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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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unten vernahm, zusammen mit Emmas und Adrians Lachen. Einen Augenblick lang überlief es sie eiskalt, und sie glaubte, Lucas sei hier, aber dann begriff sie, daß Erica ihn eher auf der Stelle erschossen hätte, als ihn ins Haus zu lassen. Es dämmerte ihr, wer der Besucher war, und neugierig schlich sie sich auf Zehenspitzen auf den Treppenabsatz und spähte zwischen den Latten des Geländers durch. Unten im Wohnzimmer sah es aus, als wäre eine Bombe explodiert. Die Sofakissen waren zusammen mit vier Eßzimmerstühlen und einer Decke zur Bude geworden, und Adrians Bauklötze waren über den ganzen Fußboden verstreut. Auf dem Wohnzimmertisch lag Eispapier in einer Menge, die Anna hoffen ließ, daß Patrik ein Großverbraucher dieser Gaumenfreude sei. Seufzend sah sie ein, daß es wohl äußerst schwer werden würde, ihre Tochter mittags und auch abends zum Essen zu bringen. Besagte Tochter ritt auf den Schultern eines dunkelhaarigen Mannes mit sympathischem Aussehen und warmen braunen Augen. Das Mädchen lachte so sehr, daß es kaum Luft bekam, und Adrian teilte offenbar ihre Freude unten auf dem Fußboden, wo er, nur mit der Windel bekleidet, auf der Decke lag. Doch derjenige, dem es am meisten Spaß zu machen schien, war Patrik, und genau in diesem Augenblick eroberte er für ewig einen Platz in Annas Herz.
    Sie richtete sich auf und hüstelte leicht, um die Aufmerksamkeit der drei Spielkameraden zu wecken.
    »Mama, guck mal, ich hab’ hier ein Pferd.« Emma demonstrierte ihre totale Macht über das »Pferd«, indem sie es fest an den Haaren zog, aber Patriks Proteste waren viel zu sanft, als daß es die kleine Diktatorin scherte.
    »Emma, du mußt mit dem Pferd vorsichtig sein. Sonst darfst du vielleicht nicht mehr darauf reiten.«
    Dieser Hinweis brachte die Reiterin ein wenig zum Nachdenken, und vorsichtshalber streichelte sie mit der gesunden Hand Patriks Mähne, um sicherzugehen, daß sie ihre Reiterprivilegien nicht verlor.
    »Hallo, Anna, ziemlich lange her, was?«
    »Ja, wirklich. Ich hoffe nur, die haben dich nicht völlig geschafft?«
    »Nein, wir hatten ganz viel Spaß miteinander.« Er sah plötzlich ein bißchen bekümmert aus. »Ich bin ganz vorsichtig mit ihrem Arm gewesen.«
    »Da bin ich sicher. Es scheint ihr bestens zu gehen. Schläft Erica?«
    »Ja, sie hörte sich so müde an, als wir heute morgen telefonierten, daß ich mich angeboten habe, hier einzuspringen.«
    »Und offensichtlich mit vollem Erfolg.«

»Ja, obwohl es hier jetzt ein bißchen chaotisch ist. Ich hoffe nur, Erica wird nicht böse, wenn sie aufwacht und sieht, daß ich ihr Wohnzimmer völlig verwüstet habe.«
    Anna fand seine beunruhigte Miene äußerst erheiternd. Es schien, als hätte auch Erica ihn schon zugeritten.
    »Wir werden dann gemeinsam aufräumen. Aber erst brauche ich eine Tasse Kaffee, wirklich. Willst du auch eine?«
    Sie tranken Kaffee und redeten wie alte Freunde. Der Weg zu Annas Herz führte über die Kinder, und die Vergötterung in Emmas Augen ließ sich nicht übersehen. Sie hing an Patrik herum, der nur abwinkte, als Anna die Tochter zu bewegen versuchte, ihn ein Weilchen in Ruhe zu lassen. Als Erica ungefähr eine Stunde später noch ganz verschlafen herunterkam, hatte Anna Patrik schon nach allem ausgefragt, angefangen bei seiner Schuhgröße bis zu dem Grund, warum er sich hatte scheiden lassen. Als Patrik am Ende sagte, jetzt müsse er gehen, protestierten alle Mädels, und Adrian hätte wohl auch eingestimmt, wenn er nicht erschöpft in den Mittagsschlaf gesunken wäre.
    Sobald sie sein Auto wegfahren hörten, wandte sich Anna mit aufgerissenen Augen zu Erica um. »Mein Gooott, er ist ja wirklich der Traum aller Schwiegermütter geworden. Hat er nicht vielleicht ‘nen jüngeren Bruder?«
    Erica lächelte nur glücklich darauf.
     
    Patrik hatte also ein paar Stunden Aufschub gehabt, bevor er sich an die Aufgabe machen mußte, die der Erledigung harrte. Der Gedanke daran war es unter anderem gewesen, der an seinem unruhigen Nachtschlaf schuld gewesen war. Selten hatte es ihm mehr vor etwas gegraut. Er kannte die Lösung für einen der zwei Morde, aber es war keine Sache, die ihn freute.
    Patrik fuhr langsam von Sälvik zum Zentrum hinunter. Er wollte die Angelegenheit so lange wie möglich vor sich her schieben, aber der Weg war nur kurz, und er war schneller am Ziel, als ihm lieb war. Er stellte den Wagen auf den Parkplatz bei Evas Supermarkt und ging das letzte Stück zu Fuß. Das Haus lag ganz

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