Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
»Was?«
Grinsend zog er sie vom Stuhl hoch an seine Brust. »Das war meine Vereinbarung mit den Lordregenten. Um keinen Druck auf dich auszuüben, deiner Karriere nicht zu schaden und dich nicht zu ruinieren, habe ich zugestimmt, einen Sitz dort anzunehmen.«
Sie öffnete den Mund. Er war sich nicht sicher, was sie mehr schockierte: sein Einverständnis oder die Gründe dafür. Er legte sie aufs Bett.
Als die Matratze unter seinem Gewicht einsank, blickte sie ihn mit schmalen Augen an. »Du gehörst doch nicht zur Freiheitspartei?«
»Nein. Ich tendiere zur Fahne. Und jetzt zieh dein Nachthemd aus. Ich habe vor, die Mahlzeit zu beenden.«
Obwohl sie errötete und ihr Atem bebte, biss sie sich auf die Lippen, als wäre sie unsicher.
»Ich werde dich nicht vögeln. Nicht heute. Ich habe kein Kondom dabei, und ich werde die Kabine nicht mehr verlassen, bis wir gegen Abend den Ivory Market erreicht haben.« Er strich ihr Haar zurück und beugte sich vor, um seine Lippen auf ihre zu pressen. »Aber ich werde versuchen, dich zum Orgasmus zu bringen, Mina. Ich höre auch auf, wenn du zu große Angst hast – aber dann werde ich es wieder versuchen. Und ich werde es so lange versuchen, bis du Lust verspüren kannst, ohne an die Orgie denken zu müssen. Und wenn es den ganzen Tag dauert. Oder mehrere Wochen. Ich will nämlich nicht, dass du Angst hast, wenn ich schließlich in dir bin.«
»Ich will keine Angst haben.« Sie zögerte. »Hast du lange gebraucht … nach dem Ivory Market?«
»Nein. Weil ich niemanden wollte. Ich habe es nicht einmal versucht. Ich habe mich ganz auf die Terror konzentriert.« Sein Mund hielt auf ihrem Hals inne. Mit einem schiefen Grinsen hob er den Kopf und blickte sie an. »Vielleicht bedeutet das ja, dass ich lange gebraucht habe.«
Sie lächelte zaghaft. »Und seit der Terror ?«
Seit der Terror ? Es hatte zahlreiche Gelegenheiten gegeben, doch nur wenige, die er wahrgenommen hatte. Er hatte nicht viele Frauen gehabt – und er hatte es noch immer nicht gemocht, berührt zu werden. Es war nie darum gegangen, sie zu wollen, sondern darum festzustellen, dass der Ivory Market ihn nicht gebrochen hatte. Wenn er sich Erleichterung verschaffen wollte, genügten ihm seine Fantasie und seine Hand.
Doch dann war Mina aufgetaucht, und die Lust, die in ihm gebrannt hatte, als er ihr den Handschuh abgenommen hatte. Er hatte so etwas sehr selten empfunden … und noch nie dieses Verlangen, das sie in ihm weckte. Selbst seine Fantasien waren besser, wenn Mina darin auftauchte.
»Ich habe alles darauf verwendet, ein Herzog zu sein«, sagte er schließlich. »In meinem Herrenhaus zu sitzen und Geld zu zählen ist ziemlich anstrengend.«
Ihr Lachen war leise und gelöst, ohne eine Spur von Angst. Gut .
Denn von nun an würde Rhys alles, was er hatte, auf sie verwenden.
13
Durch das Abschalten der Motoren der Lady Corsair hatte sich ihre Reise verzögert. Es war beinahe Mitternacht, als Mina an Deck stieg, in Erwartung eines ersten Blicks auf den Market, wobei sie ihre Uniformjacke wohlweislich gegen eine unauffällige schwarze Weste eingetauscht hatte, die straff über der Schutzweste lag. Trahaearn war bereits bei Yasmeen auf dem Achterdeck, und sie wusste, dass sie darüber diskutierten, ob sie bis zum Morgen damit warten sollten, Colbert zu suchen. Diese Entscheidung wurde ihnen allerdings abgenommen, als die berüchtigte Siedlung in einem unübersehbar orangefarbenen Glühen am dunklen Himmel schließlich in Sicht kam.
Der Ivory Market brannte.
Durch das Fernrohr konnte Mina nichts als Flammen und Rauch erkennen.
»Was ist passiert?«
Trahaearn neben ihr schüttelte den Kopf.
Der Anflug der Lady Corsair schien ewig zu dauern, und aus der Entfernung war es unmöglich, das Ausmaß des Feuers einzuschätzen. Trahaearns grimmiger Ausdruck entsprach dem der Kapitänin und der Mannschaft, und sie warteten, die Blicke auf den Horizont gerichtet.
Sie reichten sich gegenseitig das Fernrohr, und das orangefarbene Glühen wurde langsam deutlicher. Mina blickte durch das Rohr und war erstaunt von der Weitläufigkeit des Markets. Sie hatte sich eine etwas größere Version des Rummels bei Chatham vorgestellt und nicht eine Stadt, die sich an der Küste erstreckte. Im orangefarbenen Licht konnte sie den Markt genau ausmachen – eine unüberschaubare Ansammlung von Zelten und Ställen, die im Stadtzentrum einen breiten Streifen bildeten. Flankiert waren sie allerdings von großen Stein- und
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