Die Eiserne Festung - 7
Linie eben ein Taktik-Computer ist. Bis er schließlich zu meinem persönlichen Bibliothekar wurde, hat er sich um Waffensysteme gekümmert, nicht um medizinische Gegebenheiten. Aber der medizinische Computer, der die eigentliche Untersuchung durchführen wird, hat das schon Hunderte Male gemacht, bevor Commodore und Dr. Pei ihn aus dem Transporter geholt und hier unten untergebracht haben. Owl muss nichts anderes tun als diesem Gerät sagen, dass es anfangen soll.«
»Ich verstehe.« Mit ernster Miene blickte Sharleyan den persönlichen Waffenträger ihres Mannes an, unterdrückte aber innerlich ein Grinsen. Merlin gegen seinen Zorn über die Taktlosigkeit dieser KI ankämpfen zu sehen, hatte durchaus etwas Komisches. »Aber wie viel Übung hat es seitdem gehabt?«, fragte sie und gestattete ihrer Stimme, Beunruhigung zu zeigen.
»Nun, was Schwangerschaften betrifft, nicht allzu viel«, gestand Merlin ein. Recht unwillig, bemerkte sie, und warf ihm einen Blick zu. Sie tat besorgt. »Aber das Gerät ist mehr als in der Lage, die Aufgabe zu erfüllen«, fuhr der PICA daraufhin in bemüht beruhigendem Tonfall fort. »Und Eure vollständige Krankenakte ist ebenfalls bereits abgespeichert.«
»Tatsächlich?« Sharleyan blinzelte. »Wie ist das denn passiert?«, fragte sie und kniff die Augen zusammen. Jetzt war ernstlich ihre Neugier geweckt, und so ließ sie davon ab, Merlin weiter aufzuziehen. Aber so ganz hatte sie sich immer noch nicht für diesen kleinen Trick mit der Felswand revanchiert!
»Oh.« Einen Moment lang schien Merlin ernstlich verblüfft. Dann riss er sich zusammen. »Ohm, also, um ehrlich zu sein ...«, setzte er an. »Ich habe dem Computer Euer gesamtes Profil eingegeben. Dafür habe ich eine der Ferndiagnose-Sonden verwendet ... während Ihr geschlafen habt«, setzte er hinzu.
»Während ich geschlafen habe?« Sharleyan warf ihm einen Blick zu, den eigentlich nur ein kleines Mädchen zustande bekommt, das gerade ihrem Kindermädchen erklärt, sie wisse ganz gewiss nicht, wo die frisch gebackenen Kekse hingekommen seien. Nein, Ma'am, ich doch nicht! »Und warum habt Ihr das getan, Seijin Merlin?«, fragte sie in recht scharfem Ton. »Ohne dies mir gegenüber auch nur zu erwähnen, meine ich.«
»Nun, damals hatte die Bruderschaft noch nicht unserem Plan zugestimmt, Euch einzuweihen, was das Tagebuch von Sankt Zherneau betraf«, gab Merlin zurück. »Also hätte ich es Euch nicht erklären können.«
»Also hättet Ihr es mir seinerzeit nicht erklären können«, merkte sie recht nachdrücklich an. »Aber das sagt nichts darüber aus, warum Ihr es mir seitdem nicht erklärt habt. Und es beantwortet auch nicht die eigentlich wichtige Frage: warum Ihr es überhaupt getan habt.«
Lange blickte Merlin sie nur an, dann schüttelte er den Kopf. Du hast doch gewusst, dass dieser Moment kommen wird, rief er sich ins Gedächtnis zurück. Und er hatte nicht damit gerechnet, dass sie allzu wütend auf ihn sein würde.
Aber sicher nicht, dachte er nüchtern. Deswegen hast du dich ja auch so beeilt, hier reinen Tisch zu machen, nicht wahr, Seijin Merlin? Und warum muss Owl ausgerechnet jetzt damit anfangen, unter Beweis zu stellen, dass er in der Lage ist, autonom spontan auf Fragen zu reagieren? Hätte er bloß die Klappe gehalten, so wie immer ...
»Also gut«, seufzte er. »Ich hatte einen guten Grund, dem MediComp Eure Krankenakte einzuspeisen - und auch die Eure, Cayleb«, setzte er noch hinzu, schließlich wusste er, dass der Kaiser ihm aus Cherayth zuhörte. »Nur so konnte ich anfangen, für Euch beide Nanotech zu erstellen.«
»›Nanotech‹?«, wiederholte Cayleb über das Kom. Er sprach das Wort sehr vorsichtig aus, und Merlin nickte.
»Ja. Im Rahmen der Nanotechnologie kann man sehr, sehr kleine Maschinen herstellen. Maschinen, die so klein sind, dass man sie nicht einmal mit dem besten Vergrößerungsglas würde erkennen können, das der beste Optiker auf ganz Safehold schleifen könnte. Hier geht es jetzt um Maschinen, die medizinisch wirksam sind. Die sind darauf ausgelegt, im Inneren eines menschlichen Körpers für seine Gesundheit zu sorgen.«
»Es befinden sich kleine Maschinen in uns?« Sharleyan wusste, dass sie erschüttert klang. Und sie war es.
»Ja. Aber sie sind so winzig, dass niemand ihre Existenz je bemerken wird«, erklärte Merlin hastig. »Und sie werden Euch niemals schaden - und auch niemand anderem!«
»Darf ich angesichts dessen, was Ihr gerade gesagt habt, davon
Weitere Kostenlose Bücher