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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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waren, nicht wahr?«
    »Ja. Durch den langen Zeitraum zwischen der Geburt und der Sicherung der Plazenta wurde das Gewebe zu einem idealen Nährboden für Bakterien.«
    »Das fetale Gewebe war ebenfalls kontaminiert?«
    »Das ist richtig«, sagte Dr. Edgerton. »Mit diphtheroiden Erregern.«
    »Wie haben Sie diese … diphtheroiden Erreger identifiziert?«
    »Kolonie- und Gramfärbung-Morphologie der Plazenta-Kulturen und der fetalen Kulturen.«
    »Haben Sie biochemische Untersuchungen vorgenommen, um sicherzugehen, daß es sich um diphtheroide Erreger handelte?«
    »Das war nicht erforderlich.« Edgerton zuckte die Achseln. »Lesen Sie Ihre Lehrbücher vor jedem Prozeß neu durch, Ms. Hathaway? Ich mache diese Arbeit seit fünfzehn Jahren. Ich weiß, wie diphtheroide Erreger aussehen.«
    »Sie sind sich also hundertprozentig sicher, daß es sich um diphtheroide Erreger handelte?« hakte Ellie nach.
    »Jawohl, das bin ich.«
    Ellie lächelte leicht. »Sie erwähnten auch, daß die Plazenta Anzeichen einer akuten Chorioamnionitis aufwies. Können Sie bestätigen, daß Chorioamnionitis unter Umständen dazu führt, daß ein Fetus infizierte Amnionflüssigkeit aspiriert und somit an einer intrauterinen Lungenentzündung erkrankt – was wiederum eine Blutvergiftung und den Tod zur Folge hat?«
    »Das ist sehr, sehr selten.«
    »Aber es kommt vor?«
    Ein Seufzen. »Aber es ist wirklich weit hergeholt. Es ist weitaus realistischer, die Chorioamnionitis als Ursache für die Frühgeburt und nicht als Todesursache zu betrachten.«
    »Und doch haben Sie selbst ausgesagt«, wandte Ellie ein, »daß bei der Autopsie Anzeichen einer beginnenden Lungenentzündung festgestellt wurden.«
    »Das ist richtig, aber sie war nicht so gravierend, daß sie zum Tode geführt hätte.«
    »Im Autopsiebericht steht, daß in der Lunge Meconium gefunden wurde. Ist das nicht ein Anzeichen für eine fetale Gefährdung?«
    »Ja, und zwar weil fetaler Stuhl – das Meconium – in die Amnionflüssigkeit gelangt ist und in die Lungen eingeatmet wurde. Das löst einen starken Reiz aus und kann die Atmung beeinträchtigen.«
    Ellie trat näher auf den Zeugen zu. »Sie haben uns soeben zwei weitere Gründe dafür geliefert, warum das Neugeborene möglicherweise unter Atemnot litt: beginnende Lungenentzündung und die Aspiration von fetalem Stuhl.«
    »Ja.«
    »Aber laut Ihrer Aussage war Asphyxie die Todesursache.«
    »Ja.«
    »Würden Sie mir zustimmen, daß Lungenentzündung und Meconium-Aspiration – die beide natürliche Ursachen haben – zur Asphyxie geführt hätten?«
    Dr. Edgerton blickte amüsiert, als wüßte er ganz genau, worauf Ellie hinauswollte. »Vielleicht, Ms. Hathaway. Aber da das Kind erstickt wurde, ist die Frage rein akademisch.«
    Schon immer waren Ellie Getränkeautomaten, die warme Suppen und heißen Kaffee verkauften, nicht ganz geheuer. Sie stand vor so einem Ding im Kellergeschoß des Gerichts, die Hände in die Hüften gestemmt, und wartete darauf, daß der kleine Styroporbecher herausgefallen kam.
    Nichts.
    »Nun mach schon«, murmelte sie. »Ich hab dir fünfzig Cent gegeben«, sagte sie lauter.
    Eine Stimme hinter ihr hielt sie davon ab, weiter zu schimpfen. »Ich bete inständig, daß ich nie Schulden bei dir habe«, sagte Coop, während er seine Hände auf ihre Schultern legte und seine Lippen über ihren Nacken strichen.
    »Man kann doch erwarten, daß die Dinger regelmäßig gewartet werden«, beschwerte sich Ellie und wandte dem Automaten den Rücken zu. Prompt lieferte er heißen Kaffee, allerdings ohne den Becher, so daß Ellies Schuhe und Waden bespritzt wurden. »Ach, verdammt!« zischte sie und sprang beiseite. Dann sah sie die braunen Flecken auf ihrer Strumpfhose. »Na, prima.«
    Coop setzte sich auf einen der Metallstühle. »Als ich klein war, hat meine Grandma kleine Malheurs oft extra verursacht. Milchflaschen umgestoßen, über ihre eigenen Füße gestolpert, sich Wasser auf die Bluse gespritzt.«
    Während sie sich die Waden abtupfte, sagte Ellie: »Kein Wunder, daß du in die Psychiatrie gegangen bist.«
    »Das ist durchaus nicht dumm, vorausgesetzt, man ist abergläubisch. Wenn sie was Wichtiges vorhatte, wollte sie das Unglück hinter sich bringen. Damit sie den Rest des Tages davon verschont blieb.«
    »Du weißt, daß das nicht funktioniert.«
    »Bist du dir da so sicher?« Coop schlug die Beine übereinander. »Wäre doch eine angenehme Vorstellung, daß du, weil dir das gerade passiert ist,

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