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Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Titel: Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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Klofrau nimmt Uschi in Empfang und hört sich gern ihre Geschichte an. Sie meint, Leo sei an allem schuld. Und sie sagt ihr auch, was sie an ihrer Stelle machen würde. Zuerst ist Uschi entsetzt, aber dann begreift sie und strahlt über das ganze Gesicht.
    Auf dem Weg nach Köln wächst mit jedem Kilometer das schlechte Gewissen hinter Paulas Stirn. Als sie die Raststätte Peppenhoven auf der Gegenfahrbahn passiert, hält sie es nicht mehr aus. Sie fährt in der nächsten Ausfahrt ab und zurück Richtung Koblenz.
    Raststätte Peppenhoven.
    Paula hält wieder auf dem Parkplatz, lässt den Schlüssel in der Eile stecken, rennt durch die Drehtür und stürmt den Waschraum. Paula rüttelt an der Unglückstür. Sie springt auf. Uschi sitzt nicht mehr auf dem WC! Paula schreit auf! Sie stellt sich vor, dass ein Notarzt sie ins nächstbeste Krankenhaus gefahren hat, wo man gerade um ihr Leben kämpft. Man wird recherchieren und auf die Verursacherin kommen. Das hat Paula nicht gewollt. Oder Uschi irrt irgendwo umher …
    Die Klofrau ist nicht ausfindig zu machen. Im Restaurant fragt Paula nach Uschi. Die Gäste sind nicht mehr dieselben wie vor einer Stunde, aber das Personal hat nicht gewechselt und doch nichts gesehen. Paula setzt sich in eine Ecke im Restaurant, hadert mit ihrem Schicksal, betrachtet ihr aufgelöstes Gesicht in der Fensterscheibe und sieht dort aus dem Augenwinkel, wie ihr Auto rückwärts vom Parkplatz rollt.
    Sie springt auf, rennt hinaus und erwischt im letzten Moment die Beifahrertür, reißt sie im Laufen auf und lässt sich auf den Sitz fallen. »Warte«, ruft sie in der nächsten Sekunde, steigt wieder aus und rennt im Zickzack um einige Autos herum bis zu einem Papierkorb, aus dem sie Uschis Handtasche hervorzieht, ausschüttelt und abwischt.
    Uschi hat den Fuß vom Gaspedal genommen, während Paula ein-, aus- und wieder einsteigt, jetzt beschleunigt sie erneut.
    »Verzeih mir!«, fleht Paula sie an und hebt die Hände gegen den Autohimmel. »Bitte, Uschi! Ich weiß nicht mehr, wie ich das nur tun konnte! Es tut mir so unendlich leid. Wir sind doch Freundinnen!« Sie klammert sich an Uschi und legt den Kopf auf ihre Schulter und wimmert leise vor sich hin.
    »Ist ja schon gut«, unterbricht Uschi sie ungeduldig und erzählt ihr vom Tipp der Klofrau von Peppenhoven. Paula fährt hoch. Sie scheint entsetzt. Aber dann lächelt sie mit den Mundwinkeln, ohne den Blick von der Straße zu nehmen, und murmelt: »Da haben sich die fünfzig Cent ja wirklich gelohnt.«
    »Wie war’s in Koblenz?«, will Leo am Dienstagabend nach Büroschluss wissen. Er sieht von der einen zur anderen.
    Paula: »Wir sind nur bis Peppenhoven gekommen.«
    Leo wundert sich. »Habt Ihr euch so schnell geeinigt?«
    Paula und Uschi nicken.
    »Und wer ist die Glückliche?«
    »Verraten wir dir in Peppenhoven«, meint Paula.
    »Was gibt es denn Tolles in Peppenhoven?«
    »Die klügste Klofrau der Welt!«, ruft Uschi und strahlt über das ganze Gesicht. »Kommst du mit? Jetzt? Sofort?«
    »Klar!«
    Leo sitzt hinten und blickt zwischen den beiden Frauen hindurch auf die Fahrbahn und stirbt gleich vor Neugier, glaubt er.
    Ausfahrt Swisttal-Heimerzheim.
    Paula meldet Durst an. Uschi verteilt Bionade. Ingwer für Leo, Holunder für Paula und sie selbst. Sie mag jetzt keinen Ingwer mehr.
    »Hey, prima!«, ruft er und wedelt mit der Flasche in der Luft herum. »Meine Lieblingssorte. Ihr Süßen denkt auch wirklich an alles.«
    Paula und Uschi wechseln einen Blick.
    Leo leert die kleine Flasche in einem Zug und verlangt nach einer zweiten.
    Ausfahrt Miel.
    Leo wird schlecht. Er jammert und stöhnt, Paula und Uschi wechseln wieder einen Blick.
    Raststätte Peppenhoven.
    Paula parkt vor dem Restaurant. Sie schleppen Leo in Richtung Männerklo. »Es geht ihm nicht gut!«, rufen sie dem Personal und den Gästen zu. Man nickt verständnisvoll.
    Auf dem Männerklo nimmt die Klofrau Leo in Empfang und schickt gnadenlos alle Männer hinaus, auch die, die es wirklich nötig haben. Sie setzt Leo auf ein WC und lehnt ihn an die Rückwand. Sie schließt die Kabine von außen ab. Sie löscht das Licht, auch im Waschraum, und sie schließt die Eingangstüre zum Männerklo. Sie hängt ein Schild an die Tür, auf dem steht: »Defekt«.

Wie es wirklich war
    Nettersheim, neun Monate vor Christi Geburt
.
    Als Maria feststellte, dass sie schwanger war, war sie erbost.
    Anfangs hoffte sie noch auf einen Irrtum ihres Körpers, eine Krankheit, verursacht durch

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