Die Eissphinx
ihn verurtheilen will, der versetze sich nur erst in eine Lage gleich der seinen!
Doch… er entschließt sich… Er hält die geschlossene Hand mit den vier Holzstücken hin….
Dirk Peters zieht zuerst… das Glück ist ihm hold… er hat nichts mehr zu fürchten.
Arthur Pym berechnet, daß sich damit die Aussicht für ihn verschlechtert.
Jetzt zieht August Barnard… gerettet… auch er ist gerettet!
Arthur Pym sagt sich, daß er und Parker jetzt die gleiche Aussicht haben.
In diesem Augenblick erfüllt seine Seele die ganze Wildheit des Tigers. Er empfindet gegen seinen armen Kameraden, gegen einen Mitmenschen, den schrecklichsten, teuflischsten Haß…
Fünf Minuten schleichen hin, ehe Parker zu ziehen wagt. Endlich fühlt Arthur Pym, der die Augen geschlossen hält und nicht weiß, ob das Schicksal für oder wider ihn entschieden hat, wie eine Hand die seinige ergreift…
Es war die Hand des Dirk Peters!… Arthur Pym war dem Tode entronnen.
Sofort stürzt sich der Mestize auf Parker, den er mit einem Schlage von rückwärts her zu Boden streckt. Dann folgt – und zwar sogleich – die entsetzliche Mahlzeit, und »Worte vermögen nicht auszudrücken, welches Grausen dabei jeden Theilnehmer erfüllte«.
Ja… ich kannte sie, diese fürchterliche Geschichte, die nicht, wie ich lange Zeit glaubte, erfunden, sondern eine Thatsache war. Am 16. Juli 1827 hatte sie sich an Bord des. Grampus, zugetragen, vergeblich bemühte ich mich aber, zu ergründen, warum Dirk Peters mich jetzt daran erinnerte.
Nicht lange sollt’ ich darüber im Unklaren bleiben.
»Nun, Dirk Peters, sagte ich, ich möchte doch fragen, warum Sie Ihren vorher geheim gehaltenen Namen überhaupt verrathen haben, als die »Halbrane« vor der Insel Tsalal vor Anker lag… warum haben Sie den Namen Hunt nicht auch ferner beibehalten?
– Ja… wissen Sie… Herr Jeorling… man zögerte hier, weiter zu fahren und wollte umkehren… das sah man an allem… und da dacht’ ich… ja, wenn ich sagte, wer ich war… Dirk Peters… der Tauwerksmaat vom »Grampus…. der Gefährte Arthur Pym’s… man würde mich anhören… würde so wie ich glauben, daß er noch am Leben ist… würde versuchen, ihn aufzufinden. Und doch… es war ein bedenkliches Ding… denn zuzugestehen, daß ich Dirk Peters, daß ich es war, der Parker getödtet hatte… doch der Hunger… der verzehrende Hunger…
– Ich bitte Sie, Dirk Peters, fiel ich ein, Sie übertreiben. Wenn das Todesloos auf Sie gefallen wäre, hätten Sie dasselbe Schicksal wie Parker erlitten. Nein, ein Verbrechen lastet nicht auf Ihnen!
– Herr Jeorling… verstehen Sie mich recht… würde die Familie Parker’s wohl ebenso sprechen, wie Sie?
– Seine Familie?… Hatte er denn noch Eltern?
– Ja wohl… und deshalb hatte Pym in seinem Berichte den Namen geändert… Parker hieß gar nicht Parker… sondern…
– Arthur Pym hat recht daran gethan, antwortete ich, und für meinen Theil mag ich den wahren Namen Parker’s gar nicht wissen. Behalten Sie dieses Geheimniß für sich…
– Nein, ich muß es Ihnen mittheilen… es drückt mir das Herz ab… und es wird mir wohl leichter werden, Herr Jeorling, wenn ich Ihnen den Namen genannt habe…
– Nein, Dirk Peters… nein!
– Er nannte sich Holt… Ned Holt…
Holt, rief ich erschreckt, Holt… ebenso wie unser Segelwerksmaat..?
– Der sein leiblicher Bruder ist. Herr…
– Martin Holt… der Bruder Neds?
– Ja… verstehen Sie mich recht… sein Bruder.
– Dieser glaubt aber, daß Ned Holt beim Schiffbruche ebenso wie die übrigen umgekommen sei….
– Das ist aber ein Irrthum… und wenn er wüßte, daß ich…«
In diesem Augenblicke warf mich ein ungemein heftiger Stoß vom Lager.
Die Goëlette neigte sich so stark über Steuerbord, daß ein Kentern zu befürchten war.
»Wer ist denn der Hundsfott am Ruder?«
Es war die Stimme Jem West’s, und der, dem dieses Schimpfwort galt, war Hearne.
»Du hast das Ruder losgelassen? wetterte Jem West, der Hearne schon am Kragen der Jacke gepackt hatte.
– Lieutenant… ich weiß wahrlich nicht…
– Still geschwiegen, sag ich Dir! Du mußt es losgelassen haben… noch etwas mehr und die Goëlette lag mit allen Segeln im Wasser!«
Offenbar war Hearne aus dem einen oder andern Grunde einmal einen Augenblick vom Steuerruder weggegangen.
»Gratian, rief Jem West einen der Matrosen, übernimm das Ruder, und Du, Hearne, hinunter in den Schiffsraum!.
– Plötzlich
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