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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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einen Tag des Tanzes veranstaltete. Die Moriskentänzer nannten das einen »Ale« und behaupteten, der Name hätte nichts mit der dabei getrunkenen Menge des gleichnamigen Biers zu tun.Tanzgruppen von überall her aus dem Norden und den Midlands würden in die Stadt strömen und auf den Straßen und vor den Pubs ihre Darbietungen zum Besten geben. Und wenn das Wetter mitspielte, wäre die Stadt voll.

    Erst kürzlich hatte ein Fernsehteam in der Gegend von Edendale gefilmt. Ihre Fahrzeuge und die Ausrüstung blockierten ständig die engen Straßen um den Marktplatz herum und ver ärgerten Ladenbesitzer und Anwohner, die über meterlange, sich über Bürgersteige und Pflastersteine windende Kabel steigen mussten.
    Der Peak District hatte dem Fernsehen einiges zu bieten. In Buxton war unter dem Namen »Peak Practice« eine neue Driving Range eröffnet worden, in Anspielung auf eine populäre Krankenhausseifenoper.
    Heute Morgen würde der Pathologe damit beginnen, die in Withens gefundenen, skelettierten Überreste zu untersuchen. Und ganz bestimmt würden den ganzen Tag über Polizisten aus anderen Einheiten bei der Kripo anrufen und ihre Witze darüber machen, dass die verzweifelte Division E auf der Suche nach Leichen jetzt schon anfinge, Friedhöfe umzugraben.
    Die Stimmung während der morgendlichen Einsatzbesprechung war düster. Viele der Polizeibeamten wussten Bescheid über das Verschwinden von Emma Renshaw vor zwei Jahren und waren anfällig für Vermutungen über die Identität des auf dem Friedhof von Withens ausgegrabenen Skeletts. Es schien kaum noch nötig, auf die Befunde der Obduktion zu warten. Niemand zweifelte an den Worten Howard Renshaws.
    Für Diane Fry war der Fund der Leiche nicht das, womit sie gerechnet hatte. Aber im Endeffekt war sie gezwungen, die Ermittlungen aus einer völlig anderen Richtung neu anzugehen. Das war nicht unbedingt schlecht, denn es war so einfach, irgendwelchen Vermutungen nachzuhängen.
    Jetzt musste sie sich auf Withens konzentrieren. Und auch die Liste ihrer Verdächtigen war dramatisch von der gesamten Bevölkerung zwei der größten Städte Großbritanniens auf eine Hand voll bereits bekannter Personen geschrumpft, von denen
jede eine irgendwie geartete Beziehung zu Emma hatte. Auf die Renshaws hatte der Leichenfund verheerende Auswirkungen. Aber für Fry bot sich in einer unmöglich erscheinenden Mission plötzlich ein Lichtblick. In der Gerichtsmedizin sichergestellte Spuren an Leiche und Fundort, eine vage Chance und ein Motiv, und schon konnte der Fall im Handumdrehen gelöst sein.
    Am besten aber war, dass die neueste Entwicklung die Bereitstellung weiterer Polizisten ermöglichte. Jetzt wäre sie nicht mehr allein auf Gavin Murfin angewiesen.
    Bei den Ermittlungen im Fall Neil Granger waren fast zwanzig Lkw-Fahrer befragt worden, die in den frühen Morgenstunden zwischen vier und fünf Uhr am Samstag zuvor die A628 befahren hatten. Um diese Tageszeit war den Truckern noch einiges aufgefallen. So hatten fast alle an diesem Morgen den VW-Käfer in der Parkbucht bemerkt. Nicht einer hatte jedoch in der Nähe ein zweites geparktes Fahrzeug gesehen – weder in dieser Parkbucht noch in der nächsten, die ein paar hundert Meter weiter oben an der Straße lag.
    Grangers Komplizen hatten die befragenden Beamten wegen der fehlenden Beweise und der praktischen Alibis mehr als frustriert. Man hatte sogar zwei Wohnungen durchsucht, aber ohne Ergebnis.
    Am intensivsten hatte man sich mit David Senior befasst. Der frühere Kollege von Neil in der Chemiefabrik in Glossop stritt vehement ab, dass die beiden eine Beziehung gehabt hätten. »Wir waren nur Freunde«, hatte er ausgesagt, und das meinte er offensichtlich ernst. Niemand konnte ihm trotz der Bemühungen von Neils Bruder das Gegenteil beweisen.
    Als man ihn dann aber in die Mangel nahm, gab Senior zu, dass Neil Granger schwul war. Fry war enttäuscht, als sie davon erfuhr. Ohne auch nur einen Hauch von Motiv für den Mord an Emma Renshaw zu haben, tappte sie völlig im Dunkeln. Und heutzutage beging doch keiner mehr einen Mord, um zu
verschleiern, dass er schwul ist. Neil Granger hatte vielleicht die beste Gelegenheit für den Mord an Emma gehabt – im Grunde die einzige, von der sie wusste -, aber was könnte das Motiv gewesen sein?
     
    »Also, auch nach der Obduktion werden wir abwarten müssen, bis uns ein forensischer Anthropologe eine ungefähre Schätzung geben kann, wie lange das Skelett auf dem Friedhof

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