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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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Achterdeck.
    »In meiner Waffenkiste ist eine Harpune.«
    So sehr sie sich auch beeilte, sie konnte gar nicht schnell genug sein. Mit schussbereiter Harpune kehrte Mina zur Reling zurück – aber da war nichts, auf das sie schießen konnte. Die Tentakel schlängelten sich an den Seiten der Terror hinauf, als nähme eine riesige, grauenvolle Hand von unten das Schiff in Besitz.
    Yasmeen hatte recht. Der Winkel war absolut ungünstig. Nicht aus dieser Richtung, nicht aus dieser Höhe. Also warteten sie ab – hofften das Beste oder erwarteten das Schlimmste. Das Schlimmste wäre, Seile herunterzulassen zu müssen, um zu retten, wen sie retten konnten.
    Oder jetzt ein Seil herunterlassen. Sie wandte sich zu Yasmeen um. »Warum nicht einen Mann neben der Terror an einem Seil herunterlassen? Er hätte eine gute Schussmöglichkeit.«
    »Ich zahle meinen Männern nicht genug, damit sie Selbstmord für mich begehen.«
    »Dann gehe ich«, sagte Mina. »Wenn der Krake das Seil erwischt, können Sie es kappen. Er wird Sie nicht herunterziehen.«
    »Ich bin auch nicht an einem Selbstmord interessiert. Trahaearn würde mich umbringen.« Sie warf einen Blick auf Minas Harpune. »Versuchen Sie es damit, wenn Sie unbedingt etwas tun müssen. Aber Sie gehen nicht da hinunter.«
    Und Yasmeen würde sie auf jeden Fall davon abhalten, wenn sie es müsste. Mina musste an Newberry und die sechs Mannschaftsmitglieder denken, die es gebraucht hatte, um ihn zurückzuhalten. Schon drei von ihnen würden mit Mina fertig … außer sie gab ihnen keine Gelegenheit dazu.
    Mit einer Entschlossenheit, die ihr die Angst nahm, setzte sich Mina in der Nähe der Seile, an denen sich Rhys und Scarsdale zur Terror hinuntergelassen hatten, an die Reling. Man hatte sie wieder heraufgezogen, doch die Enden waren noch immer an den Stahlschlaufen befestigt, die im Deck des Schiffs verankert waren. Direkt darunter befand sich der blaue Streifen Wasser zwischen der Schiffswand der Terror und dem Ballon des Luftschiffs.
    Sie hielt die Harpune fest umklammert. Die Terror begann zur Seite zu kippen, die Masten standen nicht mehr vertikal, sondern neigten sich in einem gefährlichen Winkel dem Wasser zu. Der Krake klammerte sich an die Terror … und sein riesiger Körper würde langsam auf der Unterseite des Schiffs zum Vorschein kommen, wenn es kentern würde. Es gab also keine Wahl.
    Mina packte das Seil, sprang über die Reling und ließ sich mit einer Hand hinabgleiten. Die Reibung verbrannte ihr die Handfläche. Ihr Magen sank schneller, als sie es tat, und der Wind trieb ihr die Tränen in die Augen. Rufe drangen zu ihr – erst von oben und dann von unten. Rhys’ unverkennbare Stimme brüllte, sie solle anhalten.
    Verzeihung, Euer Hoheit . Zu spät für ein Nein.
    Sie stoppte ungefähr drei Meter über der Wasserfläche und hatte nur noch ein kurzes Stück Seil, das unter ihr baumelte. Der Rumpf der Terror ragte über ihr auf, sie hing zu tief, um auf das Deck schauen zu können, der Winkel war zu steil. Die Tentakel waren dunkelgrau und glitschig und an der Stelle, an der sie aus dem Körper wuchsen, so dick wie ein Triebwagen. Die Unterseiten waren mit tellergroßen Saugnäpfen bedeckt, rosafarbenes Fleisch, das pulsierte und sich auf geradezu obszöne Weise um den hölzernen Rumpf der Terror zusammenzog.
    Das lidlose dunkle Auge auf dem prallen, gepanzerten Körper war so groß, dass man mit einem Lastwagen hätte hineinfahren können, und es starrte sie durch das klare Wasser an. Sah es sie? Mina wusste es nicht. Und sie konnte nicht länger warten.
    Sie rieb mit dem Gesicht über die Schulter, um sich die Tränen abzuwischen. Sie atmete tief durch. Mit der verbrannten, blutenden Hand hielt sie sich an dem Seil fest, während sie das lose Ende um ihren Fuß schlang und so eine Schlaufe machte, die ihr Gewicht tragen konnte und die sie sicherte, indem sie das Ende zwischen Sohle und Knöchel klemmte. Sie würde genau einen Schuss haben, und sie musste stillhalten und daran denken, dass das Wasser den Winkel verzerrte.
    Sie zielte tief und schoss.
    Die Harpune traf das Auge der Kreatur in der unteren Mitte. Schwarze Flüssigkeit sprudelte hervor. Die Tentakel hoben sich, und der Schiffsrumpf kreischte auf, dann drehte sich die Terror in ihre Richtung, und der Kiel klatschte zurück ins Wasser. Tentakel schlugen auf die Oberfläche. Mina griff nach oben, bereit hinaufzuklettern, doch etwas peitschte gegen das Seil und entriss es ihrer zerfetzten

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