Die eingeborene Tochter
Sheila‹?« Paul Quattrone war Wirtschaftsreporter der Zeitung (TOP-MEDIUM: MARKTAUFSCHWUNG!)
»›Sheila’s Corner‹?« Das kam von Filmkritikerin Sally Ormsby (NEUER ELVIS-FILM IN UFO-WRACK ENTDECKT)
»›Notizen aus der Unterwelt‹?« Sportchef Lou Pincus (TEUFELSKULT: SCHÄDEL ALS HOCKEY-PUCK!)
»›Ratschlag aus dem zweiten Leben‹?« riskierte Vicki Maldonado, dessen Spezialgebiet Selbstentzündung und das Bermuda-Dreieck waren.
»Hört auf!« sagte Tony. »Das ist kein Kinderkram, Leute. Jesus Christus’ Schwester! Da müssen wir was bringen, was wirklich jeden interessiert.«
»Also brainstorming«, seufzte Patty. »Tony?«
»Vierzig Tage und vierzig Nächte.«
»Gebe uns…«
»Die Spalte wird heißen: – paßt mal auf! – ›Der Himmel hilft‹. Da staunt ihr, was?«
DER HIMMEL HILFT
LIEBE SHEILA: Diesen Brief schreibt mein Schwager, weil ich vor drei Wochen einen schrecklichen Autounfall hatte. Halswirbelbruch. Nun bin ich am ganzen Körper gelähmt und für meine Frau oder sonstwen ohne den geringsten Nutzen. Sie haben gesagt, man soll ein Erinnerungsstück schicken: der auf dem Foto bin ich beim Windsurfen vor Cape Code letzten Sommer. Und nun meine Frage, Sheila: Wie bringe ich mich am besten um? – AM BODEN ZERSTÖRT IN MASSACHUSETTS.
LIEBER AM-BODEN-ZERSTÖRT Ich habe Ihr Foto an mein Herz gedrückt und kam zur Überzeugung, daß Ihre Zukunft viel freundlicher ist, als Sie sich jetzt vorstellen. Sie gehören genau zu den 70 % Gelähmter, die normalen, genitalen Geschlechtsverkehr ausüben können. Abgesehen von dieser erfreulichen Tatsache, bieten Wissenschaft und Technik zahlreiche Hilfsmittel für Leute wie Sie: Lesemaschinen, Robotergeräte, Computerschreibmaschinen und elektrische Rollstühle.
Wenn Sie sich aber ultimativ für Selbstmord als einzigen Ausweg entschieden haben, kann ich Ihnen nur dringend raten, das richtig zu machen, da ein verpfuschter Versuch sowohl schmerzhaft als auch eine wirkliche Sauerei für die Hinterbliebenen ist, die dann saubermachen müssen. Wenden Sie sich an die Hemlock-Gesellschaft, die Todkranken sterben hilft. Aber ich bitte Sie nochmals: Bringen Sie sich nicht um! Am Leben zu bleiben, ist doch die beste Rache am Schicksal.
LIEBE SHEILA: Mit gleicher Post erhalten Sie ein Erdnußbutterglas mit den Tränen unserer Tochter. Meggie ist vierzehn, schläft schlecht, will nie aufstehen, ganz zu schweigen von ihren schlechten Noten und der Appetitlosigkeit. Und sie weint die ganze Zeit. Sind das Wachstumsschmerzen oder sowas? – BESORGT, MIS-. S1SSIPPI.
LIEBE BESORGT: Ich habe die Tränen Ihrer Tochter getrunken, und sofort schrillte in meinem Kopf eine Alarmglocke: Ich glaube, Meggie leidet an Depression, die tatsächlich Kinder ebensooft befällt wie Erwachsene. Was tun? Ein Weg ist Psychotherapie. Meggie muß sich mit ihren unbewußten Dämonen auseinandersetzen, dann besteht eine echte Chance, daß die Symptome verschwinden.
Wäre Meggie meine Tochter, würde ich sie in eine Spezialklinik für Gemütskrankheiten bringen. Der Arzt wird vielleicht Amytripilin oder ein anderes Antidepressivum verschreiben. Mit Liebe und pharmazeutischer Unterstützung hat Ihre Tochter gute Aussichten, wieder gesund zu werden.
LIEBE SHEILA: Wenn so Leute glauben, sie haben Probleme, dann würd ich ganz gern meine sechs rotzfrechen Kinder erwähnen, auch meinen Ehemann Jack (nicht sein richtiger Name), der mich schlägt, wenn auch nicht dauernd, normalerweise mit den Fäusten, aber auch mit Füßen, und zum Beweis könnte ich meinen Hintern und verschiedene Stellen zeigen, wo ich blaue Flecken hab, und wenn Sie glauben, er ist auch nur irgendwie ein Vater für die Kinder, dann liegen Sie total falsch, und ich hab keinen Augenblick Ruhe, außerdem ist er dauernd besoffen, und dann nimmt er den Gürtel. Trotzdem liebe ich ihn.
Wie auch immer, Jack hat mich wieder schwanger gemacht, weil wir keine Verhütung nicht machen dürfen, und ich wünsch mir nur noch, daß ich tot bin. Wenn ich eine Abtreibung mache, brenn ich dann in der Hölle? Für immer? Meine Eltern sind gute Katholiken, die bringen mich um, wenn ich das mach. Ich hab Ihnen das Diaphragma mitgeschickt, das ich die ganze Zeit hätte tragen sollen, weil ich glaube, wenn Sie es berühren, Sheila, geht vielleicht das Baby weg, das ich nicht kriegen will. – UNGLÜCKLICH IN CHEYENNE.
LIEBE UNGLÜCKLICH: Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, bin ich bei der Abtreibungsfrage im
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