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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gleichen Status ein wie Euch - was auch für den ganzen Rest des Rates gilt, wenn wir schon dabei sind. Wenn die Herrschaften in die falsche Richtung marschieren, bin ich nicht in der Lage, sie so zur Ordnung zu rufen, wie Ihr das könntet.«
    »Zugegeben.«
    Staynair nickte, und wieder verdunkelte sich einen Moment lang sein Blick. Wave Thunder hatte ganz Recht, was Staynairs und seinen eigenen Einfluss auf Sir Rayjhis Yowance betraf, seines Zeichens Graf Gray Harbor und Erster Ratgeber des Alten Königreiches Charis. Die beiden kannten einander im wahrsten Sinne des Wortes schon seit ihrer Kindheit, und sie vertrauten einander unbedingt. Aber das war nicht der einzige Grund, warum Gray Harbor dem Urteilsvermögen von Erzbischof Maikel Staynair unbegrenzt vertraute.
    Es gibt immerhin einen Grund dafür, dass ich noch nicht einmal in Erwägung gezogen habe, Rayjhis in den Inneren Kreis aufzunehmen, dachte er mit mehr als nur einem Hauch von Trauer. Dann verzog er das Gesicht. Der Gedanke hat etwas tatsächlich Widernatürliches. Es ist wirklich ziemlich dämlich, wenn ein Erzbischof den tief empfundenen persönlichen Glauben des Ersten Ratgebers bedauert, rief er sich selbst innerlich zur Ordnung.
    Andererseits: Staynair musste die tiefe Religiosität des Ersten Ratgebers bedauern. Wie jeder andere Safeholdianer war auch Gray Harbor mit der Kirche des Verheißenen aufgewachsen, und so sehr er auch die ›Vierer-Gruppe‹ und die anderen Männer, die diese Kirche korrumpiert hatten, aus tiefstem Herzen verabscheute, war sein Glaube doch immer noch ungebrochen. Dieser Glaube war ein grundlegender Teil seiner selbst. Dieser Glaube war das, was ihn zu einem so starken und redlichen Mann machte.
    Dieser Glaube aber war der Grund, warum Sir Rayjhis Yowance niemals die Wahrheit über den ›Erzengel‹ Langhorne und die ganze perverse Lüge erfahren durfte, auf der dessen Kirche aufbaute. Daran zerbräche Gray Harbor. Vielleicht aber auch nicht. Yowance war ein wahrhaft starker Mann. Sein Glaube ging tief. Vielleicht würde er auch eine derart tief greifende Krise überstehen ... Doch Staynair war davon überzeugt, dass die Schlacht, die Sir Rayjhis dafür mit sich selbst würde ausfechten müssen, entsetzlich wäre. Eine derart tief greifende Krise würde die starke, selbstbewusste Entschlusskraft erschüttern oder lähmen, die so sehr Teil seiner selbst war - und ihn so hervorragend für seine derzeitige Position geeignet machte.
    Der Erzbischof persönlich hätte aus tiefster Seele ein Dankgebet gesprochen, wenn dem Königreich durch diese Krise lediglich der effektivste Erste Ratgeber verloren ginge, den Charis seit mindestens zwei Generationen erlebt hatte. Vielleicht war das kurzsichtig von Staynair. Doch bevor man ihn zum Bischof ordiniert hatte, war er lange einfacher Priester gewesen. Nacht für Nacht betete Staynair darum, er möge nie Staatsangelegenheiten mehr Augenmerk schenken als der Seele eines Einzelnen. Doch der Priester, der Staynair eben auch immer noch war, fürchtete, dass das Königreich Charis eben nicht nur seines fähigsten Ersten Ratgebers beraubt würde ... und genau darin lag Maikel Staynairs wahres Dilemma. Denn er war ein Mann Gottes.
    Nicht für einen Moment zweifelte Staynair daran, dass Gott die Stärke und die Leidenschaftlichkeit des Glaubens von Männern wie Rayjhis Yowance erkannte. Da spielte es keine Rolle, wie sehr dieser Glaube durch die Männer an der Spitze der Kirche verdorben und entstellt worden war. Diese Männer hatten vergessen, Seelen zu nähren. Wie Staynair selbst Merlin Athrawes gegenüber einmal gesagt hatte, mochte Gott manchen Seiner Diener viel abverlangen. Aber was auch immer Er sonst sein mochte, Er war gewiss alles andere als dumm. Niemals würde Gott einen Mann wie Rayjhis dafür verdammen, an das zu glauben, was zu glauben man ihn gelehrt hatte.
    Eines Tages jedoch würde es nötig werden, die Wahrheit zu verkünden. Glaube konnte und durfte nicht auf einer bewussten Täuschung, auf einer blanken Lüge, basieren. Und diejenigen, die über diese Lüge Bescheid wussten, mussten sie eines Tages auch als solche entlarven. Wie sollten Staynair und die anderen, die ebenfalls die Wahrheit kannten, das dann bewerkstelligen? Welchen Preis würden all diejenigen zahlen müssen, die man gelehrt hatte, genau jene Lüge zu glauben? Maikel Staynairs eigener Glaube war tief und fest. Unerschütterlich. Dennoch zweifelte er keinen Moment daran, dass viele, würde die Wahrheit

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