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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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ganzen Welt wachsen…«
    »Kann ich es machen?«, frage ich zaghaft. »Kann ich den Nektar sammeln?«
    Onkel Paolo schaut mich nachdenklich an. »Ja… ich glaube, das ist eine gute Idee.«
    Ich bemühe mich nach Kräften, ein so nüchterner, geschäftsmäßiger Wissenschaftler zu sein wie Onkel Paolo, nehme die Ampulle, die er mir gibt, und folge seinen Anweisungen ganz genau. Mutter dokumentiert mit einer Kamera jeden Augenblick des Vorgangs.
    »Jetzt pflückst du eine Blüte«, weist Onkel Paolo mich an. »Irgendeine. Gut. Halte die Ampulle unter das untere Blütenblatt und kippe die Blüte einfach um. Ausgezeichnet, Pia. Gut gemacht.«
    Ich gebe Onkel Paolo die zur Hälfte mit einer schimmernden, klaren Flüssigkeit gefüllte Ampulle zurück. Er verschließt sie und steckt sie vorsichtig in seine Westentasche.
    »Nur eine Ampulle?«
    »Mehr brauchen wir heute nicht.«
    Die anderen brauchen eine halbe Stunde, bis sie ihre Ausrüstungen wieder zusammengerafft haben – und dabei haben sie die Hälfte gar nicht erst ausgepackt.
    Als die Falkschlucht hinter der Anhöhe verschwindet, überkommt mich Bedauern. Diese Schlucht gehört zu jenen Orten, von denen man weiß, dass es sie kein zweites Mal gibt. Ein Ort, dem die Erinnerung nie ganz gerecht wird, ein Ort, so einzigartig und wunderschön. So erhaben.
    Auf der Rückfahrt merke ich, dass sich die dunkle Wolke, die seit Onkel Antonios Worten gestern Nacht über meinem Kopf hing, langsam verzieht. Vielleicht ist doch alles nicht so schlimm. Ich schaue mir mein Team an und sehe Freundlichkeit, Kameradschaft und Hoffnung in ihren Gesichtern. Sie sind keine Monster. Es sind meine Kollegen und Mentoren. Meine Freunde. Selbst meine Mutter – sie sitzt neben Onkel Paolo und lacht über etwas, das er ihr erzählt. Ihre Hand liegt auf seinem Knie. Sie hat Sneeze getötet, ja. Aber sie hat es getan, um die wichtigste Person in ihrem Leben zu retten. Vielleicht kann ich das irgendwann akzeptieren.
    Ich werde mir immer sicherer, dass meine Rückkehr nach Little Cam das Richtige war. Hier ist mein Platz, und welche Geheimnisse man auch immer vor mir hat, so schlimm, wie Onkel Antonio denkt, können sie gar nicht sein.
    Ich denke über Eios Einladung nach, heute Nacht nach Ai’oa zu kommen und die Wahrheit zu erfahren. Es reizt mich, aber ich glaube nicht, dass ich gehen werde. Schließlich bin ich jetzt eine richtige Wissenschaftlerin und bald wird Onkel Paolo mir alle Geheimnisse um Immortis verraten, einschließlich des Namens des geheimnisvollen Katalysators. Auch wenn Onkel Antonio es bezweifelt, ich bin eine von ihnen – also sollte ich auch anfangen, mich so zu verhalten. Onkel Paolo soll mir die Wahrheit sagen.
    Als wir durch das Tor nach Little Cam fahren, bin ich fast wieder glücklich. Meine Entscheidung fiel gestern Abend, als ich zurückkam, und ich bleibe dabei.
    Heute ist der erste Tag der Ewigkeit.
    Beim Abendessen sitze ich mit Onkel Sergei und Onkel Jakob am Tisch. Sie legen ein Schachbrett aus Spaghettis und nehmen Peperoni und Oliven als Spielfiguren. Es ist sehr komisch, aber das Lachen fällt mir schwer. Über Onkel Sergeis Schulter hinweg sehe ich Onkel Antonio. Wann immer ich aufschaue, blickt er mich direkt an. Sicher fragt er sich, ob Eio seine Nachricht weitergegeben hat.
    Als ich später am Abend schwimmen gehen will, wartet Onkel Antonio auf mich. Er sitzt am Beckenrand und lässt die Beine ins Wasser baumeln. Sonst ist niemand da. Ich kann ihm nicht länger aus dem Weg gehen.
    »Hat er mit dir gesprochen?«, fragt er, als ich ins Wasser gleite.
    Ich lasse mich auf den Boden des Pools sinken und bleibe fast eine Minute lang dort sitzen, bevor ich wieder auftauche, mir das Wasser aus den Augen wische und nicke.
    »Und?«
    »Ich gehe nicht.« Ich drehe mich auf den Rücken und wünsche, er würde endlich aufgeben und verschwinden.
    »Pia, komm her.«
    »Nein.«
    »Komm her.«
    Widerwillig und verwirrt gleite ich in seine Richtung. Als ich nah genug bin, packt er mein Handgelenk, damit ich nicht wieder untertauchen kann.
    »Onkel Antonio!« Ich versuche mich loszureißen, doch er verstärkt seinen Griff nur noch.
    »Hat dir jemals jemand erzählt, was mit deinen Großeltern geschehen ist, Pia? Und mit meinen Eltern?«
    »Sie haben Little Cam verlassen«, antworte ich ärgerlich, »um draußen ein neues Leben anzufangen.«
    Er schüttelt den Kopf. »Lügen. Sie haben Little Cam nie verlassen. Die Chance hat man ihnen nie gegeben. Nach Alex’ und

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