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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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bin sicher, du glaubst nicht an Geister, wie der Großteil der freien Welt. Wenn ich Leuten erzähle, worin ich promoviert habe, verstehen die meisten kein Wort. Aber ich bin auf ganz seriösen Wegen dazu gekommen. Angefangen habe ich mit Physik als Hauptfach. Da ging es viel um Energie. Überleg doch mal – Energie kann nicht vernichtet, nur in etwas anderes umgewandelt werden. Wenn also ein Mensch stirbt, was wird dann aus dieser Energie?«
    Katie sah ihn mit großen Augen an. »Ich weiß nicht.«
    »Genau. Irgendwo muß sie ja hin. Und diese verbliebene Energie zeigt sich ab und an als Geist.«
    Sie mußte den Blick auf ihren Schoß richten, sonst hätte sie diesem Mann, den sie kaum kannte, womöglich etwas gebeichtet, das sie bisher niemandem gestanden hatte. »Ah«, sagte Adam sanft. »Jetzt hältst du mich für verrückt.«
    »Nein«, beteuerte Katie sofort. »Ehrlich nicht.«
    »Es ergibt Sinn, wenn du mal richtig drüber nachdenkst«, verteidigte er sich. »Die emotionale Energie, die aus einer Tragödie erwächst, prägt sich dem Ort des Geschehens ein – ein Fels, ein Haus, ein Baum –, so, als würde sie eine Erinnerung hinterlassen. Auf der Ebene der Atome sind alle diese Dinge in Bewegung, deshalb können sie Energie speichern. Und wenn lebende Menschen Geister sehen, dann sehen sie die verbliebene Energie, die noch festgehalten wird.« Er zuckte die Achseln. »So lautet meine Theorie, im Kern.«
    Plötzlich war Jacob wieder da, in der Hand einen Becher Popcorn. Er stellte ihn Katie auf den Schoß. »Erzählst du ihr von deinen pseudoakademischen Studien?«
    »He«, Adam grinste. »Deine Schwester erweist sich als aufgeschlossen.«
    »Meine Schwester ist naiv«, berichtigte Jacob.
    »Ich hab noch eine Theorie«, sagte Adam zu Katie, ohne auf Jacob zu achten. »Man sollte gar nicht erst versuchen, die Ungläubigen zu überzeugen, weil die es nämlich nie verstehen werden. Wenn dagegen ein Mensch eine paranormale Erfahrung gemacht hat – dann wird er praktisch alles dafür tun, jemanden wie mich zu finden, der bereit ist, ihm zuzuhören.« Er sah ihr in die Augen. »Wir alle haben irgendwelche Dinge, die uns verfolgen. Manche von uns sehen sie nur einfach deutlicher als andere.«
    Mitten in der Nacht wurde Ellie durch ein unterdrücktes Stöhnen geweckt. Sie schüttelte den Schlaf ab, setzte sich auf und sah zu Katie hinüber, die sich unter ihrer Bettdecke wand. Ellie ging zu ihr und fühlte ihr die Stirn.
    »’S dutt weh« , murmelte Katie. Sie warf die Decke zurück, so daß zwei kreisrunde, größer werdende Flecken vorn auf ihrem weißen Nachthemd zu sehen waren. »Es tut weh«, schrie sie und strich mit den Händen über die feuchten Stellen an ihrem Nachthemd und dem Bettzeug. »Irgendwas stimmt nicht mit mir!«
    Etliche von Ellies Freundinnen – in letzter Zeit immer mehr – hatten Kinder zur Welt gebracht. Sie hatten oft darüber gewitzelt, daß sie sich wie Comicfiguren mit Torpedobrüsten vorkamen, als die Milch einschoß. »Dir fehlt nichts. Das ist ganz natürlich, wenn man ein Kind bekommen hat.«
    »Ich hab kein Kind bekommen!« kreischte Katie. »Nee!« Sie stieß Ellie so heftig beiseite, daß sie auf den harten Boden fiel. »Ich hab kenn Kind g’hatt … mei Hatz iss voll!«
    »Ich kann dich nicht verstehen«, zischte Ellie.
    »Mei Hatz iss voll!«
    Ellie war klar, daß Katie nicht richtig wach war, nur völlig verstört. Sie beschloß, Hilfe zu holen, aber als sie aus dem Zimmer gehen wollte, wäre sie beinahe mit Sarah zusammengestoßen.
    Sie erschrak darüber, Katies Mutter im Nachthemd zu sehen. Das Haar hing ihr bis auf die Hüften. »Was ist los?« fragte sie und kniete sich neben das Bett ihrer Tochter. Katie preßte ihre ineinandergekrallten Hände vor die Brust. Sarah zog sie sachte weg und öffnete das Nachthemd.
    Ellie zuckte zusammen. Katies Brüste waren so dick und hart geschwollen, daß sich eine feine blaue Landkarte aus Venen abzeichnete, mit winzigen Flüssen aus Milch, die aus den Brustwarzen sickerten. Auf Sarahs Drängen hin folgte Katie ihr teilnahmslos ins Badezimmer. Ellie sah zu, wie Sarah ihrer Tochter ganz selbstverständlich die schmerzenden Brüste massierte und behutsam einen Strom von Milch ins Waschbecken rinnen ließ.
    »Das ist ein Beweis«, sagte Ellie schließlich ausdruckslos. »Katie, sieh dir deinen Körper an. Du hast ein Kind bekommen. Das ist die Milch für das Baby.«
    »Nee, loss mich geh« , schrie Katie, die jetzt schluchzend auf dem

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