Die einsamen Toten
Mitbewohnerin von Emma Renshaw. Und mit einer jungen Frau namens Khadi, mit der sie in Italien war. Kein Mensch scheint sich bisher mit ihr beschäftigt zu haben. Dann müssen wir noch in Smethwick den Beamten der OCU aufsuchen, der vor zwei Jahren mit dem Fall betraut war.Vielleicht sehen wir uns auch das Haus in Bearwood an.«
»Aha«, sagte Cooper.
»Du klingst nicht sehr beeindruckt. Aber es gibt dort interessante Anhaltspunkte.«
»Ich habe nur überlegt, ob du dort zurechtkommst.«
»Ob ich zurechtkomme? Ich habe Gavin Murfin dabei, falls es das ist, worüber du dir Sorgen machst. Die einzige Gefahr, die ich sehe, ist die, dass ich nach Curry stinken werde, wenn ich nach Hause komme.«
»Ja, aber das Black Country«, wandte Cooper ein. »Du stammst doch von dort, oder?«
»Sicher, aber das weißt du doch.«
»Dort hast du gearbeitet … bevor du beschlossen hast, wegzugehen.«
»Ja, aber das hat nichts mit dir zu tun, Ben.«
»Liegt Bearwood in der Nähe des Ortes, wo du als Kind gelebt hast?«
»Ben -«
»Du hast dort bei Pflegeeltern gelebt, damals, als deine Schwester Angie von zu Hause fort ist.«
»Bring mich nicht dazu, dass ich es bedauere, dir davon erzählt zu haben. Das ist keine Seifenoper, bei der du unbedingt auf dem Laufenden bleiben musst. Das ist mein Leben, nicht mehr, nicht weniger. Und das gehört jetzt der Vergangenheit an.«
»Nicht ganz«, erwiderte Cooper.
»Wie meinst du das? Ich habe meine Pflegeeltern nicht mehr gesehen, seit ich von den West Midlands wegzog. Letztes Jahr kam eine Weihnachtskarte von ihnen, und gelegentlich schreiben sie mir mal. Abgesehen davon ist der Rest Geschichte. Es ist vorbei. Ich habe alles vergessen.«
Cooper schüttelte den Kopf. »Angie hast du nicht vergessen.«
Die Scheiben des Wagens begannen sich zu beschlagen.Vielleicht war es draußen ein wenig kälter geworden, seit es zu regnen angefangen hatte. Oder vielleicht lag es daran, dass Cooper zu schwitzen anfing. Er kam sich vor wie Daniel vor der Löwengrube.
»Weißt du, ich könnte es tatsächlich bereuen, dir jemals etwas über mein Leben erzählt zu haben.«
»Aber du würdest doch nie aufhören, nach Angie zu suchen, oder?«
»Ist dir jemals aufgefallen«, sagte Fry, »dass die Welt voller Menschen ist, die irgendwann einmal mit irgendetwas aufgehört haben?«
»Nein, ist mir nicht aufgefallen.«
»Na, dann schau dich mal um. Sie sind nicht zu übersehen.«
»Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, Diane.«
»Ich brauche niemanden, der sich Sorgen um mich macht.«
»Doch nur -«
»Ben, lass es.«
»Aber -«
»Ich will, dass du meine Schwester nie mehr erwähnst. Kapiert?«
Cooper starrte durch die Windschutzscheibe. Er konnte nicht viel sehen wegen des milchigen, feuchten Films, der auf der Scheibe lag. Aber er wusste, dass da draußen Withens war und darauf wartete, dass er einen erneuten Versuch in der Waterloo Terrace startete.
»Kapiert«, sagte er.
»Dann geh jetzt und versuch’s noch mal bei den Oxleys.«
»Diane, du hast keine Ahnung, wie die so sind.«
»Ich bin sicher, dass du etwas aus ihnen herausbekommst. Lass deinen Charme spielen. Sprich in ihrer Sprache mit ihnen.«
»Himmel, Diane, dann probier’s doch du - du lässt nicht locker!«
Fry beugte sich zu ihm hinüber.
»Mir fehlt dein Charme«, sagte sie. »Sonst würden sie mit mir reden. Und ich spreche auch nicht ihre Sprache. Nicht wie du, Ben.«
»Das nützt mir in dem Fall jedoch herzlich wenig«, erwiderte
Cooper. »Ich komme nicht mal nah genug heran, um meinen Charme spielen zu lassen. Sie hören mir auch nicht lang genug zu, damit ich ihre Sprache sprechen kann. Vielleicht sollte ich es doch mal auf deine Art probieren.«
»Keine schlechte Idee.«
»Was schlägst du vor?«
»Also, meiner Meinung nach sollten wir es bei den Oxleys mal mit jemand anderem versuchen. Auch wenn ich es mir kaum vorstellen kann, aber es ist möglich, dass sie dich einfach nicht leiden können, Ben.«
»Tatsächlich? Ich dachte bisher, du wärst die Einzige.«
Fry warf ihm einen kalten Blick zu, erwiderte aber nichts. Cooper entgingen die dunklen Augenringe und die tief eingegrabenen Linien um ihren Mund nicht. Er seufzte.
»Ich meine es ernst, Diane. Der Versuch, mit den Oxleys zu reden, ist wie Zähne ziehen. Und ich hatte noch nie Ambitionen, mich als Zahnarzt zu betätigen.«
»Ich weiß, was du meinst«, seufzte Fry. »Ich könnte mir das auch nie vorstellen. Alle diese Leute mit ihren verfaulten
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