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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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auf, die nämlich, daß ich in der Nacht, wo sich der Umsturz des Eisberges ereignete und die »Halbrane« in die Höhe gehoben wurde, von einem fabelhaften Thiere geträumt hatte, das auf dem Pole der Erde saß und dem nur ein Edgar Poë, mit seiner scharfsinnigen Genialität, seine Geheimnisse zu entlocken verstanden hatte.
    Da sollten aber noch wunderbarere Erscheinungen unsere Aufmerksamkeit erregen, unser Staunen erwecken und uns in Schrecken und Angst versetzen.
    Ich habe schon erwähnt, daß die Schnelligkeit der »Paracuta« seit einigen Stunden immer mehr zunahm. Jetzt war sie so excessiv, daß die Strömung dagegen weit zurückblieb. Da fliegt der von der »Jane« herrührende und am Vordersteven untergebrachte Wurfanker plötzlich hinaus, als würde er von unwiderstehlicher Gewalt angezogen, und seine Leine spannt sich zum Zerreißen an. Es sah aus, als sei es dieser Anker, der über das Wasser hinfliegend uns nach dem Ufer schleppte.
    »Was hat das zu bedeuten? rief William Guy.
    – Zerschneide das Tau, Hochbootsmann, schnell, schnell, befahl Jem West, oder wir zerschellen an den Felsen!«
    Hurliguerly sprang nach dem Vordertheile der »Paracuta«, um das Seil zu zerschneiden. Plötzlich wurde ihm das große Messer, das er dazu in der Hand hielt, entrissen, das Seil zerplatzte und gleich einem Geschosse flog der Wurfanker auf den Bergstock zu.
    Und – siehe da! – gleichzeitig nehmen alle eisernen Gegenstände im Fahrzeuge, die Küchengeräthe, Waffen, der Kochofen Endicott’s, die Messer aus unseren Taschen, denselben Weg, während das Boot in schnellster Gangart auf das Ufer zuschießt.
    Was ging hier vor? Mußten wir zur Erklärung dieser unerklärlichen Dinge annehmen, daß wir uns in der Gegend jener Wunder befänden, von denen ich glaubte, daß sie nur in den Sinnestäuschungen Arthur Pym’s existierten?
    Nein, das waren greifbare Thatsachen, die wir hier vor Augen hatten, keine nur eingebildeten Wundererscheinungen.
    Uebrigens fehlte uns die Zeit zu weiterer Ueberlegung, denn kaum ans Land gelangt, wurde unsere Aufmerksamkeit durch den Anblick eines hier gestrandeten Bootes abgelenkt.
    »Das Boot von der »Halbrane«!« rief Hurliguerly.
    In der That war es das von Hearne geraubte Boot. Da lag es mit gesprengter Wand, die Rippen vom Kiel abgerissen, in gänzlich zerstörtem Zustande… nichts weiter als formlose Trümmerstücke, kurz, das, was von einem Boote übrig bleibt, wenn es vom wüthenden Meere gegen einen Felsen geschleudert wurde.
    Sofort fiel uns ins Auge, daß alle Eisenverbindungen des Bootes fehlten… die Nägel der Seitenwände, die Schiene am Kiel, der Beschlag des Vorder-wie des Hinterstevens und die Haspen des Steuerruders….
    Was bedeutete alles das?
     

    Das Boot lag in gänzlich zerstörtem Zustande.. (S. 423.)
     
    Ein Ausruf Jem West’s brachte uns nach einem schmalen Strande zur rechten Seite des Bootes.
    Hier lagen drei Leichname auf dem Boden – der Hearne’s, der des Segelmeisters Martin Holt und der eines der Falkländer. Von den Dreizehn, die den Segelmeister begleitet hatten, waren nur diese Drei übrig, die den Tod vor einigen Tagen gefunden haben mochten.
     

    Die Eissphinx.
     
    Was war aus den zehn Fehlenden geworden?
    Hatte das Meer ihre Leichen mit hinausgeschwemmt?
    Wir suchten längs des Ufers, in kleinen Einbuchtungen, zwischen den Klippen – nichts wurde gefunden, weder Spuren eines Lagers, noch Eindrücke von einer Landung.
    »Jedenfalls, sagte William Guy, ist ihr Boot auf dem Meere von einem dahintreibenden Eisberge angerannt worden. Die meisten der Gefährten Hearne’s werden ertrunken und nur diese drei Körper, bereits leblos, an die Küste geschleudert worden sein.
    – Wie erklärt sich aber, fragte der Hochbootsmann, dann dieser Zustand des Bootes?
    – Zumal da alle Eisentheile desselben fehlen? setzte Jem West hinzu.
    – Wahrhaftig, bemerkte ich, es sieht aus, als ob alle mit Gewalt davon ausgerissen wären!«
    Während die »Paracuta« der Obhut zweier Leute überlassen wurde, begaben wir uns mehr ins Innere, um unsere Nachsuchungen auf einen größeren Umkreis auszudehnen.
    Wir näherten uns der Bergmasse, die jetzt ganz aus den Dünsten hervorgetreten war und deren Gestalt sich deutlich zeigte. Es war, wie ich schon sagte annähernd die einer Sphinx… einer Sphinx von fast rußiger Färbung, als wäre das Material, woraus sie bestand, von der langen Einwirkung des polaren Klimas oxydiert worden.
    Da kam mir plötzlich ein

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