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Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts: Roman (German Edition)

Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts: Roman (German Edition)

Titel: Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Pásztor
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wieder beruhigt hat, und wendet sich dann mir zu.
    »Ich war noch nie bei so einer Veranstaltung, aber ich weiß, dass das nicht nur Irre sind, die so was machen«, sagt er. »Da musst du echt Pech gehabt haben.«
    Marek hat noch nicht mitgekriegt, dass die Windrichtung gewechselt hat. »Meine Schwester ist ein Garant dafür, dass überall Irre auftauchen«, sagt er. »Hat sie dir schon mal erzählt –«
    »Ist egal, Marek«, sage ich. Und zu Helmut sage ich: »Ich hab etwas übertrieben. Sie waren nicht alle so.«
    An dieser Stelle weiß ich nicht weiter, ich habe keine Lust auf Gespräche über Stille und Meditation, ich wollte eigentlich einen heiteren Abend, Lachen und Ablenkung wollte ich, aber nein, nichts anderes als über Simon reden wollte ich, und ich habe einen denkbar schlechten Anfang gewählt, um eine gute Geschichte erzählen zu können. Marek muss jetzt etwas an meinem Gesicht aufgefallen sein, er sieht mich besorgt an und sagt »Mila milusi´nska «, und bevor noch mehr Polnisches kommt, sage ich schnell: »Ich hab mich verliebt, gleich nach diesem Wochenende, und es ist ziemlich dumm gelaufen.«
    »Ich bin ein Frauendurchschauer«, sagt Helmut zufrieden. »Ich wusste, da war noch was anderes.«
    »Und ich bin wieder mal der Idiot«, sagt Marek.
    »Du hast dich nur ein bisschen von ihr ablenken lassen, Marek«, sagt Helmut, und allein für die Tatsache, dass sie sich in meinem Beisein noch nie mit Schatz oder noch Schlimmerem angeredet haben, werde ich die beiden für immer und ewig lieben.
    »Dann erzähl doch endlich«, fordert Marek mich auf, aber Helmut unterbricht ihn und sagt »Wir gehen rüber ins Wohnzimmer«, als dürften sich bestimmte Szenen nur dort abspielen. Wir nehmen die Wasserkaraffe und unsere Gläser mit, Alkohol ist im Hause Edel und Meyerhoff aus naheliegenden Gründen tabu, und nach meinen gestrigen Ausschweifungen kann mir das nur recht sein. Die weiße Ledercouch überlasse ich lieber dem glücklichen Ehepaar und nehme auf einem Sessel Platz, der mit Kuhfell bezogen ist, ich vermute mit echtem, obwohl ich Rinder nur von innen kenne.
    »Wir sind ganz Ohr«, sagt Marek, der seinen Kopf in Helmuts Schoß gelegt hat. Wenn er noch der Alte ist, wird er es keine fünf Minuten in dieser Position aushalten.
    Ich denke, dass ich meinen missglückten Auftakt nur mit einem guten Kurzporträt meiner Misere wiedergutmachen kann, also erspare ich uns Gartendienste und Sonnenuntergänge und konzentriere mich auf das Wesentliche.
    »Ich war nach dem Seminar drei Tage mit einem Mann in einem Hotel«, sage ich. »Wir haben uns verliebt. Sehr sogar. Er ist mit einer depressiven Frau verheiratet und hat mit ihr einen siebenjährigen Sohn. Die Ehe ist nicht so toll. Er will aber keine Geliebte nebenher haben. Deshalb haben wir uns nach drei Tagen wieder getrennt, ohne Adressen oder Telefonnummern. Ich weiß noch nicht mal genau, wie er mit Nachnamen heißt. Und je mehr Zeit vergeht, umso beschissener finde ich diesen Plan.«
    »Oh nein, Mila«, sagt Marek, und ich weiß nicht genau, wie ich das verstehen soll. Meint er damit »Nicht schon wieder so ein Drama« oder meint er »Wie schrecklich, dass dir so was passiert«? Bevor ich nachfragen kann, sagt Helmut »Und, was hast du jetzt vor?«, und ich finde, um überhaupt nachvollziehen zu können, was ich vorhabe, braucht er noch ein paar weitere Informationen.
    »Es war viel mehr als nur toller Sex. Wir sind uns so nahe gekommen. Ich hab das noch nie mit jemandem erlebt. So ganz ohne Vorbehalte. Wir konnten zusammen reden und lachen und uns unsere Träume erzählen. Es hat sich so wahnsinnig richtig angefühlt, und jetzt fühlt sich alles nur noch falsch an.«
    »Und was willst du jetzt machen?«, wiederholt Helmut. »Gehst du ihn suchen? Was glaubst du, wie er reagiert, wenn du plötzlich vor ihm stehst?«
    Nicht, dass ich mir das nicht schon tausendmal ausgemalt hätte. Simon an der Straßenecke, Simon im Supermarkt, Simon auf dem Spielplatz, mit Kind, ohne Frau, mit Frau, Simon in Zeitlupe, Simon mit Musikuntermalung, Simon auf einem Waldweg, die Arme weit ausgebreitet, auf seinem Gesicht nichts als das reine Glück, mich wiederzusehen.
    »Wenn überhaupt, würde ich ihn erst mal anrufen«, sage ich.
    »Muss er auch drauf reagieren«, sagt Helmut. »Also: Freut er sich? Kriegt er Panik? Ist es ihm peinlich?«
    »Mila, mein Mann ist Zahnarzt, vergiss das niemals«, sagt Marek.
    »Simon würde sich freuen«, sage ich, und in diesem Moment glaube

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