Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
völlig der Wahrheit entsprechend, aber man konnte ja immerhin versuchen, ihn ein bißchen durcheinanderzubringen. »Haben Sie Alex Wijkner gekannt? Ich habe zum Beispiel gehört, daß Ihre Mutter zum Begräbniskaffee dort war?«
    »Nein, ich kann nicht sagen, daß ich sie gekannt habe. Natürlich wußte ich, wer sie war, und in Fjällbacka kennt man ja mehr oder weniger alle, aber die Familie ist vor vielen, vielen Jahren hier weggezogen. Wir haben uns auf der Straße gegrüßt, wenn wir uns begegnet sind, aber mehr war es nicht. Was Mutter angeht, so kann ich nicht für sie sprechen. Sie müssen sie da schon selber fragen. Übrigens, wollen wir nicht du sagen?«
    »Ja gut. Was die Ermittlungen angeht, so hat sich unter anderem gezeigt, daß Alex Wijkner ein, ja, wie soll ich es nennen … ein Verhältnis zu Anders Nilsson hatte. Er ist dir ja wohl bekannt, nehme ich an?«
    Jan lächelte. Ein schiefes, abfälliges Lächeln. »Ja, Anders ist jemand, den hier notgedrungen jeder kennt. Er ist mehr berüchtigt als bekannt, würde ich sagen. Du sagst, er und Alex hatten ein Verhältnis? Du mußt entschuldigen, aber ich habe meine Schwierigkeiten, das zu glauben. Ein etwas ungewöhnliches Paar, um es vorsichtig auszudrücken. Ich kann verstehen, was er in ihr gesehen hat, aber es fällt mir ungeheuer schwer, mir vorzustellen, weshalb sie sich mit ihm hätte einlassen sollen. Bist du sicher, daß sich die Polizei da nicht irrt?«
    »Wir sind sicher, daß es tatsächlich so ist. Und wie war das bei Anders? Hast du ihn richtig gekannt?«
    Wieder sah Patrik ein überlegenes Lächeln auf Jans Lippen, aber diesmal war es noch breiter. Er schüttelte amüsiert den Kopf.
    »Nein. Wir haben uns nicht gerade in denselben Kreisen bewegt, kann man ruhig behaupten. Ich habe ihn manchmal zusammen mit den anderen Alkis unten auf dem Markt gesehen, aber daß ich ihn gekannt hätte, nein, wirklich nicht.«
    Er ließ deutlich erkennen, für wie absurd er diesen Gedanken hielt. »Wir verkehren mit Menschen einer ganz anderen Gesellschaftsschicht, und Asoziale gehören nun einmal nicht zu unserem Bekanntenkreis.«
    Jan tat Patriks Frage ab, als sei sie ein Scherz, aber war da nicht ein Funken Unruhe in seinen Augen zu sehen? Falls dem so war, verschwand er genauso schnell, wie er aufgetaucht war, aber Patrik war sich seiner Sache sicher. Jan gefielen die Fragen nach Anders nicht. Gut, dann wußte Patrik, daß er auf dem richtigen Weg war. Er gönnte es sich, die nächste Frage schon zu genießen, bevor er sie überhaupt gestellt hatte, machte eine theatralische Pause und fragte dann mit unschuldiger Verwunderung: »Aber wie kommt es dann, daß Anders in letzter Zeit eine Menge Telefonate hierher geführt hat?«
    Zu seiner großen Zufriedenheit sah er das Lächeln aus Jans Gesicht verschwinden. Die Frage brachte ihn offenbar aus dem Konzept, und einen Moment konnte Patrik hinter das DandyImage blicken, das Jan so gründlich pflegte. Hinter der Fassade sah er unverfälschte Furcht. Dann nahm Jan sich zusammen, aber er versuchte Zeit zu gewinnen, indem er mit großer Sorgfalt eine Zigarre anzündete und es vermied, Patrik in die Augen zu sehen.
    »Du entschuldigst doch, daß ich rauche?«
    Er wartete die Antwort nicht ab, und Patrik gab auch keine.
    »Daß Anders hier angerufen haben soll, verstehe ich wirklich nicht. Ich habe jedenfalls nicht mit ihm geredet, und das kann ich von meiner Frau wohl auch sagen. Nein, das ist wirklich sehr merkwürdig.«
    Er zog an seiner Zigarre und lehnte sich auf dem Sofa zurück, den Arm lässig auf die Kissen gelegt.
    Patrik sagte nichts. Nach seiner Erfahrung war es die beste Methode, Leute zu veranlassen, mehr zu sagen, als sie wollten, indem man ganz einfach schwieg. Es gab ein Bedürfnis, zu lange währendes Schweigen zu brechen. Patrik kannte sich in diesem Spiel bestens aus. Er wartete.
    »Ach, ich glaube, jetzt weiß ich es.« Jan beugte sich vor und fuchtelte animiert mit der Zigarre. »Jemand hat unseren Anrufbeantworter angerufen und nichts gesagt. Wir haben nur Atemzüge auf dem Band gehört. Und ein paarmal, als ich den Hörer abgenommen habe, war niemand dran. Das muß Anders gewesen sein, der wohl unsere Nummer irgendwoher hatte.«
    »Weshalb sollte er hier anrufen?«
    »Was weiß ich!« Jan hob die Hände. »Vielleicht Neid. Wir haben genügend Geld, und das sticht vielen ins Auge. Solche wie Anders schieben ihr Unglück gern auf andere und da besonders auf Leute, die, im Unterschied zu ihnen,

Weitere Kostenlose Bücher