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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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er im Hof gesehen hatte. Aber wozu brauchten sie sie? Um ein noch grö ßeres Fort zu bauen?
    »Das erinnert mich ein wenig an den Ort oben in Townhead«, sagte Udall. »Ich nehme an, das sagt Ihnen nicht viel. Das ist eine Art Kommune, glaube ich. Die wohnen dort zusammen in einer ehemaligen Eisenbahnersiedlung.«
    »Eine Kommune? Das ist doch etwas völlig anderes. Die hier gehören alle zu einer Familie.«
    »Ich weiß. Man kann gar nicht glauben, dass sie freiwillig so nah beieinander wohnen. Ich würde nie auf so engem Raum mit meiner Familie zusammenleben wollen. Normalerweise gehen wir uns aus dem Weg, so gut es geht.«
    Cooper klopfte bei Nummer fünf, Fran Oxleys Haus. Aber nichts rührte sich. Er drückte das Ohr an die Tür, da er glaubte, Stimmen zu hören. Aber ganz sicher war er nicht, woher das Geräusch kam. Er klopfte noch einmal, etwas fester, falls es beim ersten Mal nicht laut genug gewesen war oder falls sich die Bewohnerin hinten im Haus aufhielt. Aber wieder keine Antwort. Es hatte den Anschein, als würde ihn sogar das Haus ignorieren.
    »Ich frage mich, wieso hier niemand Türklingeln hat installieren lassen«, sagte er.
    »Ist wahrscheinlich die Mühe nicht wert.«
    »Ich werfe jetzt meine Visitenkarte durch den Briefschlitz«, beschloss Cooper. »Dann haben wir wenigstens irgendwie den Kontakt hergestellt.«
    Er kritzelte ein paar Worte auf die Rückseite der Karte und schob sie durch die Tür. Bei Nummer drei machte er dasselbe,
nachdem auch hier niemand auf sein Klopfen reagiert hatte. Aber dann warf Cooper Tracy Udall einen überraschten Blick zu.
    »Hören Sie das?«, fragte er. »Da ist definitiv irgendwo irgendjemand zu Hause. Das hört sich nach Kindern an.«
    »Ich denke, Sie haben Recht. Das kommt aus der Richtung.«
    Cooper ging auf das Lachen zu und folgte dem schlammigen Pfad, der entlang der Häuserreihe zum Ende der Waterloo Terrace führte. Beim letzten Haus machte der Weg einen scharfen Knick und verschwand. Den tiefen Pfützen ausweichend, die sich in den Rillen unterhalb der im Schatten liegenden Giebelseiten gebildet hatten, ging Cooper weiter. Eine dünne Ölschicht überzog das in den Pfützen stehende Wasser.
    Vor ihm erstreckte sich der Weg noch weitere fünfzig Meter bis zu einer Baumgruppe. Der Hof, in den die gemauerten Durchgänge mündeten, musste zu seiner Rechten liegen.
    Cooper blieb stehen. Mit Erstaunen stellte er fest, dass hinter der Waterloo Terrace eine zweite Reihe aus insgesamt acht Häusern verlief, ebenfalls aus schwarzem Backstein und mit gewölbten Durchgängen zwischen je zwei Gebäuden erbaut. Aber diese Häuser waren alle unbewohnt und seit langem verlassen. Die Fenster waren zerbrochen, die Türen standen sperrangelweit offen oder waren überhaupt nicht mehr vorhanden. Auf den Dächern fehlten einige Schieferplatten, und in den Dachrinnen wuchs Gras. Eines der Fallrohre war abgebrochen, und aus dem amputierten Ende tropfte das Wasser. An der Hausmauer war auf den verwaschenen Ziegeln deutlich zu erkennen, wo das Wasser auf den Boden geflossen war. In der Mitte der Häuserreihe stand auf einem verschnörkelten Ziegelpaneel etwas unterhalb des Daches der Name: Trafalgar Square.
    Cooper sah sich in dem Hof um, der auf seiner Seite von einem fast zwei Meter hohen Maschendrahtzaun geschützt war.
Dahinter konnte er aufgestapelte Eisenbahnschwellen, Dachziegel und alte Autoreifen erkennen. Von ihm aus genau auf der anderen Seite des Zauns standen zwei kleine Mädchen barfuß in einer alten Zinnbadewanne, wie sie die Bergleute früher benutzt hatten, um sich zu waschen. Die Mädchen hielten sich an einer Frau fest, die vor der Wanne stand, und stampften kichernd in einer dicken, zähflüssigen Masse hin und her, die aussah wie schwerer, brauner Schlamm. Der Schlamm war über ihre Beine und bis hoch zu ihren Kleidern gespritzt, was ihnen jedoch nichts auszumachen schien. Sie amüsierten sich köstlich.
    Es war das erste Mal, das Cooper in oder in der Nähe der Waterloo Terrace jemanden sah, der gute Laune hatte, und das wirkte wie eine Brise frische Luft auf ihn. Er lachte.
    »He, ihr zwei, das scheint euch ja richtig Spaß zu machen!«, rief er.
    Schlagartig verstummten die beiden kleinen Mädchen. Das Lachen auf ihren Gesichtern war wie weggewischt, als sie ihn sahen.
    »Ich hoffe, eure Mum ist nicht böse, dass eure Kleider schmutzig sind. Meine Mutter mochte es nie, wenn ich im Dreck spielte.«
    Schweigend starrten ihn die drei an. Cooper

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