Die Eissegler von Tran-ky-ky
sich alleine gestellt hilflos, aber zwei davon können dem Verhungern, dem Erfrieren und der Aussicht auf den sofortigen Tod widerstehen, indem sie einfach über irgendeinen Gegenstand gemeinsamen Interesses schnattern.«
»Wirklich?« spottete September, und seine raupenartigen Augenbrauen krochen in die Höhe. »Gehören Sie auch dieser Kategorie an, Jungchen?«
»Wer, ich?« Ethan lachte glucksend. »Im Augenblick gilt mein größter wissenschaftlicher Ehrgeiz der Vernichtung des größten Steaks im galaktischen Plankubik. Mit Hammouds Barbecuesoße, knusprig gebackenen Reshka, und einer Flasche Lafitte 96 oder meinetwegen auch 97. Und weil wir gerade davon sprechen«, fuhr er fort und wandte sich zur Seite, »was gibt es eigentlich heute Abend zu essen?«
»Eine höchst bedeutsame Frage«, pflichtete September ihm bei und nickte. »Ich habe Hunnar vorgeschlagen, unsere eigenen Lebensmittel vom Boot zu verwenden. Er war zutiefst schockiert, wollte nichts davon hören, behauptete, unsere fremdartigen Gerüche und Aromen könnten dazu führen, daß es einem wichtigen Ratsherrn übel wird. Ich wies ihn darauf hin, daß es seiner Sache auch nicht gerade dienlich wäre, wenn einer von uns sein Abendessen auf besagten Ratsherrn kotzte. Aber er wollte nichts davon hören, meinte, es wäre eine schlechte Solidaritätsbekundung, wenn wir uns weigerten, mit ihnen das Fleisch zu reißen. So kapiere ich jedenfalls den Begriff, den er gebrauchte. Also müssen wir wohl oder übel das über uns ergehen lassen, was der Küchenchef sich ausgedacht hat. Ich hatte keine Chance, mir eine Kopie der Speisekarte zu schnappen. Sie sagten ja, daß es uns keine Schwierigkeiten bereiten dürfte, das Zeug zu essen. Stimmt das?«
»Hoffentlich«, erwiderte Ethan nachdenklich. »Nach meiner Erinnerung sollte das stimmen. Aber das schließt natürlich nicht aus, daß bei dem Bankett ein paar Überraschungen auf uns warten. Ich rate dringend, daß wir uns auf ein oder zwei ganz gewöhnliche Gerichte konzentrieren und gar nicht erst versuchen, den interstellaren Gourmet zu spielen. Das meiste wird wahrscheinlich herzhaft und einfach sein. Haben Sie vielleicht etwas über die hiesige Etikette in Erfahrung bringen können?«
September lächelte. »Man ißt mit den Fingern. Alles weitere müssen Sie improvisieren. Und ob Sie Panzer tragen oder nicht, liegt bei Ihnen.«
»Ich habe Hunnar auch selbst nach den hiesigen Bräuchen gefragt«, meinte Ethan zu September gewandt. Er bemühte sich mit einiger Nervosität, die goldene Schärpe zurechtzuzupfen, die sich schräg über seine braune Jacke aus fleckigem Pelz spannte.
Der königliche Schneider wäre beinahe daran verzweifelt, ihnen dem Anlaß angemessene Kleidung anzufertigen.
Da mit Ausnahme Septembers die Menschen alle so groß wie erwachsene Tran, aber bei weitem nicht so breit waren, war jeder feierliche Anzug groß genug, um darin zwei weitere Menschen zu beherbergen.
Aber der königliche Schneider war ein Meister seines Fachs. Er hatte nahezu mit Lichtgeschwindigkeit Kinderkleidung zurechtgestutzt und mit Säumen versehen, so daß sie jetzt alle gebührend ausgestattet waren.
September flüsterte Ethan zu: »Machen Sie sich darüber keine Sorgen.« Er zwinkerte ihm in einer ganz und gar nicht vertrauenerweckenden Weise zu. »Passen Sie einfach auf, was unsere Nachbarn tun, und tun Sie das gleiche. Ich habe gehört, es wäre durchaus zulässig, um ein gutes Stück Keule zu raufen, solange niemand seinen Nachbarn mit Blut oder den Landgrafen mit Soße besudelt.«
Du Kane zupfte etwas unruhig an seinem Rock, aber Colette schien ihn gut unter Kontrolle zu haben. Was ihre eigene ›Robe‹ anging, so half sie wenigstens, ihren Umfang etwas zu verbergen - obwohl sie unter den massiv gebauten Tran geradezu zierlich wirkte.
Vor ihnen mischten sich die Stimmen der Tran mit brüllendem Gelächter, wütenden Rufen, kurz, den Geräuschen einer munteren Versammlung. Gelegentlich erhob sich über das alles ein sonores Rülpsen.
Es gab auch Musik von Saiteninstrumenten, Trommeln und einem Instrument, das irgendwie an eine bauchwehkranke Oboe erinnerte. Gerüche von gebratenem Fleisch und gekochtem Gemüse regten andere Sinne an. Die Bewunderung und die Unsicherheit, die die Anwesenheit fremder Besucher auslösten, reichte offenbar nicht so weit, daß man mit dem Essen auf sie wartete.
Hunnar erwartete sie vor dem Eingang der großen Halle. Er schien nervöser, als Ethan ihn bisher erlebt
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