Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
Handfläche.
Sie fiel – und wurde ruckartig gestoppt, ein durchdringender Schmerz durchzuckte ihr Knie. Mina schrie auf und ließ die Harpune fallen. Sie schwang hin und her, während sie mit dem Kopf knapp einen Meter über dem Wasser hing und das Seil um ihren Fuß durch einen Schleier aus Ungläubigkeit, Schmerz und Tränen anstarrte.
Heiliger Himmel . Langsam spannte sie die Bauchmuskeln an und begann sich hochzuziehen.
»Mina!«
Rhys’ Ruf übertönte alles andere und ließ sie zu ihm hinüberblicken. Die Terror kam näher – Yasmeen war mit dem Luftschiff wahrscheinlich dichter herangeflogen. Männer lehnten mit Bootshaken über der Reling, versuchten, das Seil zu erwischen und sie an Bord zu holen. Erleichterung durchströmte sie und verwandelte sich in Entsetzen, als sie spürte, dass ihr Fuß aus dem Stiefel zu rutschen begann.
Herr im Himmel .
Sie fiel und klatschte ins Wasser. Überraschende Wärme umgab sie, und ein seltsames, geräuschloses Wirbeln. Die dunkle Gestalt des Kraken trieb unter ihr, ohne um sich zu schlagen oder sich zu bewegen. Die Sonne war über ihr. Sie versuchte sich umzudrehen, ruderte mit den Händen. Sie konnte nicht schwimmen. Aber so schwierig konnte das doch nicht sein. Einfach planschen und treten.
Ihre Augen brannten. Sie holte mit den Armen aus und trat mit den Füßen, obwohl ihr Knie höllisch schmerzte. Ihre Lunge schrie nach Luft. Die Sonne schien weit weg zu sein, auch der zitternde Schatten des Luftschiffs. Sie musste einfach nur stärker treten.
Sie konnte nicht. Sie konnte nicht.
Eine dunkle Gestalt schoss durch das Wasser. Rhys – der wie ein Stein sank. Er packte sie, zog sie an sich, und sein fester Griff tat mehr weh als das Nicht-atmen-Können. Jetzt würden sie gemeinsam untergehen. Er hätte nicht zu ihr kommen sollen.
Doch sie wurden nach oben gezogen. Minas Kopf brach durch die Wasseroberfläche, und sie hustete, spuckte Wasser und schluckte neues. Die Ladeplattform schwebte neben ihnen. Rhys schob sie hinauf und zog sich selbst triefend vor Nässe hoch. Ein dickes Seil war um seine Taille geschlungen, das wahrscheinlich von der halben Mannschaft der Terror gehalten wurde. Die Plattform wurde mit einem Rasseln hochgezogen und schwenkte langsam zur Reling der Terror .
Mina musste erneut husten. Ihr nasser Strumpf rutschte herab, als sie an Bord ging, und sie knickte um. Rhys fing sie auf. Die Männer um sie herum jubelten. Nicht Rhys. Sein Gesicht war düster und abweisend. Die Maschinen des Luftschiffs über ihnen verstummten. Es wurde schlagartig still, als Rhys den Befehl bellte, die Lady Corsair an der Terror festzumachen.
Er hob Mina hoch an seine Brust, trug sie zum Achterdeck und setzte sie dort ab. Das Gewicht auf nur ein Bein gestützt und mit einer Hand an der Reling sagte sie: »Lass Kapitän Corsair nicht herunterkommen. Womöglich bringt sie mich um.«
»Ich womöglich auch«, sagte Rhys grimmig, doch er tat es nicht, sondern blickte an ihr vorbei und nickte.
Und auf einmal war Andrew da. Schlaksig, aber stark. Und nicht krank. Er schlang seine Arme um ihre Taille, und sie drückte ihn fest an sich.
»Wenn du Glück hast, werden sie dich umbringen«, sagte er. »Denn das ist nichts gegen das, was Mutter tun wird, wenn sie hört, dass du einen Stiefel verloren hast.«
15
Mina wurde nicht umgebracht, wenn auch alleine deswegen, weil sich beide Kapitäne die Zeitverschwendung, sie zu töten, nicht leisten konnten. Sie hielt sich abseits, als die Zombies über Bord geworfen wurden, gefolgt von Hunts Habseligkeiten und dem Bett des Kapitäns. Hitze stieg ihr ins Gesicht, als die Matratze aus der Gästekabine und ihr Gepäck auf der Plattform in Sicht kamen. Und weil sie Andrew lieber selbst erzählen wollte, dass sie das Bett mit dem Eisernen Herzog teilte, als dass er es von einem der Matrosen erfuhr, humpelte sie über das Achterdeck, um Rhys zu fragen, ob ihr Bruder ihr beim Auspacken und Saubermachen der Kapitänskajüte helfen dürfe.
Ohne den Blick von den Männern abzuwenden, die in die Takelage kletterten, sagte er: »Wenn dein Bruder dir hilft, gibt das Ärger zwischen dem Kabinenjungen und Andrew.«
Oh . Ja, sie konnte sich vorstellen, dass die Männer eifersüchtig über ihre Aufgabenbereiche wachten. »Kannst du ihn dann bitten, mir die Treppe hinunterzuhelfen – und vielleicht meiner Mutter einen Brief zu schreiben, damit meine Familie erfährt, dass ich den Kapitän vögele?«
Mit hochgezogenen Brauen schnellte
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