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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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diesem Tage wieder auftauchte und mit Hand anlegte; er sprach aber gegen niemand auch nur ein einziges Wort.
    Hatte er auf die Hoffnung, Arthur Pym wiederzufinden, verzichtet oder nicht?… Ich wußte nicht, was ich darüber denken sollte.
    Am 8., 9. und 10. Februar beschäftigte man sich mit der weiteren Einrichtung, die am Nachmittag des letzten Datums vollendet wurde. Die Ladung hatte im Innern einer geräumigen Grotte, in die man durch eine enge Oeffnung gelangte, Platz gefunden. Diese grenzte an die andere, die wir bewohnen sollten und worin Endicott auf den Rath des Hochbootsmannes seinen Kochofen aufstellte. Dadurch genossen wir auch etwas von der Hitze des Ofens, der zur Zubereitung und während der langen Tage, oder vielmehr während der langen Winternacht des Südpolargebiets, zur Erwärmung der Höhle dienen sollte.
    Schon von acht Uhr abends an hatten wir von dieser Höhle mit trockenen Wänden und feinsandigem Fußboden Besitz genommen. Durch die vordere Oeffnung fand das Licht ausreichenden Zugang.
    Neben einer Quelle, nahe an der Spitze des Uferlandes gelegen, mußte sie ihrer Orientation nach gegen die schweren Stürme und das Schneetreiben in der schlechten Jahreszeit geschützt sein. Von größeren Raumverhältnissen als die Mannschaftswohnung und das Deckhaus der Goëlette solche boten, hatte sie neben den Lagerstätten auch verschiedene Möbel, Tische, Schränke und Schemel, also für einige Wintermonate hinreichendes Mobiliar, aufnehmen können.
    Während an dieser Einrichtung gearbeitet wurde, konnte ich an der Haltung Hearne’s und der falkländischen Matrosen nichts Verdächtiges wahrnehmen. Alle unterwarfen sich willig der gewohnten Disciplin und entwickelten eine lobenswerthe Thätigkeit. Trotzdem mußte der Mestize beim Boote, das vom Strande aus zu leicht in’s Wasser zu setzen war, stets Wache halten.
    Hurliguerly, der vor allem den Segelmeister und dessen Kameraden im Auge behielt, schien, angesichts des dermaligen Verhaltens derselben, beruhigter zu sein.
    Jedenfalls durfte nicht gezögert werden, eine Entscheidung wegen der Abfahrt derjenigen – wenn eine Abfahrt überhaupt beschlossen wurde – zu treffen, die das Loos dafür bestimmen würde. Wir waren schon am 10. Februar. Noch einen Monat oder höchstens sechs Wochen, und die Fischerei in der Nähe des Polarkreises mußte beendigt sein. Unser Boot hätte sich aber, wenn es nach glücklicher Ueberschreitung der Packeiswand und des Polarkreises keinem Walfänger begegnete, unmöglich über den Stillen Ocean und bis zur Küste Australiens oder Neuseelands wagen dürfen.
    An diesem Abend erklärte der Kapitän Len Guy, nach Zusammenrufung der gesammten Mannschaft, daß diese Frage am nächsten Tage erörtert werden solle, und fügte auch hinzu, daß die Ausloosung sofort stattfinden werde, wenn jene im bejahenden Sinne entschieden worden wäre.
    Diese Mittheilung blieb ohne Antwort, und meiner Ansicht nach konnte eine ernstere Verhandlung doch nur darüber stattfinden, ob es überhaupt zu einer Abfahrt käme oder nicht.
    Es war schon spät und draußen halb dunkel, denn an diesem Datum streifte die Sonne bereits den Horizont, unter dem sie bald ganz verschwinden sollte.
    Ich hatte mich völlig angekleidet aufs Lager geworfen und schlief schon seit mehreren Stunden, als ich durch Rufe, die aus geringer Entfernung herkamen, erweckt wurde.
    Mit einem Sprunge erhob ich mich und eilte vor die Höhle gleichzeitig hinaus mit dem Lieutenant und dem Kapitän Len Guy, die wie ich aus dem Schlafe gestört worden waren.
    »Das Boot!… Das Boot!« rief plötzlich Jem West.
    Das Boot war an der Stelle, wo Dirk Peters es bewachte, nicht mehr vorhanden.
    Nachdem es aufs Meer geschafft worden war, hatten drei Mann mit Fässern und Kisten darin Platz genommen, während zehn andere den Mestizen zu bändigen suchten.
    Hearne war mit dabei und auch Martin Holt, der mir nicht eingreifen zu wollen schien, befand sich in der Nähe.
    Die Elenden wollten sich also des Bootes bemächtigen und vor der geplanten Ausloosung abfahren. Sie gedachten uns einfach zu verlassen!
    Thatsächlich war es ihnen gelungen, Dirk Peters zu überraschen, und sie hätten ihn wohl getödtet, wenn dieser sich nicht mit wahrem Löwenmuth wehrte.
    Gegenüber dieser Meuterei und bei unserer Minderzahl, wo wir nicht einmal wußten, ob auf alle alten Mannschaften zu rechnen war, eilten der Kapitän Len Guy und der Lieutenant nach der Höhle zurück, um Waffen zu holen und Hearne nebst

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