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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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dass diese Frisur nichts von ihrem Gesicht verbarg. Er mochte die Falte zwischen ihren Brauen, wenn sie ihn finster anblickte. Er mochte, wenn sie vor Zorn die Lippen zusammenpresste und wenn sie sie wieder entspannte. Er mochte ihre kleinen Hände und dass sie nicht gezögert hatte, sie zu benutzen, um sich im Fahrstuhl zu verteidigen – und er mochte es noch viel mehr, wenn ihre Finger seinen Schwanz drückten. Er mochte, wie sich ihre Hosen anschmiegten, wenn sie saß, die Art, wie sie die langen Beine umschlossen, die sich um seinen Rücken schlingen konnten und ihn in ihr festhalten.
    Also schaute Rhys sie an und stellte sich den ganzen Weg nach Chatham vor, wie sie auf ihm ritt.
    Jedenfalls hätte er das gerne getan, wenn sie seine Fantasien nicht mit Fragen unterbrochen hätte, als wären ihre Ermittlungen noch von Belang.
    Das waren sie nicht. Jemand hatte die Terror gekapert. Wer auch immer Haynes getötet hatte, war jetzt seine Angelegenheit. Trotzdem beantwortete er ihre Fragen, weil er ihre volltönende Stimme mochte.
    Ob er Haynes gekannt habe? Ja. Warum Rhys ihn nicht erkannt habe? Sein Gesicht war zerschmettert. Wo sich sein Schiff befunden habe? Es sollte in der Karibik sein. Was mit der Mannschaft geschehen werde? Das hing davon ab, wer das Schiff geentert hatte.
    An diesem Punkt zwang sich Rhys dazu, sich vorzustellen, wie er sie nahm – wild und grob. Wenn er daran dachte, dass die Terror gekapert worden und ein guter Kapitän wie Müll vor seinem Haus abgeworfen worden war, konnte er seinen Zorn nicht mehr im Zaum halten; es war zu überwältigend und zu neu. Doch sein Bedürfnis, die Inspektorin zu besitzen, war ebenfalls überwältigend und neu, also benutzte er es schamlos, um seinen Zorn zu bewältigen.
    Sie waren schon beinahe in Chatham, als ihm wieder einfiel, dass ihr Bruder an Bord war.
    Die Gedanken an die Terror und den Sex traten in den Hintergrund. Zum ersten Mal, seit der Schmied ihm mitgeteilt hatte, wer auf seine Treppe gestürzt war, sah Rhys sie an – und konnte nichts entdecken. Keine Furcht, keine Panik. Doch er erinnerte sich an ihre Stimme, als er von dem Jungen gesprochen hatte … Andrew. Er erinnerte sich an die Sanftheit, die Sorge und das sichere Gefühl, dass sie ihren Bruder vermisste.
    Sie musste Angst haben. Verzweifelt sein. Doch sie verbarg es vollkommen, so wie er seinen Zorn im Zaum hielt.
    Allerdings war es nicht nur seine Wut, die ihn umtrieb. Ein Teil von ihm wollte ihre Angst zerstreuen. Nicht nur die Terror zurückerobern, nicht nur jemanden dafür bestrafen. Die Inspektorin brauchte auch etwas – sie musste wissen, was mit ihrem Bruder geschehen war. Rhys konnte ihr dabei helfen.
    Also spielte sie noch immer eine Rolle in der Angelegenheit – und er hatte einen Grund, sie in seiner Nähe zu behalten.
    Mit quietschenden Bremsen und einem erneuten Rütteln fuhren sie in den Bahnhof von Chatham ein. Rhys betrachtete ihr Gesicht, als sie aus dem Waggon stieg, und sah, dass ihr erster Blick wie bei jedem, der aus London anreiste, in die gleiche Richtung ging – nach oben, wo die Sonne hoch am strahlend blauen Himmel stand, anstatt wie eine schwache Kerze hinter einem grauen Vorhang zu scheinen. Ihre Lippen teilten sich, ihr Ausdruck wurde weicher, und Rhys schwor sich, dass er diesen Ausdruck wiedersehen würde.
    Vorzugsweise, wenn sie ihn ansah, und vorzugsweise, wenn sie unter ihm lag.
    Dann wanderte ihr Blick zu den Luftschiffen, die über dem Fluss angeleint waren. Es waren beinahe fünfzig, die meisten von ihnen ungelenke Schlachtschiffe der Marine – zu langsam und zu schwer gepanzert, um gut steuerbar zu sein, und mit zu lauten Motoren, um unbemerkt über London fliegen zu können. Doch es gab noch andere, die es vielleicht getan hatten, Luftfahrzeuge, die wenige Passagiere oder leichte Fracht über kurze Entfernungen transportierten.
    Rhys kannte sämtliche Kapitäne dieser Lufttaxis, und alle hätten einen Auftrag abgelehnt, der den Eisernen Herzog auf ihr Schiff geführt hätte. Alle bis auf einen.
    Die Lady Corsair schwebte über dem Medway. Yasmeen war ganz schön mutig, ihr Luftschiff an einem Schiffsdock festzumachen. Und wenn die Bezahlung gestimmt hätte und das Gold im Voraus bezahlt worden wäre, hätte sie auch einen Toten über Rhys’ Haus abgeworfen.
    Aber danach wäre sie eine Leiter hinuntergeklettert, hätte mit Scarsdale einen Drink genommen und ihnen beiden erzählt, wer so dumm gewesen war, sie im Voraus zu bezahlen.
    Yasmeen

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