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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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ganze Zeit kichern, weil es so lächerlich ist. Doch bald tanzen noch andere Paare und ich komme mir nicht mehr so albern vor. Meine Mutter tanzt von Onkel Paolo zu meinem Vater. Tante Brigid tanzt mit Onkel Jonas. Der Koch tanzt mit der Waschfrau. Bald tanzen fast alle, doch mir fällt plötzlich auf, dass jemand fehlt. »Wo ist diese Dr. Fields? Sie hat nicht so ausgesehen, als würde sie eine Party verpassen.«
    »Hier bin ich«, antwortete jemand, und als ich mich umdrehe, steht sie direkt hinter mir. Sie trägt ein sehr enges rotes Kleid, das tief anfängt und hoch endet. Ihre langen Beine stecken in roten Schuhen mit wahnsinnig hohen Absätzen, in denen ich sofort stolpern würde, doch sie stöckelt elegant um mich herum.
    »Darf ich?«, fragt sie.
    Ich starre sie an, bis Onkel Antonio sich meldet. »Ahem. Und ob Sie dürfen.«
    Er legt einen Arm um ihre Taille und zieht sie an sich. Lachend nimmt sie seine Hand wieder weg und legt sie so, dass sie führen kann. Ich muss zugeben, dass sie sich beim Tanzen alles andere als tollpatschig anstellt. Ich gehe zum Buffet und gieße mir einen Becher Punsch ein. Dann lehne ich mich an den Juvia-Nussbaum und schaue zu, wie jeder im Kreis um den anderen herumtanzt. Der sommersprossige Laborassistent Owens sitzt einen Meter von mir entfernt und stammelt etwas, das sich nach einer Aufforderung zum Tanz anhört, doch ich rümpfe die Nase und schüttle den Kopf. Mit Owens tanzen? Ich habe beobachtet, wie er in der Nase gebohrt hat, als er dachte, es sieht keiner. Ausgeschlossen, dass ich mich von diesen Händen anfassen lasse.
    Er wird rot und macht sich schnell am CD-Player zu schaffen.
    Onkel Antonio und Dr. Tollpatsch tanzen wie Zwillingsfeuer. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es gut finde, dass er mit ihr tanzt, aber es ist faszinierend, die beiden zu beobachten. Mir fällt auf, dass einige andere sie ebenfalls bewundern. Es ist etwas zwischen ihnen, das ich nicht benennen kann, ein Strahlen in ihren Augen, wenn sie sich anschauen. Wenn meine Mutter meinen Vater anschaut, sehe ich kein Strahlen in ihren Augen. Mir fallen Alex und Marian ein und ich frage mich, ob es Liebe sein könnte.
    Liebe ist etwas, das Onkel Paolo und die anderen Wissenschaftler nicht unterstützen, obwohl selbst sie das Flirten einiger jüngerer Bewohner von Little Cam nicht unterbinden können. Ich erinnere mich, was Onkel Paolo einmal über die Liebe zu mir gesagt hat: »Sie ist ein Phänomen, Pia, aber sie ist gefährlich. Schau dir zum Beispiel Alex und Marian an. Die Liebe macht einen schwach. Sie lenkt von den wichtigen Dingen ab. Sie kann dazu führen, dass man das Ziel aus den Augen verliert.«
    »Welches Ziel?«, habe ich gefragt.
    »Die neue Rasse. Darum dreht sich alles, Pia. Für uns beide kann sich alles immer nur darum drehen. Die anderen… sollen sie herumspielen mit Liebe und Romantik. Wir beide aber haben eine Aufgabe und wir dürfen uns nicht ablenken lassen.«
    Damals habe ich mich gefragt, ob deshalb keine Jungen in meinem Alter in Little Cam sind. Owens ist nach mir wahrscheinlich der Zweitjüngste und er muss knapp dreißig sein. Er kam als kleiner Junge mit seinem Vater, Jakob Owens, einem unserer Biologen, nach Little Cam und ich habe in ihm immer nur den mageren, sommersprossigen, nasebohrenden Typen gesehen, dessen Hauptbeschäftigung es ist, mit den Wachleuten Poker zu spielen. Keine Gefahr für mich, abgelenkt zu werden.
    Während ich Onkel Antonio und Dr. Tollpatsch beobachte, wie sie tanzen und lachen, überlege ich ernsthaft, ob sie wohl verliebt sein könnten. Der Gedanke macht mich seltsam traurig… und ein wenig neidisch. Merkwürdig. Liebe ist doch nichts anderes als ein chemischer Vorgang mit erhöhten Dopamin- und Noradrenalinwerten. Aber so wie Onkel Antonios Gesicht beim Tanzen strahlt… Ich frage mich, wie sich das wohl anfühlt. Sich nur für kurze Zeit von den Romantik-Chemikalien leiten zu lassen.
    Dann fällt mir ein, dass ich unsterblich bin und mein Körper anders funktioniert als der aller anderen Menschen. Wer weiß, ob ich überhaupt Liebe empfinden kann?
    Ich betrachte die Tänzerinnen und Tänzer und wünsche mir, die Nacht würde nie zu Ende gehen. Alle scheinen erfasst von einer Lebhaftigkeit, die sonst auf dem Gelände nicht üblich ist. Und ich habe noch nie so viele Leute gleichzeitig lächeln sehen. Doch während ich sie beobachte, ist mir deutlicher denn je bewusst, dass ich keine von ihnen bin. Für diese sterblichen Menschen sind

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