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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Angeklagte bei projektiven Tests wie dem Rorschach-Test und objektiven Tests wie den MMPI abgeschnitten hatte, und führte selbst ein Gespräch mit ihr.«
    »Sind Sie zu einem fundierten Schluß gelangt?«
    »Ja. Die Angeklagte war zu dem Zeitpunkt, als sie das Kind tötete, in der Lage, Recht von Unrecht zu unterscheiden. Sie war sich ihrer Handlungen bewußt.« Riordans Blick huschte über Katie hinweg. »Es war ein klassischer Fall von Neonatizid. Alles an der Angeklagten entsprach dem Charakterprofil einer Frau, die ihr Neugeborenes töten würde – ihre Erziehung, ihr Verhalten, ihre Lügen.«
    »Woher wissen Sie, daß sie gelogen hat?« fragte George in der Rolle des Advocatus Diaboli. »Vielleicht wußte sie wirklich nicht, daß sie schwanger war oder daß sie ein Kind bekommen hatte.«
    »Laut Aussage der Angeklagten selbst wußte sie, daß sie schwanger war, hatte sich aber bewußt dazu entschlossen, das geheimzuhalten. Wenn man sich für eine bestimmte Verhaltensweise entscheidet, um sich selbst zu schützen, dann impliziert das, daß man weiß, was man tut. Hinzu kommt, daß man, wenn man einmal gelogen hat, wieder lügen wird, was bedeutet, daß ihre Aussagen zu der Schwangerschaft und Entbindung bestenfalls fragwürdig sind. Ihre Handlungen sprechen dagegen eine klare, unmißverständliche Sprache«, sagte Riordan. »Während unseres Gesprächs gab die Angeklagte zu, daß sie mit Wehen aufwachte und ihr Zimmer mit der bewußten Absicht verließ, daß niemand im Haus etwas hören sollte. Das ist Verschleierung. Sie entschied sich für den Stall und ging zu einer Stelle, von der sie wußte, daß dort frisches Stroh verteilt worden war. Das ist Vorsatz. Nach der Entbindung deckte sie das blutige Stroh ab und versuchte das Neugeborene daran zu hindern zu schreien – zudem wurde der Leichnam in einem Stapel Decken gefunden. Das zeigt, daß sie etwas zu verbergen hatte. Sie entledigte sich des blutigen Nachthemdes, das sie getragen hatte, und als sie am nächsten Morgen aufstand, verhielt sie sich ihrer Familie gegenüber vollkommen normal, alles nur, um die Lüge aufrechtzuerhalten. All diese einzelnen Elemente – sie entbindet an einem ungestörten Ort, sie vertuscht die Geburt, sie macht anschließend sauber, sie tut so, als wäre alles wie sonst – deuten darauf hin, daß die Angeklagte sehr wohl wußte, was sie tat, als sie es tat – und was noch wichtiger ist – sie wußte, daß es Unrecht war.«
    »Hat die Angeklagte während des Gesprächs mit Ihnen gestanden, das Neugeborene ermordet zu haben?«
    »Nein, sie behauptet, keinerlei Erinnerung daran zu haben.«
    »Wie können Sie dann sicher sein, daß sie es getan hat?«
    Riordan zuckte die Achseln. »Weil Amnesie leicht vorgetäuscht werden kann. Und weil ich solche Fälle kenne, Mr. Callahan. Es gibt ein spezifisches Verhaltensmuster bei Neonatizid, und die Angeklagte erfüllt jedes einzelne Kriterium: Sie hat die Schwangerschaft geleugnet. Sie behauptet, ihr sei anfänglich nicht klar gewesen, daß die Wehen eingesetzt hatten. Sie hat das Kind allein entbunden. Sie hat gesagt, sie habe das Neugeborene nicht getötet, obwohl der Leichnam aufgefunden wurde. Sie hat im Laufe der Zeit gewisse Lücken in ihrer Erzählung eingestanden. All das sind typische Merkmale jedes Neonatizidfalls, mit dem ich mich bisher befaßt habe, und es hat mich zu der Überzeugung gebracht, daß auch die Angeklagte einen Neonatizid begangen hat, selbst wenn es in ihrer Erinnerung offensichtlich ein paar Lücken gibt.« Er beugte sich vor. »Wenn ich etwas sehe, das quakt und Federn und einen Schnabel und Füße mit Schwimmhäuten hat, muß ich es nicht erst schwimmen sehen, um zu wissen, daß es eine Ente ist.«
    Daß sie ihre Verteidigungsstrategie hatte ändern müssen, war für Ellie vor allem deshalb schmerzhaft, weil sie dadurch Dr. Polacci als Zeugin verloren hatte. Es war jedoch völlig ausgeschlossen, den Bericht der Psychologin an die Anklagevertretung zu geben, da darin explizit stand, daß Katie ihr Neugeborenes getötet hatte, wenngleich ohne sich des Charakters und des Unrechts ihrer Tat bewußt zu sein. Wenn Ellie also irgendwelche Löcher in die Neonatizid-Behauptung der Anklage bohren wollte, dann mußte das jetzt geschehen. »Wie viele Kindsmörderinnen haben sie schon interviewt?« fragte sie, während sie auf Dr. Riordan zuging.
    »Zehn.«
    »Zehn!« Ellie riß die Augen auf. »Aber Sie sind doch angeblich ein Experte auf dem Gebiet!«
    »Ich werde

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