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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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zwar dort, wo sie gerade gebraucht wird.«
    »Hm. So würde ich ›kriminell‹ definieren.«
    »Ist Ihnen der ganze Krempel hinter den Häusern der Waterloo Terrace aufgefallen? Die Stapel von Paletten? Die Dachziegel? Autoreifen? Zaunlatten? Damit handelt er, das ist sein Geschäft. Ich vermute, er kauft alles auf, was er billig kriegen kann. Vielleicht sogar nur gegen Abholung. Er schickt seine Jungs hin, und die bringen es nach Withens. Und wenn dann jemand hier in der Gegend Zaunlatten oder Dachziegel braucht, weiß er, wohin er sich wenden muss. Ich möchte wetten, dass er das Zeug auch direkt vom Lieferwagen herunter auf Trödelmärkten und Viehmärkten verscherbelt.«
    »Ist das legal?«
    »Größtenteils, würde ich sagen.«
    »Und der Teil, der nicht legal ist? Was ist damit?«
    »Tja, ich will mal so sagen – ich würde mein Dach nicht abdecken und die Ziegel über Nacht an der Straße liegen lassen. Und einen Laster mit leeren Paletten würde ich auch nicht so parken, dass jeder ran kann.«
    »Aber wer kann schon eine Palette von der anderen unterscheiden?«
    »Eben.«
    »Aber einige der Söhne arbeiten doch, oder?«
    »Sie meinen, ob sie eine Anstellung haben?«
    »Ja. Arbeitsstellen, wo sie morgens hinfahren und sich ehrlich ihr Geld verdienen so wie Sie und ich.«
    »Gelegentlich arbeiten sie schon mal was, denke ich. Zu bestimmten Zeiten des Jahres gibt es auf den Farmen genug zu tun, und auch als Treiber kommen sie unter. Aber meistens verdingen sie sich samt dem Pick-up und dem Pritschenwagen.«
    »Klingt aber nicht so, als könnten das Ihre Antiquitätendiebe sein.«

    »Nein, das habe ich auch nie ernsthaft angenommen.«
    »Haben wir denn sonst noch immer keinen Anhaltspunkt?«
    »Die Typen, die wir bisher befragt haben, waren alles kleine Fische. Wir glauben nicht, dass sie für die Diebstähle verantwortlich sind. Da müssen wir schon noch mehr Arbeit investieren.«
     
     
    Während sie zu Udalls Wagen zurückkehrten, sah Cooper den Bus über den Hügel herunterkommen. An der Haltestelle am Parkplatz stieg eine Frau aus und kam über die Straße auf die Waterloo Terrace zu.
    »Ich komme sofort nach, Tracy«, sagte Cooper. »Ich beeile mich.«
    Die Frau trug Jeans und einen dunklen Mantel und hatte eine Tasche umhängen. Cooper sah, wie sie sich der Häuserreihe näherte, geradewegs auf die Nummer fünf zusteuerte und einen Schlüssel ins Schloss steckte.
    »Fran Oxley«, sagte Cooper zu sich selbst. »Jetzt bist du zu Hause und kannst nicht mehr so tun, als wärst du es nicht.«
     
     
    Bis Cooper das Haus erreicht hatte, war Fran Oxley bereits eingetreten und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Cooper ließ ihr ein paar Minuten Zeit, damit sie seine Karte finden und lesen konnte, dann folgte er ihr und klopfte.
    Sie musste hinter der Tür gestanden haben, denn sie öffnete ihm, seine Visitenkarte in der Hand. Sie blickte verdutzt erst auf ihn, dann auf die Karte, und es fiel ihr nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen. Die Oxleys waren Virtuosen in der Disziplin, einen Polizisten auf den ersten Blick zu erkennen. Genauso gut hätte er ein Blinklicht auf dem Kopf tragen können.
    »Sind Sie das?«, fragte sie und tippte auf die Karte.
    »Ja. Und sind Sie Fran Oxley?«
    »Ich habe nichts zu sagen.«

    »Wenn ich Ihnen ein paar Fragen stellen dürfte.«
    »Ich muss keine Fragen beantworten.«
    »Ich habe vorhin mit Ihrem Vater darüber gesprochen -«
    »Sie haben mit Dad gesprochen?«, erwiderte sie ungläubig.
    »Ja. Mit Mr Lucas Oxley.«
    »Dann haben Sie ja alles erfahren, was es von unserer Familie zu erfahren gibt.«
    Cooper versuchte, an ihr vorbei ins Haus zu spähen. In der Hoffnung, Fran würde diejenige Oxley sein, die endlich erkannte, dass er keine Bedrohung darstellte, hatte er ebenso viel Überzeugungskraft in seine Körpersprache wie in seine Worte gelegt. Er hoffte, vielleicht sogar von ihr ins Haus gebeten zu werden. Aber bisher hatte sie nicht angebissen.
    »Es geht um Neil Granger«, erklärte Cooper. »Ihren Cousin Neil.«
    Fran Oxley zögerte und betrachtete abermals seine Karte, als wollte sie sie ihm zurückgeben. Stattdessen hielt sie sie weiter fest und warf einen Blick die Häuserreihe entlang.
    »Wäre mir lieber, wenn Sie jetzt gehen«, meinte sie schließlich.
     
     
    Selten hatte Ben Cooper sich so ohnmächtig gefühlt wie in dem Moment, als er dastand und auf die Häuser starrte. Er konnte das Trappeln von Kinderfüßen in dem Durchgang dahinter hören,

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