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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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auch nicht. Sie hätten euch retten müssen . Was für ein Haufen verdammter Feiglinge.«
    Sie hatte ein Glitzern in den Augen. Wut, ja. Doch auch Resignation. »Erstens: Sie glaubten, wir wären es nicht wert, gerettet zu werden. Zweitens: Sie hatten Angst vor der Horde und den Bugs. Drittens: Sie dachten, sie könnten die Horde nicht besiegen. Wusstest du denn, dass du da einfach hineinspazieren konntest? Als du auf Baxters Schiff gedient hast, hast du ihm gesagt, er soll die Themse hinaufsegeln, damit du dir den Turm vornehmen kannst? Wusstest du, dass der Turm einen so großen Einfluss hatte?«
    »Nein«, gestand er widerstrebend.
    »War Baxter ein Feigling? War er nutzlos?«
    Seine Inspektorin war unbarmherzig. Beschwichtigend sagte er: »Kein Feigling. Aber nutzlos? Ja. Bevor der Turm eingestürzt war, ja. Alle waren es. Der Khan, der seine dargas nicht davon abhalten konnte, sich Geld dazuzuverdienen, indem sie acht Jahre alte Jungen auf dem Fleischmarkt verkauften. Das Parlament der Lusitanier, das Buggers verboten hatte, in sein Land zu kommen, jedoch nicht die Minen davon abhielt, Sklavenschiffe voller Menschen mit Schlaghämmern und Bohrern, die an ihrem Körper befestigt waren, herbeizuschaffen. Ich könnte eine Stunde damit zubringen, sie alle aufzuzählen. Von dem Moment an, wo ich auf einem Schiff in Ketten lag, das zum Ivory Market unterwegs war, habe ich eine Liste angefertigt mit sämtlichen Institutionen, die nutzlos waren oder von Heuchlern geführt wurden, und als ich Adam tötete und das Kommando der Terror übernahm, sollte die gesamte Scheißwelt dafür büßen.«
    Sie betrachtete ihn stumm. Er versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen, doch sie hatte diesen durchdringenden und unergründlichen Blick aufgesetzt. Herrgott. Er wusste nicht, was sie davon hielt. Er konnte seine Vergangenheit nicht ungeschehen machen, würde sich nicht schämen und brauchte sich nicht zu rechtfertigen. Er konnte nichts von dem bereuen, was er getan hatte. Trotzdem spielte ihre Meinung eine Rolle.
    Nach einer langen Pause stellte sie lediglich fest: »Du warst wirklich wütend.«
    »Na ja.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich war jung. Und dann bin ich der Sache entwachsen.«
    »Der Revolution?«
    »Ja. Ich habe zu meinen Zeiten Schlimmeres gesehen. Doch ich war nicht derjenige, der es tun musste. Und ich war nie so unbedacht, dass ich mehr zerstört habe als geplant.«
    »Es tut uns nicht leid.«
    »Ich weiß.« Er lächelte zaghaft. »Doch die Engländer sind verrückt.«
    Ihre Augen funkelten amüsiert. »Und das von einem Waliser?«
    »In Caerwys geboren zu sein, macht mich noch nicht zu einem Waliser.«
    »Was bist du dann?«
    »Was schätzt du?«
    Sie schürzte die Lippen. »Du klingst wie ein Seemann: Franzose, Lusitanier und Dockarbeiter in einem. Und ebenfalls ein bisschen Bounder.«
    Jemand, der nirgends so richtig hingehörte, außer auf ein Schiff. Er nickte. »Das kommt hin.«
    »Selbst mit einem Titel? Der bindet dich sowohl an England als auch an Wales.«
    »Ja. Aber es ist etwas anderes.«
    »Für die Revolution zu zahlen?«
    Sie erinnerte sich an das Gespräch an Deck vor zwei Tagen, obwohl sie ordentlich einen im Tee gehabt hatte. »Ja«, sagte er. »Und das verdanke ich Baxter.«
    »Nicht dem König oder der Ratsversammlung?«
    Sie ließ nicht locker. Rhys unterdrückte ein Lachen und trank seinen Kaffee aus. Er mochte es sonst nicht, beim Essen zu reden, doch er genoss das Frühstück mit der Inspektorin in vollen Zügen. Ihre Antworten faszinierten ihn, die Herausforderung, ihre nächste Frage und die Richtung, in die ihre Gedanken gehen würden, vorherzusagen. Er konnte sich gut vorstellen, jeden Tag so zu beginnen – und auf dieselbe Weise zu beenden. Vielleicht sogar Nachrichtenblätter zu lesen, nur um ihre Reaktion auf jeden Artikel zu hören.
    Doch sie wartete auf seine Antwort. »Der Titel bedeutete mir nichts, außer dass er etwas repräsentierte, was ich beinahe zwanzig Jahre lang gehasst hatte. Ich wäre gegangen, wenn Baxter mir nicht erklärt hätte, was er bedeutete. Ich hatte auf einmal Leute und Besitztümer, um die ich mich kümmern musste, und sie gehörten jetzt mir.«
    »Und du beschützt, was dir gehört«, murmelte sie. »Aber wie zahlt sich das aus?«
    »Es zahlt sich nicht aus. Es ist das, was ich tue. Aber ein Herzog?« Er schüttelte den Kopf. »Baxter sagte, ich hätte es verdient. Für meine Arroganz, meine Rücksichtslosigkeit, meinen eigennützigen

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