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Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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ziemlich
viel.«
    Dóra sprach sehr ruhig,
obwohl sie innerlich angespannt war, weil sich endlich etwas zu
klären schien. »Natürlich kannst du etwas lernen.
Wenn du lesen und dir Dinge merken kannst, stehen dir alle Wege
offen.« Vorsichtig sprach sie weiter: »Welche
Bücher meinst du denn? Haben die mit Usinnas Forschungen zu
tun?«
    »Ja, Naruana hat sie
mitgebracht, als er eingezogen ist. Er hatte jede Menge Kram von
seiner Mutter dabei.« Sie zeigte auf das Eisbärenfell
auf dem Fußboden. »Den hat er erlegt, als er zwölf
war. Er wäre ein hervorragender Jäger geworden, wenn er
nicht ...«
    »Endlich!«
Triumphierend sprang Matthias vom Sofa hoch. »Es
klingelt!« Er klemmte sich den Hörer ans Ohr und stopfte
den Zettel mit den Nummern wieder in sein Portemonnaie.
    Dóra freute sich mit ihm,
wollte sich aber die Gelegenheit, Usinnas Forschungsunterlagen in
die Hände zu bekommen, nicht entgehen lassen.
»Dürfte ich die Bücher mal sehen? Waren da auch
noch andere Unterlagen oder Aufzeichnungen dabei?«

23.
Kapitel
    22. März 2008
    Dóra fand es im
Bürogebäude eiskalt, aber Friðrikka hatte ihr
erklärt, dass eine Elektroheizung bei diesen Temperaturen sehr
lange bräuchte, um die Räume aufzuheizen. Sie zog den
viel zu großen Fliespulli enger um sich. Sie hatte ihn von
einem der Bürostühle genommen und vorher sorgfältig
kontrolliert, wem er gehörte. Sie wollte nicht schon wieder
Klamotten von Verstorbenen tragen – so kalt war ihr nun auch
wieder nicht.
    »Wann kommen sie denn
endlich?« Alle saßen im Konferenzraum. Friðrikka
hatte sich ans Fenster gesetzt und starrte hinaus. »Es kann
doch nicht so lange dauern, von Angmagssalik hierher.« Alle
warteten ungeduldig auf das Eintreffen der Polizei, aber
Friðrikka versuchte noch nicht einmal, ihre Gereiztheit zu
verbergen. Nachdem es Matthias gelungen war, einen Polizisten ans
Telefon zu bekommen, der vernünftig Englisch sprach, war er
angewiesen worden, zurück ins Camp zu fahren und die Gruppe im
Bürogebäude zu versammeln. Dort sollten sie warten, und
seitdem waren gut drei Stunden vergangen.
    »Es dauert eben ein
bisschen, bis sie so weit sind.« Matthias war genervt von
Friðrikka und ihrem endlosen Gejammer, wie spät es schon
sei und dass das Wetter jeden Moment umschlagen
könne. 
    »Und was sollen wir essen,
wenn sie heute nicht mehr kommen? Die ganzen Lebensmittel sind
drüben.« Bella zog einen Flunsch. »Ich hab nicht
vor, jetzt auch noch zu hungern.«
    »Dann gehe ich rüber
und hole was.« Matthias saß am Konferenztisch und
beobachtete, wie der Arzt Usinnas Unterlagen durchsah. Dóra
und er hatten versucht, die Abhandlungen selbst zu lesen, aber bei
den biologischen Ausführungen ziemlich bald aufgegeben und
Finnbogi gebeten, einen Blick darauf zu werfen. Bella sollte die
Unterlagen später kopieren, da Dóra versprochen hatte,
sie bei nächster Gelegenheit zurückzugeben. Oqqapia
wollte nicht, dass ihr Lebensgefährte dahinterkam, dass sie
die Unterlagen verliehen hatte.
    »Aber wir dürfen
nicht rübergehen, das hat die Polizei doch verboten. Hast du
selbst gesagt.« Friðrikkas Stimme zitterte, als sie ihren
Blick vom Fenster auf Matthias richtete.
    Er seufzte. »Sie sind
bestimmt gleich da.«
    Friðrikka öffnete den
Mund und wollte gerade widersprechen, als Dóra ihr ins Wort
fiel: »Sag mal, Friðrikka, wie kommt es eigentlich, dass
du gar nichts davon erzählt hast, dass Arnar Bekannte im Dorf
hat? Du hast doch gesagt, ihr hättet kaum Kontakt zu den
Einheimischen gehabt.« Dóra warf Eyjólfur einen
bösen Blick zu. »Das gilt übrigens auch für
dich.«
    Da Friðrikka beschämt
schwieg, entgegnete Eyjólfur: »Kein Grund, mich so
anzumachen! Ich wusste nichts davon. Ich hab ihn nie mit Leuten aus
dem Dorf gesehen. Falls er irgendwelche Einheimischen getroffen
hat, dann war das, als ich nicht hier war.« Er starrte auf
den Hinterkopf der Geologin, die sich mit feuerrotem Gesicht wieder
zum Fenster gedreht hatte. »Sie war viel öfter hier als
ich.«
    »Friðrikka? Warum hast
du das denn nie erwähnt?« Dóra wollte sie nicht
so leicht davonkommen lassen.
    Friðrikka drehte sich um.
»Ich hab das einfach nicht für wichtig gehalten. Ihr
habt doch nur gefragt, ob hier Grönländer gearbeitet
haben, und das war nicht der Fall.« Sie schniefte.
»Soweit ich weiß, ist er sonntags ein paarmal ins Dorf
gefahren, aber er hat nie darüber geredet oder erwähnt,
dass er da irgendwelche Freunde hat. Er wollte wohl eine

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