Die Eissegler von Tran-ky-ky
einige Tage nach ihrem verzweifelten Unternehmen, so gut wie neu aus.
Von seilen der Nomaden hatte es seit der Zerstörung der großen Moydra keine neuen Aktivitäten mehr gegeben. Es sah aus, als bereiteten sie sich, ganz im Gegensatz zu Hunnars Annahme, auf eine Belagerung vor.
Seit der Ankunft der Nomadenhorde war beinahe eine Woche vergangen, und Ethan langweilte sich ebenso wie jeder sofoldianische Posten, der nichts anderes zu tun hatte als auf der Mauerkrone zu sitzen und über das Eis hinauszustarren.
Er hatte angefangen, Sele zu lernen, eine lokale Variante des Schachspiels. Elfa diente ihm als Lehrerin, nachdem er ihr eindeutig erklärt und sie dabei gewarnt hatte, daß er nur Unterricht in Sele von ihr haben wollte.
Zu seiner Überraschung unterbrach Colette ihre Sitzungen immer wieder, indem sie ihn bat, sie auf einem Spaziergang zu begleiten oder ihr ein tranisches Wort zu erklären - sie machte gute Fortschritte in ihren Sprachstudien - oder irgendeine andere triviale Sache. Einmal hatte sie sogar versucht, die Anfangsgründe des Spieles selbst zu erlernen. Hinter ihm stehend und über seine Schulter gebeugt, galt ihre ganze Aufmerksamkeit dem Brett.
Sie hatte es jedoch abgelehnt, sich ein Kleid aus den hiesigen Materialien machen zu lassen; die Kleidung, die sie auf dem Schiff getragen hatte, war inzwischen abgeschabt und dünn, und jedes Mal, wenn sie sich über ihn beugte, sah sich Ethan einigen nicht verbalen Ablenkungen ausgesetzt. Obwohl er derjenige war, der abgelenkt wurde, war es Elfa, die schließlich verärgert aufgegeben hatte und in königlicher Ungnade devonstolziert war.
Offen gestanden wäre es angenehmer gewesen, behaupten zu können, er merke überhaupt nicht, was um ihn vorging. Aber er hatte in zu vielen Großstädten gearbeitet und auch mit vielen Welten und Leuten zu tun gehabt. Ihm gefiel die Entwicklung überhaupt nicht, die die Dinge nahmen, aber es gab nicht viel, was er tun konnte. Und der Teufel sollte ihn holen, wenn das Ganze ihm nicht auch etwas schmeichelte.
Heute freilich hatte September ihn aus der Bibliothek holen müssen, einem faszinierenden Ort, trotz der ihn fast wahnsinnig machenden Tatsache, daß den Büchern jegliche Illustrationen fehlten. Aber als er den Gesichtsausdruck Septembers sah, war er schnell mitgekommen. Sie begaben sich an einen Ort in der Burg, den Ethan nur selten besuchte.
»Was gibt's denn, Skua? Und warum die saure Miene?«
»Hunnar hat einmal gesagt, er könnte sich kaum vorstellen, daß unsere Freunde dort draußen längere Zeit auf dem Hintern sitzen bleiben, ohne nervös zu werden. Nun. Er hat recht gehabt. Sie sind auch nicht auf ihrem Hintern sitzen geblieben. Tatsächlich sieht es so aus, als arbeiteten sie rund um die Uhr.«
»So, an was denn?« Sie bogen um eine Ecke und gingen eine Rampe hinauf. »Ein neues Katapult?«
»Uh-uh. Hunnar sagt, sie würden Monate brauchen, um wieder so etwas zu bauen. Nachdem ich es selbst gesehen habe, glaube ich ihm sogar. Nein, es scheint, als hätte sich dieser Sagyanak eine andere Überraschung einfallen lassen. Wir können von Glück reden, daß wir es bemerkt haben. Obwohl ich noch nicht so recht weiß, was wir dagegen unternehmen sollen.«
Der Pessimismus beunruhigte Ethan. Während der ganzen Schlacht war er nicht so mißmutig gewesen - eine Insel der Zuversicht in einem Meer des Chaos. Aber nun wirkte er bedrückter, als Ethan ihn je gesehen hatte.
»Woher wissen wir denn um diese ›Überraschung‹?« fragte er schließlich.
»Das Teleskop des Zauberers«, antwortete September. Und als sie um die nächste Ecke bogen, sah Ethan, daß sie tatsächlich Kurs auf die Wohnung des alten Gelehrten genommen hatten.
Sie hatte sich seit seinem letzten Besuch nicht verändert und stank immer noch entsetzlich. Es wäre nicht sehr diplomatisch gewesen, darauf hinzuweisen, aber sein Gesichtsausdruck hätte eigentlich für sich sprechen müssen.
Hunnar erwartete sie, und sein Gesichtsausdruck glich dem Septembers aufs Haar. Und dann war da noch Williams.
Ethan hatte den Schulmeister seit dem Beginn der Kämpfe nur sehr selten gesehen. Sie waren in den Gängen aneinander vorübergegangen und hatten gelegentlich gemeinsam eine Mahlzeit eingeno mimen. Aber je vertrauter sie mit der Sprache und den Leuten von Wannome wurden, desto weniger war es für die Menschen nötig, immer zusammenzubleiben. Ethan vermutete, daß der Lehrer in der Gießerei gewesen war und den Tranhandwerkern bei der höchst
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