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Die ehrenwerten Diebe

Die ehrenwerten Diebe

Titel: Die ehrenwerten Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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lange Zähne. Auf einmal war sie nicht mehr die Frau, die über den Jahren stand.
    »Das war es auch«, sagte sie mit schriller Stimme. »Ich habe ihn gemacht. Nur durch mich ist er etwas geworden.« Sie atmete schwer. »Ich habe Paul geliebt, und er hat vor meinen Augen mit diesen schrecklichen Frauenzimmern …«
    Der Fall war gelöst. Ich glaubte nicht, daß Paul Clement an einem öffentlichen Skandal lag. Ich hatte ein Schriftstück vorbereitet, es war eine fristlose Kündigung unter Verzicht auf die zehnprozentige Beteiligung am Haus Clement.
    Am nächsten Tag brachte mich der Modeschöpfer zum Flugplatz Orly. Er war noch immer verstört. Eine Nacht hatte ihm nicht genügt, um zu erfassen, daß er sich nach einer neuen Direktrice umsehen mußte. Myrna hatte den Verzicht unterschrieben.
    »Frauen sind eine schöne Sache«, drehte ich seine Worte um. »Aber doch auch voller Probleme.«
    »Wie ungalant«, sagte Eva und deutete auf ihre drei Koffer mit dem Honorar in Schick und Stoff. »Zur Strafe zahlst du mein Übergewicht.«
    Direktflug nach München. In Riem hatten wir es eilig. Eva wurde erwartet, und Cora hatte versprochen, mich über das Wochenende am Starnberger See zu besuchen. Zum ersten Mal.
    Bei meiner Ankunft in meinem Bungalow lag auf meinem Schreibtisch ein Stapel Telegramme. Schon mit dem ersten, das ich aufmachte, zog ich eine Niete: Die Assistentin des Generaldirektors Westhoff hatte mir gekabelt, daß sie mit ihrem Chef wegen einer dringlichen Verhandlung nach Istanbul und dann nach Teheran weiterfliegen müßte.
    Ich sah auf die Uhr. Wenn ich mich beeilte und nach Riem zurückfuhr, konnte ich sie zehn Minuten sehen. Bei der Zwischenlandung.
    Aber ich kam nicht dazu, den SIRIUS-Konzern zu verwünschen, denn Minuten später erreichte mich ein Alarmruf aus Bonn.

7
    Die Autobahn von Köln nach Frankfurt war wieder einmal hoffnungslos verstopft, aber das Chaos hielt mich nicht auf, weil ich es von oben sah: Ein Offizier des Bundesgrenzschutzes flog mich mit dem Hubschrauber von Klein-Paris nach Bonn, woraus ich ersehen konnte, wie dringend mich der Staatssekretär im Bundeskanzleramt erwartete.
    Nach der Landung stieg ich in den Wagen um, der sich durch die Straße mit dem Namen des Mannes quälte, der die kleine Residenz am Rhein zu einem Schnittpunkt des Weltgeschehens gemacht hatte. Verbrauchte Treibhausluft machte die Passanten langsam und die Fahrer unsicher. Selbst die Hunde schienen unter dem Kesselklima zu leiden. »Neapel sehen und sterben«, sagte man. Wäre man ein Zyniker, könnte man das geflügelte Wort in der Stadt hinter dem Siebengebirge abwandeln: ›Bonn sehen und gähnen.‹ Aber ich war nicht hierher gekommen, um mich an dem Spiel der Neu-Bonner zu beteiligen, unentwegt über eine Stadt zu schimpfen, in die sie sich doch ihrer Karriere wegen drängen.
    Die Posten waren auf meine Ankunft vorbereitet, trotzdem wurden mein Ausweis und meine Aktentasche peinlich exakt kontrolliert. Im Eiltempo schleuste man mich durch das Vorzimmer gleich in das Büro des Mannes, der so etwas war wie der Stabschef des Bundeskanzlers.
    Heinrich Gregorius war an die 60, sah aus wie 50, und niemand konnte sich erklären, wie er das schaffte, da er keinen Sport trieb, nie spazierenging, Urlaub für ihn ein Fremdwort war und er die Ratschläge seines Hausarztes in den Wind schlug. Überbeanspruchung, Zeitmangel, Dauerstress.
    »Freut mich, Sie zu sehen, Herr Fabian«, sagte Gregorius freundlich. »Unter anderen Umständen wäre es mir freilich lieber.«
    »Was sind denn die Umstände?« fragte ich.
    »Sie fallen in Ihr Fach, zumindest teilweise«, entgegnete der hohe Beamte. »Ich will Ihnen gleich sagen: Wir haben die Sicherungsgruppe Bonn eingeschaltet, das Bundeskriminalamt, den Verfassungsschutz und vorsorglich auch Pullach informiert. Wir haben uns zur Verstärkung einen alten Bekannten von Ihnen, Herrn Vonwall vom Bundeskriminalamt, ausgeliehen, und das hat uns auf die Idee gebracht, auch Sie zu konsultieren.« Er lächelte flüchtig. »Ein Privatmann inmitten der Beamten-Schar, das führt normalerweise zu Schwierigkeiten und ist eigentlich auch unzulässig, aber mit Ihrem unbürokratischen Freund aus Wiesbaden werden Sie sicher zurechtkommen.«
    Für einen Mann wie Staatssekretär Gregorius war es eine lange Rede, aber er kam jetzt sofort zur Sache: »Geheimnisverrat. Am laufenden Band. Vorwiegend auf wirtschaftlichem Sektor: Da erfahren bei Ausschreibungen die Wettbewerber vor der Zeit die

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