten«, gab Rapak zurück.
     Nachdem sie ihren ersten Schrecken überwunden hatten, folgten sie dem narbengesichtigen Krieger, der sich Udo nannte. Allerdings bewegten sie sich nun noch vorsichtiger durch die Büsche.
     »Ob er es tatsächlich wagt …?«, flüsterte Paddie, ohne den Satz zu beenden.
     »Still«, zischte Rapak zurück und winkte heftig mit der Hand zu Boden.
     Zwei Reiter trabten gemächlich an ihnen vorüber, sich mit lautstarker Stimme unterhaltend. Sie bewegten sich frei und ungezwungen und ließen keinen Zweifel aufkommen, wer denn hier der Herr im Walde sei.
     »Also wenn du mich fragst …, dann kann ich dir nur sagen: Der Pfaffe ist wirr im Kopfe.«
     »Na ja, wenn es aber nun Gottes Wille ist?«, warf der andere zögerlich ein.
     »Papperlapapp! Hast du denn schon jemals gehört, dass sich Gott an einem Fels gestört hat?«
     »Dies nun grade nicht, aber …, aber steht da nicht irgendwo geschrieben, dass er gesagt haben soll: Gehet hin und zerstört ihre falschen Götter ... oder so ähnlich jedenfalls?«
     Sein Begleiter lachte schallend.
     »Aber dies Ding ist doch kein falscher Gott. Das ist doch nur ein toter Stein. Einer, in den vor Urzeiten irgendwelche verrückte Heiden ein paar Kringel geritzt hatten.«
     »Hmm…, wenn du das so siehst.«
     »So und nicht anders! Und ich sage dir jetzt: Was wir hier machen, das ist reine Zeitverschwendung!«
     Seine Miene verfinsterte sich und seine Stimme wurde ungehalten: »Wenn ich nur daran denke, wie wenig an Vieh und Met bei diesem armseligen Heidenpack vorhin zu holen war, dann knurrt mir angesichts des Abendmahles jetzt schon der Magen …«
     Die Stimmen wurden leiser und waren schließlich nicht mehr zu verstehen.
     Paddie warf einen sorgenvollen Blick in Richtung seines Freundes und flüsterte: »Sie haben das Dorf also bereits geplündert. Wenn es ihnen nun auch noch gelingen sollte, die Vorräte unserer Burg zu erobern, dann steht uns ein langer, harter Winter bevor.«
     Rapak nickte grimmig. Seine Miene hatte sich vor Zorn verfinstert.
     »Diese Bastarde«, zischte er und spie angewidert aus.
     Dabei war es doch ganz natürlich, dass eine Siedlung, die von einem knappen Dutzend Familien bewirtschaftet wurde, kein so großes Heer wie dieses beköstigen konnte. Eine Hungersnot war bereits vorgezeichnet.
     Paddie und Rapak änderten ihre Richtung und schlichen sich an den Hain heran, wo der große Schälchenfels lag. Wie durch ein Wunder waren sie bisher nicht entdeckt worden, denn der ganze Wald wimmelte nur so von herumlungernden Soldaten. Diese waren allerdings so zahlreich, dass ihre Wachsamkeit stark nachgelassen hatte. Ihrer unmittelbaren Umgebung schenkten sie ein eher mäßiges Interesse. Vielmehr machten sie sich Gedanken über das bevorstehende Abendbrot.
     Äußerst vorsichtig und behutsam bogen Paddie und Rapak die Zweige des letzten Gebüsches beiseite, das ihnen die Sicht auf den Hain noch versperrte. Was sie jetzt sahen, das verschlug ihnen fast den Atem.
     »Die Strafe der Götter möge diese Hunde treffen, sie haben es tatsächlich gewagt«, raunte Rapak.
     Die gesamte Bevölkerung der Siedlung »Krummer Baum« - Männer, Frauen, Greise und auch Kinder - waren zum heiligen Felsen getrieben worden und mussten nun mit Hacken und Schaufeln den kleinen Hügel angraben, auf dem der Brocken lag. Während die Männer schwitzend in einer großen Grube schufteten, schafften ihre Frauen und Kinder die herausgeworfene Erde zur Seite. Die Grube war bereits so tief, dass die Köpfe der Männer grade noch über den Rand hinausragten. Immer wieder rutschte das Erdreich nach, wenn ein Teil der Böschung abbrach. Ein Viertel des Felsens schwebte bereits frei in der Luft. Bis das Loch allerdings groß genug war, um dem ganzen Fels genügend Platz zu bieten, würden wohl noch einige Stunden verstreichen.
     Der Krieger mit der Narbe auf der Wange rückte in ihr Blickfeld. Mit schweren Schritten stampfte er an den Rand der Grube und brüllte die schuftenden Bauern an.
     »Ihr faules Gesindel! Weiter seid ihr noch nicht? Ich werde euch lehren, was Arbeiten ist!«
     Mit einer langen Peitsche knallte er mehrmals über die sich duckenden Köpfe der Bauern und traf hier und dort schmerzhaft einen gekrümmten Rücken. Nur ein kurzes Zusammenzucken der jeweils Getroffenen war aber die

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