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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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die Tatsache der Dissoziation spricht Ms. Fisher nicht von dem Mord frei. Menschen sind in der Lage, komplexe Handlungen durchzuführen, selbst wenn ihre Fähigkeit, sich an diese Handlungen zu erinnern, beeinträchtigt ist. Sie können beispielsweise im dissoziativen Zustand Ihren Wagen steuern und Hunderte von Meilen fahren, ohne sich auch nur an einen einzigen Abschnitt der Reise zu erinnern. Ebenso können Sie im dissoziativen Zustand ein Baby gebären, auch wenn Sie sich nicht daran erinnern. Sie können versuchen, ein sterbendes Baby wiederzubeleben, und sich nicht daran erinnern. Oder«, fügte er spitz hinzu, »Sie können ein Baby töten und sich nicht daran erinnern.«
    »Dr. Riordan«, sagte Ellie, »wir sprechen hier über ein junges amisches Mädchen, nicht über ein egozentrisches Großstadtkind. Versetzen Sie sich in ihre Lage. Wäre es nicht möglich, daß Katie Fisher dieses Baby wollte, daß es in ihren Armen starb, daß sie davon so erschüttert war, daß ihre Psyche unbewußt das Geschehene ausblendete?«
    Doch Riordan war schon zu oft im Zeugenstand gewesen, um so leicht in die Falle zu tappen. »Wenn sie das Baby so sehr wollte, Ms. Hathaway«, sagte er, »wieso hat sie es dann sieben Monate lang verleugnet?«
    George war schon aufgesprungen, noch bevor Ellie wieder Platz genommen hatte. »Ich habe doch noch ein paar Fragen an den Zeugen, Euer Ehren. Dr. Riordan, sind Sie als Sachverständiger der Auffassung, daß sich die Angeklagte am Morgen des zehnten Juli in einem dissoziativen Zustand befand?«
    »Nein.«
    »Hat das für diesen Fall irgendeine Bewandtnis?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Riordan zuckte die Achseln. »Ihr Verhalten ist so klar, daß man auf übertriebene Psychologisierungen verzichten kann. Die Verheimlichung der Schwangerschaft vor der Niederkunft läßt vermuten, daß die Angeklagte nach der Entbindung alles in ihrer Macht Stehende tun würde, um das Kind loszuwerden.«
    »Einschließlich Mord?«
    Der Psychologe nickte. »Insbesondere Mord.«
    George wandte sich an die Richterin. »Euer Ehren«, sagte er, »die Anklage ruft keine weiteren Zeugen auf.«
    Sarah hatte mit dem Abendessen auf sie gewartet, und obwohl es köstlich schmeckte, stocherte Ellie lustlos auf ihrem Teller herum. Der Raum kam ihr viel zu eng vor, und sie ärgerte sich, daß sie Coops Einladung ausgeschlagen hatte, in ein Restaurant in Lancaster zu gehen.
    »Ich hab Nugget für dich gestriegelt«, sagte Sarah, »nur das Zaumzeug muß noch geputzt werden.«
    »Danke, Mam«, antwortete Katie. »Ich mach das nach dem Essen, auch den Abwasch; du bist bestimmt müde vom Melken.«
    Am anderen Ende des Tisches stieß Aaron einen lauten Rülpser aus und lächelte seiner Frau anerkennend zu. »Gut gekocht«, sagte er. »Er schob die Daumen unter seine Hosenträger und wandte sich an seinen Vater. »Ich überlege, ob ich Montag zu der Auktion von Lapp gehe.«
    »Brauchst du noch mehr Pferde?« erkundigte sich Elam.
    Aaron zuckte die Achseln. »Kann nie schaden, sich anzusehen, was so angeboten wird.«
    »Ich hab gehört, daß Marcus King das Fohlen verkaufen will, das seine Braune im letzten Frühling geworfen hat.«
    »Wirklich? Das ist ein Prachtkerl.«
    Sarah schnaubte. »Was willst du denn mit noch einem Pferd?«
    Ellie ließ den Blick von einem zum anderen wandern, als folge sie einem Tennismatch. »Verzeihung«, sagte sie leise, und einer nach dem anderen wandte sich ihr zu. »Seid ihr euch eigentlich darüber im klaren, daß eure Tochter gerade einen Mordprozeß durchmacht?«
    »Ellie, nicht –« Katie streckte die Hand aus, aber Ellie schüttelte den Kopf.
    »Seid ihr euch darüber im klaren, daß eure Tochter vielleicht in weniger als einer Woche schuldig gesprochen und direkt vom Gericht zum Staatsgefängnis nach Muncy gebracht wird? Ihr sitzt hier und plaudert über Pferdeauktionen – interessiert es euch denn gar nicht, wie der Prozeß läuft?«
    »Es interessiert uns«, sagte Aaron steif.
    »Verdammt nette Art, das zu zeigen«, murmelte Ellie, knüllte ihre Serviette zusammen, warf sie auf den Tisch und lief die Treppe hinauf in ihr Zimmer.
    Als Ellie die Augen wieder aufschlug, war es draußen ganz dunkel, und Katie saß auf ihrer Bettkante. Sie fuhr hoch, wischte sich die Haare aus dem Gesicht und sah blinzelnd auf den kleinen Wecker auf ihrem Nachttisch. »Wieviel Uhr ist es?«
    »Kurz nach zehn«, flüsterte Katie. »Du bist eingeschlafen.«
    »Ja.« Ellie fuhr sich mit der Zungenspitze

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