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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sich ein bisschen komisch an, dass man die Meinung einer ... Maschine einholen möchte.«
    »Nur ›komisch‹?«, fragte Cayleb leise nach.
    »Na gut«, antwortete sie nach kurzem Schweigen und klang nun deutlich ernster. »Ich gebe wohl zu, dass es mich auch ein bisschen beunruhigt. Ich kann nichts dafür. Hier oben ...«, sie tippte sich gegen die Schläfe, »... weiß ich, dass alles, was uns die Kirche gelehrt hat, eine einzige Lüge ist. Ja, ich weiß es, und ich glaube es auch, ganz und gar aufrichtig. Aber trotzdem wurde ich als Tochter von Mutter Kirche erzogen, Cayleb. Irgendwo tief in mir ist da immer noch dieses kleine Mädchen, dass brav seinen Katechismus rezitiert. Und dieses kleine Mädchen kann gar nicht anders, als ein bisschen Angst davor zu haben, geradewegs Shan-weis Versteck zu betreten. Ich weiß auch, dass das albern ist, aber ...«
    Sie sprach nicht weiter, und Cayleb schloss sie noch fester in die Arme.
    »Ich halte das überhaupt nicht für albern«, erwiderte er ihr. »Es ist noch nicht einmal fünf Monate her, dass du die Wahrheit über Merlin und alles andere erfahren hast. Und tatsächlich denke ich, das ist einer der Gründe, warum es besser ist, wenn du Merlin bei dieser Reise begleitest, und nicht ich. Schließlich hatte ich schon viel länger Zeit, mich an das alles anzupassen - soweit das überhaupt möglich ist. Und ich müsste lügen, wollte ich sagen, ich hätte nicht hin und wieder immer noch meine Zweifel. Und ich weiß auch ganz genau, was du meinst. Es geht hier nicht darum, ob man Zweifel hat oder nicht. Es geht darum zu begreifen, dass man wirklich endgültig und ganz mit allem gebrochen hat, was zu glauben einem das ganze Leben gelehrt worden ist. Mit allem zu brechen, was man glauben sollte. Andererseits hilft es, sich zu fragen, ob der Erzengel Langhorne, gäbe es ihn wirklich, zugelassen hätte, dass sich etwas wie die ›Vierer-Gruppe‹ bildet.«
    »Das stimmt wohl«, pflichtete Sharleyan ihrem Gemahl grimmig bei.
    Es war ja nun auch wirklich nicht so, als hätte Sharleyan Zweifel am Wahrheitsgehalt dessen, was Merlin Athrawes ihnen erzählt hatte. Andererseits blitzten die tief sitzenden Ängste immer wieder auf und hinterließen ein ungutes Gefühl darüber, wie wohl der Rest der Bevölkerung von Safehold reagieren würde, wäre die Zeit gekommen, die ganze Wahrheit über die Kirche des Verheißenen zu enthüllen. Sharleyan fürchtete immer mehr, es würde schrecklich werden, alles im Chaos versinken.
    Denn die Menschen glaubten das, was man auch sie selbst, die Kaiserin, einst gelehrt hatte: Sie alle glaubten der Heiligen Schrift, in der Gottes Plan für Safehold enthüllt war, und den Offenbarungen, in denen der Tag der Schöpfung genauestens geschildert war. Und warum auch nicht? Die Adams und Evas, die Verfasser der Offenbarungen, hatten doch nichts als die absolute Wahrheit niedergeschrieben - die Wahrheit, wie sie ihnen bekannt war. Natürlich hatten sie allesamt nicht gewusst, dass man während jener langen Reise im Kälteschlaf ihre Erinnerungen manipuliert hatte (wie das mit diesem ›Kälteschlaf‹ funktionieren sollte, war Sharleyan allerdings immer noch nicht klar). Seinerzeit hatte man sie alle auf die Reise zu ihrer neuen Heimat geschickt, damit sie dem Untergang entkämen, zu dem ihr Planet namens Erde verdammt war. Sie alle hatten nicht gewusst, dass die ›Erzengel‹, die ihnen als Gottes Boten und Stellvertreter in menschlicher Gestalt erschienen waren, in Wahrheit Mitglieder der Kommandobesatzung jener Kolonisierungsexpedition gewesen waren.
    Und sie hatten nicht gewusst, dass der ›Erzengel Langhorne‹ und der ›Erzengel Bédard‹ Dr. Pei Shan-wei und alle anderen kaltblütig ermordet hatten, die sich gegen Langhornes Plan ausgesprochen hatten, Safehold für alle Zeiten zu einem Leben in einer prätechnischen Zivilisation zu verdammen.
    Daher war es nicht überraschend, dass ihre gänzlich korrekten Schilderungen all dessen, was sie gesehen und erlebt, gespürt und gefühlt hatten, nachdem sie hier auf Safehold erwacht waren, so verwünschenswert schlüssig und überzeugend ausgefallen waren. Schlimmer noch: es gab im wahrsten Sinne des Wortes Millionen davon ... und nicht eine einzige dieser ›Offenbarungen‹ stand im Widerspruch zur offiziellen Lehre der Kirche.
    Na ja, vielleicht eine doch, rief Sharleyan sich ins Gedächtnis zurück und dachte an das Tagebuch von Sankt Zherneau. Dieser Text war nicht Bestandteil der offiziellen

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