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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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kleinen Schwester, von Mr. Gatsbys einsamem grünem Licht.
    Plötzlich warfen die Absolventen ihre Hüte in die Luft, wie Stare, die aus den Bäumen aufflogen, wenn bei einem Scheunenbau die ersten Hammerschläge erklangen. Katie lächelte, als Jacob auf sie zugeeilt kam. »Du warst wunderbar«, sagte sie und schlang die Arme um ihn.
    »Danke, daß du gekommen bist.« Jacob blickte auf und rief eine Begrüßung. »Ich möchte dir jemand vorstellen.«
    Er zog sie mit zu einem Mann, der noch größer war als Jacob, den gleichen schwarzen Umhang trug, aber mit einer blauen Schärpe über der Schulter. »Adam!«
    Der Mann drehte sich um und grinste. »He, ab jetzt Dr. Sinclair.« Er war ein bißchen älter als Jacob, das sah sie an den Fältchen um seine Augen herum, und sie dachte, daß er vermutlich gern lachte. Sein Haar hatte die Farbe von Honig, fast wie seine Augen. Und als er Katie ansah, kam ein so tiefer Friede über sie, daß sie den Blick nicht von ihm abwenden konnte, als hätte dieser eine Englische eine Seele, die schlicht war.
    »Adam hat gerade seinen Doktor gemacht«, erläuterte Jacob. »Ihm gehört das Haus, das ich gemietet habe.«
    Katie nickte. Sie wußte, daß Jacob vom Campus in ein kleines Haus in der Stadt umgezogen war, da er als Dozent an der Penn State bleiben würde. Sie wußte, daß der Mann, dem das Haus gehörte, auf Forschungsreise gehen würde. Sie wußte, daß sie noch zwei Wochen lang zusammen in dem Haus wohnen würden, bevor der Besitzer abreiste. Aber sie hatte nicht gewußt, daß man so weit von einem Menschen entfernt stehen und trotzdem das Gefühl haben konnte, so fest an ihn gedrückt zu werden, daß man kaum noch Luft bekam.
    »Wie bischt du heit?« sagte sie und wurde vor Verlegenheit rot, weil sie ins Deitsch verfallen war.
    »Du mußt Katie sein«, entgegnete er. »Jacob hat mir von dir erzählt.« Und dann streckte er seine Hand aus, eine Einladung.
    Plötzlich mußte Katie an Jacobs Geschichten von Hamlet und Holden Caulfield und Mr. Gatsby denken, und ihr wurde schlagartig klar, daß sie einem im wirklichen Leben genauso nützlich sein konnten wie die Fähigkeit, einen Gemüsegarten anzulegen oder Wäsche aufzuhängen. Sie fragte sich, was dieser Mann wohl studiert hatte, um seinen Doktor zu machen. Mit großer Vorsicht ergriff Katie Adam Sinclairs Hand und lächelte zurück.
    Nachdem sie zu Hause zu Mittag gegessen hatten, machten Aaron und Sarah sich auf den Weg, um Verwandte und Nachbarn zu besuchen. Ellie, die eine ganze Reihe Bücher von Laura Ingalls aufgetrieben hatte, setzte sich hin, um zu lesen. Sie war müde und gereizt nach dem langen Vormittag, und vom rhythmischen Getrappel der Pferde, die Kutschen über die Landstraße zogen, bekam sie allmählich Migräne.
    Katie, die den Abwasch gemacht hatte, kam ins Wohnzimmer und rollte sich in dem Sessel neben Ellie zusammen. Sie schloß die Augen und begann leise zu summen.
    Ellie blickte sie gereizt an. »Läßt du das bitte?«
    »Was soll ich lassen.«
    »Die Singerei. Während ich lese.«
    Katie schmollte. »Ich singe gar nicht. Wenn es dich stört, geh doch woanders hin.«
    »Ich war aber zuerst hier«, sagte Ellie und kam sich vor wie eine Siebtklässlerin. Trotzdem stand sie auf und ging zur Tür, nur um festzustellen, daß Katie ihr folgte. »Herrgott, du hast jetzt das ganze Wohnzimmer für dich!«
    »Darf ich dich was fragen? Mam hat gesagt, daß du im Sommer öfter nach Paradise gekommen bist, um auf einer Farm wie unserer zu wohnen. Tante Leda hat ihr das erzählt. Stimmt das?«
    »Ja«, sagte Ellie langsam und fragte sich, worauf sie hinauswollte. »Wieso?«
    Katie zuckte die Achseln. »Ich dachte nur, es scheint dir hier nicht sonderlich zu gefallen. Auf der Farm, meine ich.«
    »Die Farm gefällt mir sehr gut. Ich bin nur nicht daran gewöhnt, den Babysitter für meine Mandanten zu spielen.« Als sie den gekränkten Blick sah, der über Katies Gesicht huschte, seufzte Ellie innerlich. »Tut mir leid. Das war nicht so gemeint.«
    Katie sah auf. »Du magst mich nicht.«
    Ellie wußte nicht, was sie darauf antworten sollte. »Ich kenne dich nicht.«
    »Ich kenne dich auch nicht.« Katie tippte mit der Spitze ihres Stiefels auf den Holzboden. »Sonntags machen wir hier manches anders.«
    »Ist mir schon aufgefallen. Keine Arbeiten.«
    »Na ja, ein paar Arbeiten gibt es immer. Aber wir haben auch Zeit zum Erholen.« Katie sah sie an. »Ich dachte, vielleicht, weil doch Sonntag ist, könnten wir beide

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