Die Eisprinzessin schläft
wirklich so war.
»Wollen mal sehen. Ja, wir haben hier einen Robert Ek. Soll ich Sie verbinden?«
Patrik jubelte insgeheim. »Ja, danke.«
Nach ein paar Sekunden hörte er Roberts vertraute Stimme.
»Gerichtsmedizin, Robert Ek.«
»Tag, Robbi, hörst du, wer hier ist?« Patrik war überzeugt, daß Robert seine Stimme nicht wiedererkennen würde, und wollte ihm gerade auf die Sprünge helfen. Aber da vernahm er einen Aufschrei im Hörer.
»Patrik Hedström, du altes Haus. Verdammt, das ist ja ewig her! Wie kommt es, daß du was von dir hören läßt? Ich meine, das ist ja nicht gerade das Übliche.«
Roberts Stimme klang spöttisch, und Patrik fühlte, daß er sich ein wenig schämte. Er war sich bewußt, daß er furchtbar schlecht darin war, mit Leuten in Verbindung zu bleiben. Robert hatte das bedeutend besser im Griff, aber schließlich hatte er es wohl aufgegeben, als Patrik nie von sich aus anrief. Er schämte sich noch mehr, als er daran dachte, daß er jetzt, wo er sich endlich meldete, Robert um einen Gefallen bitten wollte. Aber er konnte nun kaum einen Rückzieher machen.
»Nein, ich weiß, ich bin verdammt nachlässig. Aber jetzt sitze ich tatsächlich auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus, und da fiel mir ein, irgendwie gehört zu haben, daß du hier arbeitest. Also wollte ich mal sehen, ob du da bist, um vielleicht guten Tag zu sagen.«
»Ja, klar. Komm rein, das ist doch richtig irre.«
»Wie finde ich dich? Wo sitzt du?«
»Wir sitzen im Keller. Geh durch den Eingang, nimm den Fahrstuhl nach unten, biege nach rechts ab und geh, so weit du kannst, den Flur hinunter. Ganz hinten ist eine Tür, und dahinter sitzen wir. Klingle dort einfach, dann lasse ich dich rein. Wirklich cool, dich endlich mal wiederzusehen.«
»Finde ich auch. Ja, dann in ein paar Minuten.«
Wieder schämte sich Patrik, daß er im Begriff war, einen alten Freund auszunutzen, aber andererseits hatte er bei Robert so einiges gut. Als sie zusammen studierten, war Robert mit einem Mädel, das Susanne hieß, verlobt, sie wohnten sogar zusammen, gleichzeitig hatte Robert aber eine heftige Affäre mit einer aus ihrer Gruppe, mit Marie, die ihrerseits auch fest liiert war. Fast zwei Jahre ging das so, und die Male, wo er Roberts Haut gerettet hatte, ließen sich kaum zählen. Wieder und wieder hatte er als Alibi gedient und unglaublich viel Phantasie aufbringen müssen, wenn Susanne anrief und fragte, ob er wisse, wo Robert sei.
Jetzt im nachhinein fand er wohl, daß die Sache weder ihm noch Robert zur Ehre gereichte. Aber damals waren sie noch so jung und unreif gewesen, und um ehrlich zu sein, fand er es wohl ziemlich cool und war vielleicht sogar ein bißchen neidisch auf Robert, der gleich mit zwei Weibern rummachte. Natürlich war die Sache zum Schluß geplatzt und hatte damit geendet, daß Robert ohne Wohnung und ohne Frauen dastand. Aber als der geborene Charmeur, der er war, mußte er nicht gerade viele Wochen auf Patriks Couch schlafen, bevor er ein neues Mädel hatte, bei dem er einziehen konnte.
Als man Patrik erzählt hatte, daß Robert im Sahlgrenschen Krankenhaus arbeitet, hatte man auch gesagt, daß der jetzt verheiratet sei und zwei Kinder habe, aber das war etwas, was Patrik sich nur schwer vorstellen konnte. Jetzt würde sich ja herausstellen, wie es damit stand.
Er ging suchend durch die anscheinend unendlichen Krankenhauskorridore, und obwohl die Sache so einfach geklungen hatte, als Robert ihm den Weg beschrieb, gelang es Patrik, zweimal falsch abzubiegen, bevor er endlich am richtigen Ort ankam. Er drückte auf die Klingel und wartete. Die Tür flog auf. »Hallooo!«
Sie umarmten sich herzlich und traten dann jeder einen Schritt zurück, um zu sehen, wie die Zeit mit dem anderen umgegangen war. Patrik konnte feststellen, daß sie Robert nicht sonderlich zugesetzt hatte, und hoffte, daß dieser von ihm dasselbe dachte. Sicherheitshalber zog er den Bauch ein und schob den Brustkorb ein bißchen mehr heraus.
»Komm rein, komm rein.«
Robert führte ihn in sein Büro, das sich als kleine Kammer erwies, die kaum für eine Person Platz bot, geschweige denn für zwei. Patrik studierte Robert näher, als er auf einem Stuhl ihm gegenüber vor dem Schreibtisch Platz genommen hatte. Roberts blonde Haare waren genauso ordentlich gekämmt wie in jüngeren Jahren, und unter dem weißen Laborkittel waren die Sachen genauso gut gebügelt. Patrik hatte immer gedacht, daß Roberts Bedürfnis nach einem ordentlichen und
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