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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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in den Gerichtssaal spazieren und gar nichts mehr falsch machen kannst.«
    Ellie ließ sich mit einem Seufzer neben ihn sinken. »Weißt du, daß sie zittert?» Sie faltete die schmutzige Papierserviette zusammen und legte sie auf den Boden neben ihrem Stuhl. »Ich spüre, wie sie neben mir bebt wie eine Stimmgabel.«
    »Soll ich mal mit ihr reden?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Ellie. »Ich habe Angst, daß sie noch mehr Panik kriegt, wenn wir sie darauf ansprechen.«
    »Psychologisch betrachtet –«
    »Darum geht’s hier aber nicht, Coop. Hier geht’s um die juristische Betrachtungsweise. Und das allerwichtigste ist jetzt, sie durch diesen Prozeß zu bringen, ohne daß sie vollends zusammenbricht.«
    »Bis jetzt machst du deine Sache sehr gut.«
    »Ich hab doch noch gar nichts gemacht!«
    »Ach so, jetzt versteh ich. Wenn Katie schon jetzt so nervös ist, wo sie nur den Zeugenaussagen zuhört, wie soll das dann erst werden, wenn du sie in den Zeugenstand rufst?« Er massierte sanft Ellies Rücken. »Du hast doch bestimmt schon öfter nervöse Mandanten gehabt.«
    »Klar.«
    Ein anderer Anwalt betrat den Raum, nickte ihnen zu und warf zwei Münzen in den Getränkeautomaten. »Vorsicht«, sagte Coop. »Der ist nicht stubenrein.«
    Ellie konnte nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken. Der Anwalt trat gegen den defekten Automaten, fluchte leise und marschierte wieder hinaus. Ellie lächelte Coop an. »Danke. Das hat gutgetan.«
    »Und was hältst du hiervon?« fragte Coop und beugte sich vor, um sie zu küssen.
    »Laß das lieber.« Ellie hielt ihn mit ausgestrecktem Arm auf Abstand. »Ich glaube, ich hab mir was eingefangen.«
    Seine Augen schlossen sich. »Ich liebe Risiken.«
    »Ach, hier seid ihr.«
    Beim Klang von Ledas Stimme fuhren Ellie und Coop auseinander. Leda stand auf der Treppe und hatte Katie dabei. »Ich hab ihr gesagt, du würdest gleich zurückkommen«, sagte Leda, »aber sie war nicht zu beruhigen.«
    Katie kam die letzten Stufen herunter und baute sich vor Ellie auf. »Ich muß jetzt nach Hause.«
    »Bald, Katie. Es dauert nicht mehr lange.«
    »Wir müssen zum Melken wieder zu Hause sein, und wenn wir jetzt losfahren, kommen wir gerade noch rechtzeitig. Mein Dad schafft das nicht allein mit Levi.«
    »Wir sind verpflichtet, im Gericht zu bleiben, bis die Verhandlung vertagt wird«, erklärte Ellie.
    »He, Katie«, warf Coop ein. »Was hältst du davon, wenn wir beide uns ein ruhiges Eckchen suchen und uns ein bißchen unterhalten?«
    Es war deutlich zu sehen, daß Katie am ganzen Körper bebte. Sie ignorierte Coop und starrte statt dessen Ellie weiter an. »Kannst du nicht machen, daß die Verhandlung vertagt wird?«
    »Das kann nur die Richterin.« Ellie legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß ja, daß das schwer für dich ist, und ich – wo willst du hin?«
    »Mit der Richterin sprechen. Sie bitten, daß sie vertagt«, sagte Katie halsstarrig. »Ich kann meine Arbeit nicht vernachlässigen.«
    »Du kannst nicht einfach mit der Richterin reden. Das geht nicht.«
    »Ich tu’s aber trotzdem.«
    »Wenn du sie verärgerst«, warnte Ellie, »kommst du überhaupt nicht mehr rechtzeitig zur Arbeit.«
    Katie fuhr herum. »Dann frag du sie doch.«
    »So etwas hab ich ja noch nie gehört«, sagte Richterin Ledbetter. »Sie bitten darum, daß wir heute früher Schluß machen, damit Ihre Mandantin ihre Farmarbeiten erledigen kann?«
    Ellie nahm die Schultern zurück und erwiderte mit unbewegter Miene: »Genaugenommen möchte ich darum bitten, daß wir an jedem Verhandlungstag um drei Uhr nachmittags Schluß machen, Euer Ehren.« Zähneknirschend fügte sie hinzu: »Ich würde nicht darum bitten, wenn die Lebensweise meiner Mandantin das nicht erfordern würde.«
    »Das Gericht tagt bis sechzehn Uhr dreißig.«
    »Das habe ich auch meiner Mandantin erklärt.«
    »Mich interessiert brennend, was sie erwidert hat.«
    »Daß die Kühe nicht so lange warten würden.« Ellie warf George einen kurzen Seitenblick zu. Er grinste vor sich hin wie eine Katze, die gerade den Kanarienvogel erwischt hat. Und es war ihm nicht zu verdenken. Ellie war gerade dabei, ihr eigenes Grab zu schaufeln, ohne daß er auch nur den kleinsten Finger krümmen mußte. »Euer Ehren, bitte bedenken Sie auch, daß einer der geladenen Zeugen auf der Farm der Fishers angestellt ist. Wenn nicht nur meine Mandantin, sondern auch er beim Melken am Nachmittag nicht zu Verfügung stehen, würde das die wirtschaftliche Lage der

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