Die Eifelgraefin
gedrängt, als sie zu geben bereit war. Dabei hatte sie oft darübernachgedacht, wie es wohl sein würde. Aber sie hatte sich Elisabeths Warnungen zu Herzen genommen, und Roland hatte sie nach einer Weile sogar darin bestärkt. Er wollte nicht, dass sie sich seinetwegen ins Unglück stürzte.
Je länger sie jedoch darüber nachdachte – jetzt, in der Dunkelheit –, desto mehr Zweifel kamen ihr. Vielleicht hätte sie das Risiko eingehen sollen. Zögernd stand sie wieder auf. Noch war es ja nicht zu spät, nicht wahr? Wenn sie jetzt zu ihm ginge … Sie lauschte auf Elisabeths tiefen und gleichmäßigen Atem und dann auf die Stimme ihres Herzens.
Entschlossen warf sie sich ihren Mantel über und verließ die Schlafkammer, eilte die Stufen der Wendeltreppe hinab, die nur von wenigen fast heruntergebrannten Lichtern erhellt wurde, und stieß die Tür zum Burghof auf. Friedliche Stille umfing sie, als sie trotz der Finsternis zielstrebig zum Tor eilte. Glücklicherweise war das schmale Mannloch nicht verschlossen, und sie schlüpfte rasch hindurch. Auch im Viehhof war es ruhig; im Gesindehaus schien ebenfalls alles zu schlafen. Einige der Knechte schnarchten geräuschvoll.
Sie wusste, wo Roland sein Lager hatte, und schlich an seine Strohschütte heran. Als sie ihn leicht an der Schulter berührte, fuhr er erschrocken auf. «Wer ist da?», raunte er verwirrt.
Luzia setzte sich neben ihn. «Ich bin es», flüsterte sie zurück und tastete nach seiner Hand. «Ich …» Sie wusste nicht recht, wie sie ihm sagen sollte, was sie auf dem Herzen hatte. «Ich möchte mit dir zusammen sein … heute Nacht.»
Roland setzte sich ganz auf und nahm ihr Gesicht in seine schmalen Hände. «Luzia?» Er küsste sie sanft. «Bist du sicher?»
Er schlug die dünne Wolldecke zurück und griff nach seinem Wams, zog es an und streifte auch die Beinlinge und die Stiefel über. «Komm», flüsterte er und nahm sie bei der Hand.
Sie folgte ihm nach draußen. «Wohin willst du?», fragte sie, als er sie in den Zwinger führte.
«Psst», raunte er zurück. «Das Tor ist noch offen. Die Wachsoldaten haben vorhin noch einen der Gäste hinausgelassen und es seither noch nicht wieder verschlossen. Wahrscheinlich glauben sie, dass noch jemand heute Nacht von hier wegwill.»
Als sie durch das Tor auf die erste Brücke hinaustraten, hörten sie vom Wehrgang her Gelächter. «Anscheinend feiern sie auch noch», sagte er und zog Luzia rasch mit sich weiter. Sie passierten die Vorburg, deren Tore ebenfalls noch geöffnet waren, und rannten dann den nur spärlich vom Mond beschienenen Weg Richtung Kempenich hinab. An der Kapelle des heiligen Bernhardus blieb Roland stehen und deutete auf die mächtige Linde mit den ausladenden Ästen. Es roch nach Frühling und aufgebrochener Erde.
«Hier», sagte Roland und nahm Luzia den Umhang ab. Auf der Rückseite der Kapelle breitete er ihn unter der Linde aus und ließ sich dann mit Luzia darauf nieder. Einen Moment lang sahen sie einander schweigend in die Augen, dann streichelte er ihr zärtlich über die Wange. «Unter der Linden an der Heide», sang er leise.
«… da unser zweier Bette was …», antwortete sie lächelnd.
Sanft fuhr er mit dem Daumen über ihren Wangenknochen. «Bist du wirklich sicher, dass du das willst?»
«Ja.» Sie legte ihre Hand über die seine. «Ich möchte mich immer daran erinnern können.»
Er beugte sich vor und küsste sie erst sanft, dann immer verlangender. Seine Hände glitten über ihre Schultern und Arme und wieder hinauf zu ihren Haaren. Ungeschickt versuchte er, die beinernen Haarnadeln herauszuziehen. Sie half ihm dabei, bis schließlich ihre ungebärdigen Locken offen über ihre Schultern fielen. Roland vergrub seine Hände darin und küsste sie noch leidenschaftlicher. Dann begann er, die Verschnürung ihres Kleides zu lösen, und auch hierbei half sie ihm.
Während er sich seines Wamses und der Beinlinge entledigte, zog sie das Kleid rasch über den Kopf. Es war kühl hier draußen, doch nicht unangenehm. Fast hatte sie das Gefühl, der Sommer habe bereits einen Vorboten geschickt, um ihnen diese Nacht zu versüßen.
Roland drückte sie sanft zu Boden und betrachtete sie schweigend, beugte sich über sie und küsste sie erneut. «Du bist wunderschön, hehre Frau», sagte er und streichelte erst ihr Gesicht, dann den Hals und die Schultern. Als er seine Lippen über ihr Schlüsselbein nach unten wandern ließ und schließlich auf ihre
Weitere Kostenlose Bücher