Die Eiserne Festung - 7
Das Letzte, was Gorjah gebrauchen konnte, wäre, sich den Zorn seiner Untertanen zuzuziehen, die nicht einmal die lebensnotwendigen Dinge erstehen konnten, weil ihr König sich um juristische Haarspaltereien sorgte wie Handelsembargos. Also drückte Gorjah ein Auge zu, während der heimliche Handel mit den Schmugglern florierte, die ihre Waren überall an der Südostküste des Herzogtums Tranjyr an Land brachten.
Doch in mancherlei Hinsicht machte diese Schmuggelei alles nur noch schlimmer. Die Schmuggler waren nicht sonderlich daran interessiert, als Wohltätigkeitsorganisation aufzutreten. Sie alle verlangten - und erhielten - teures Geld für ihre Waren. Das bedeutet, dass Tarots sehr beschränkte (und rapide abnehmende) Geldvorräte immer weiter in die Taschen der Feinde des Königreiches wanderten. Dass der Tempel sich weigerte, Gorjah gegenüber großzügig aufzutreten, war unter diesen Umständen für das ganze Reich ein besonders herber Schlag.
Und das Verhältnis zum Tempel hat sich nicht gebessert, dachte er düster. Und das kann ich nicht alles der › Vierer-Gruppe‹ vorwerfen.
Nachdem Trynair Gorjah offiziell von dem Vorwurf freigesprochen hatte, die Pläne der ›Vierer-Gruppe‹ verraten zu haben, hatte die Kirche das Königreich schließlich doch, wenngleich widerwillig, in das Schiffsbauprogramm einbezogen. Wahrscheinlich war auch das nur geschehen, weil die Pläne für dieses Programm noch einmal gründlich hatten geändert werden müssen, nachdem Allayn Maigwair, dieses militärische Genie, endlich herausgefunden hatte, sie hätten die ganze Zeit über doch lieber Galeonen bauen lassen sollen! Auf diesen Punkt hatte Gahvyn Mahrtyn, seines Zeichens Baron White Ford, bei seinem ersten Bericht über die Schlacht vor dem Armageddon-Riff schon sehr nachdrücklich hingewiesen. Selbstverständlich hatte man besagten Bericht zur Gänze ignoriert. Tatsächlich fiel auch die eine oder andere Bemerkung hinsichtlich besiegter, inkompetenter Admiräle, die Ausflüchte suchten, um ihre eigenen Fehler nicht eingestehen zu müssen. Es hatte Gorjah eine gewisse, bittere Befriedigung eingebracht, als White Ford schließlich rehabilitiert wurde. Allerdings hatte sich niemand in Zion die Mühe gemacht, diese Rehabilitation öffentlich zu verkünden. Es bestand kein Zweifel daran, dass die Planänderung zu einem höheren Bedarf an Werften und damit erst zur Berücksichtigung Tarots geführt hatte.
Schon die Stückzahl der in Gorjahs Königreich in Auftrag gegebenen Schiffe verriet deutlich, wie widerwillig die Kirche Geld nach Tarot fließen lassen wollte. Von den mehr als zweihundertvierzig Kriegsgaleonen, deren Bau die Kirche insgesamt in Auftrag gegeben hatte, sollte gerade einmal zweiundzwanzig aus Tarot stammen, obwohl man allein in Tranjyr schon fast das Doppelte hätte bauen lassen können. Weiterhin hatte man dem Königreich aufgetragen, zusätzlich Handelsgaleonen für die Bedürfnisse der Flotte umzubauen: nicht einmal zwanzig Stück. Welch schwindelerregende Zahl! Selbst dem Desnairianischen Reich, das vorher überhaupt keine Flotte besessen hatte, verlangte man doppelt so viele Schiffe ab ... Dafür baute die Kirche denen Werften und bezahlte auch noch die absurd überhöhten Preise, die von den Desnairianern verlangt wurden!
Bedauerlicherweise konnte Gorjah sich nicht einmal einreden, der Grund für die Kirche, Tarot nur derartig unbedeutende Brosamen zukommen zu lassen, bestehe einzig und allein darin, dass sie immer noch pikiert wäre. Die unschöne Wahrheit lautete, dass Tarot die einzige Schiffbaustätte war, die nicht zum Festland gehörte. Charisianische Freibeuter und Kreuzer hatten die Küstenboote, die das in den Festlandswerften so dringend benötigte Baumaterial beförderten, schon schlimm genug gepiesackt, behindert und geplündert. Da sie aber den Tarot-Kanal zwischen Tarot und der siddarmarkianischen Provinz Windmoor vollständig kontrollierten, hatten sie damit im Prinzip auch jeglichen Versuch fest im Griff, die entsprechenden Materialien nach Tranjyr zu schaffen. Bäume konnte man vor Ort fällen und sie auch über Land zu den Werften schaffen, auch wenn das langsam und aufwendig war. Schiffsrümpfe konnte man bauen. Auch Segel konnte man selbst weben, und Schiffe aufzutakeln wäre auch möglich gewesen. Aber es gab in ganz Tarot keine einzige Gießerei, die über das erforderliche Fachwissen verfügte, die benötigten Geschütze für die Schiffe fertigen zu lassen. Vor diesem Krieg
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